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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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anfingen.
    Da warfen sie sich auf Jeanne und suchten sie niederzuziehen, doch sie widerstand siegreich. Sie wollten sie die Kniee biegen machen, aber sie stemmte ihre Muskeln an wie stählerne Klingen.
    Sie blieb in der Luft in den Händen dieser Männer schweben und bewegte ihre Hände und ihre Füße so, daß sie ihnen grausame Wunden beibrachte.
    Sie theilten sich in die Arbeit; einer von ihnen hielt ihr die Füße wie in einem Schraubstock; die zwei Andern hoben sie an den Faustgelenken auf und riefen dem Gerichtsschreiber zu:
    »Lesen Sie, lesen Sie immerhin Ihren Spruch, Herr Gerichtsschreiber, sonst werden wir mit dieser Wüthenden nie zu Ende kommen!«
    »Nie werde ich einen Spruch lesen lassen, der mich zur Ehrlosigkeit verurtheilt,« rief Jeanne, sich mit einer übermenschlichen Stärke sträubend. Und sie verband die That mit der Drohung und übertäubte die Stimme des Gerichtsschreibers durch ein so gellendes Gebrüll und Geschrei, daß sie kein Wort von dem Vorgelesenen hörte.
    Nach beendigter Lesung legte er seine Papiere wieder zusammen und steckte sie in seine Tasche.
    Als Jeanne glaubte, er habe geendigt, schwieg sie und suchte wieder Kraft zu sammeln, um diesen Männern abermals zu trotzen. Sie ließ aus das Gebrülle ein Gelächter folgen, das noch wilder war.
    »Und,« sprach der Gerichtsschreiber, indem er gelassen mit der herkömmlichen Formel schloß, »und der Spruch wird aus dem Executionsplatz im Justizhof vollzogen werden!«
    »Oeffentlich!« brüllte die Unglückliche ... »Oh!«
    »Meister von Paris, ich überantworte Euch dieses Weib,« vollendete der Gerichtsschreiber, indem er sich an den Mann mit der ledernen Schürze wandte.
    »Wer ist dieser Mann?« fragte Jeanne in einem letzten Paroxismus der Angst und Wuth.
    »Der Henker,« antwortete der Gerichtsschreiber, wahrend er seine Manchetten zurecht richtete, mit einer Verbeugung.
    Kaum hatte der Gerichtsschreiber dieses Wort gesprochen, als sich die zwei Henker der Gräfin bemächtigten und sie aufhoben, um sie nach der Gallerie zu tragen, welche sie bemerkt hatte. Wir müssen darauf verzichten, die Art zu schildern, wie sie sich zur Wehr setzte. Diese Frau, welche im gewöhnlichen Leben über eine Schramme in Ohnmacht fiel, ertrug beinahe gegen eine Stunde die Mißhandlungen und Schläge der beiden Henker; sie wurde bis zur äußeren Thüre geschleppt, ohne daß sie einen Augenblick aufgehört hatte, das gräßlichste Geschrei auszustoßen.
    Jenseits dieser Pforte, wo die versammelten Soldaten die Menge im Zaum hielten, erschien plötzlich der kleine Hof, genannt der Justizhof, mit den zwei- bis dreitausend Zuschauern, welche die Neugierde seit den Vorbereitungen und der Errichtung des Schaffots herbeigelockt hatte.
    Auf einer ungefähr acht Fuß hohen Estrade erhob sich ein schwarzer Pfahl, mit eisernen Ringen versehen und überragt von einer Schrift, welche der Gerichtsschreiber, ohne Zweifel auf Befehl, unleserlich zu machen bemüht gewesen war.
    Diese Estrade hatte kein Geländer, man stieg auf einer Leiter ebenfalls ohne Geländer zu ihr hinauf. Die einzige Einfassung, die man hier bemerkte, waren die Bajonette der Schützen. Sie schlossen den Zugang wie ein Gitter mit glänzenden Spitzen.
    Als die Menge sah, daß die Thüren des Palastes sich öffneten, und daß die Commissäre mit ihren Stäbchen kamen, daß der Gerichtsschreiber mit seinen Papieren in der Hand herbeischritt, fing sie ihre wellenförmige Bewegung an, welche ihr Ähnlichkeit mit dem Meere verleiht.
    Bon allen Seiten erschollen die Rufe: »Hier kommt sie! hier kommt sie!« mit nicht sehr ehrenvollen Beiwörtern für die Verurtheilte, und da und dort mit nicht sehr freundlichen Bemerkungen für die Richter.
    Denn Jeanne hatte Recht, sie hatte sich seit ihrer Verurtheilung eine Partei gemacht. Leute, die sie zwei Monate vorher verachteten, hatten sie wieder in Ehren eingesetzt, seitdem sie sich als Gegnerin der Königin aufgeworfen.
    Herr von Crosne hatte Alles vorhergesehen. Die ersten Reihen dieses Schauspielsaales waren von einem Parterre besetzt, das denjenigen ergeben war, welche die Kosten des Schauspiels bezahlten. Man bemerkte hier, neben breitschultrigen Agenten, die eifrigsten Anhängerinnen des Cardinals von Rohan. Man hatte Mittel gefunden, für die Königin die gegen sie erweckten Leidenschaften des Zorns zu benützen. Diejenigen sogar, welche Herrn von Rohan aus Antipathie gegen Marie Antoinette so stark Beifall zugeklatscht hatten, zischten oder
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