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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin
Autoren: Alexandre Dumas
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Ihren Händen.«
    »Eure Majestät möge überzeugt sein, daß sie da gut aufgehoben ist.«
    »Was wissen Sie von Madame de La Motte?«
    »Noch weiß auch sie nicht, daß ich diese Frau gefunden habe.
    Bislang behauptet sie, der Graf de Cagliostro habe dem Kardinal den Kopf verdreht. Herr de Cagliostro wird heute bei mir erscheinen und mir Rede stehen.«
    Der Prozess
    Der Graf de Cagliostro war geschickt genug, dem Polizeichef nichts über seine eigenen Spiele mit Olivas hoher Ähnlichkeit zu enthüllen. Er erklärte, das Fräulein aus reiner Menschenfreund-lichkeit bei sich aufgenommen zu haben, um sie vor den ver-derblichen Einfl üssen ihres bisherigen Lebenskreises zu bewahren. Zu wissen, daß Madame de La Motte die leichtfertige, einsam lebende junge Frau zu sträfl ichen Unternehmungen verlei-tet hatte, bestritt er, doch war er bereit, die vielen Briefchen der Gräfi n an Oliva als Beweisstücke vorzulegen und zu bezeugen, daß Jeanne ihre Entführung vorbereitet hatte.
    Unterdessen wurde bekannt, daß die Diamanten in England zum Verkauf geboten worden waren und daß Réteaux de la Villette im Zusammenhang damit verhaftet worden war.
    Mit Réteaux konfrontiert, vernahm Jeanne zu ihrem Entsetzen, wie der Mann demütig gestand, ein elender Fälscher zu sein, die Quittung über den Empfang der Diamanten wie auch das Schriftstück, das der Königin unterstellt worden war, hergestellt zu haben, und dies alles im Auftrag von Madame de La Motte.
    Die Gräfi n war außer sich. Sie behauptete, Herrn Réteaux nie gesehen zu haben, doch nun traten neue Zeugen gegen sie auf den Plan. Ein Droschkenkutscher, den die Polizei aufgetrieben hatte, identifi zierte Réteaux und Jeanne als seine Fahrgäste an jenem Abend, da die Entführung hatte stattfi nden sollen.
    Ein anderer Zeuge, ein Diener des Grafen de Cagliostro, hatte Réteaux an demselben Abend blaß und wartend auf dem Kutsch-bock sitzen sehen, nachdem die Gräfi n ausgestiegen und zu ihrem Haus geeilt war.
    Als der Name Cagliostro fi el, sprang Jeanne auf und stieß wü-
    tende Beschuldigungen gegen den Grafen hervor. Er habe durch schändliche Zaubereien den Kardinal Rohan verhext und ihm die »sträfl ichen Gedanken gegen Ihre Königliche Majestät« eingegeben.
    Der Kardinal verteidigte sich, indem er auch Cagliostro entlaste-te. Der Graf verlangte seinerseits, in Haft genommen zu werden, um seine Unschuld dartun zu können, und sein Gesuch wurde bewilligt. Ankläger und Richter gerieten in Feuer, wie das beim ersten Aufl euchten der Wahrheit zu geschehen pfl egt. Und die öffentliche Meinung nahm sofort für den Kardinal und Cagliostro gegen die Königin Partei.
    Jetzt ließ die unselige Königin die Berichte veröffentlichen, die dem König über ihre nächtlichen Ausfl üge derzeit erstattet worden waren, und forderte Herrn de Crosne formell auf, das Seine dazu zu sagen.
    Gerade als Jeanne am lautesten verkündete, niemals hätten derartige Ausfl üge mit ihrem Willen und Wissen stattgefunden, alle Berichte, die solches besagten, seien erlogene Machwerke, nie sei sie zu nächtlicher Stunde im Park von Versailles gewesen, da wurde Oliva in den Prozeß eingeführt, und dieses lebendige Zeugnis machte das gesamte Lügengebäude der Gräfi n zuschanden.
    Wie war es möglich, daß diese Frau unter den Trümmern nicht begraben wurde? Wie konnte sie sich von diesem Schlag erheben, schrecklicher und böser als je? Wir können dieses Phänomen nur auf ihre erstaunliche Lebenskraft und auf die Feindschaft zurück-führen, mit der man allenthalben der Königin begegnete.
    Als Oliva in ihrer naiven Angst alle Einzelheiten bekannte und selbst die nötigen Beweise lieferte, nahm Jeanne Zufl ucht zu einem verzweifelten Mittel: sie gestand.
    Sie gestand, denn sie wußte, daß sie eine ganze riesige Partei hinter sich hatte, wenn sie endlich das Leugnen aufgab. Sie gestand, weil sie, indem sie die Königin belastete, alle Feinde der Königin zu Verbündeten gewann.
    So wurden in diesem Prozeß zum x-tenmal die Rollen gewechselt. Jetzt erschien der Kardinal als ein Narr, den man an der Nase herumgeführt hatte, Oliva als Hure ohne Poesie und Witz, Jeanne als Intrigantin. Eine bessere Rolle ließ sich bei der Lage der Dinge für sie nicht mehr fi nden.
    Die gemeinste Rolle aber wurde der Königin zugedacht. Jeanne erklärte nunmehr, diese Promenaden hätten ja mit Wissen der Königin stattgefunden. Hinter Sträuchern versteckt, habe sie den lächerlichen Szenen zugesehen und sich
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