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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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mit einer Stimme, welche den ganzen Tumult des Platzes, alle Verwünschungen der ungeschickten Henker beherrschte:
    »Feige Franzosen, Ihr vertheidigt mich nicht, Ihr laßt mich martern!«
    »Schweigen Sie!« lief der Gerichtsschreiber.
    »Schweigen Sie!« rief der erste Commissär.
    »Ich, schweigen! ... Ah! ja wohl!« schrie Jeanne, »was wird man mir thun? ... Ja, wenn ich diese Schmach erdulde, ist es meine Schuld ...«
    »Ah! ah! ah!« rief die Menge, die sich im Sinn dieses Bekenntnisses täuschte.
    »Schweigen Sie!« wiederholte der Gerichtsschreiber.
    »Ja, meine Schuld,« fuhr Jeanne sich krümmend fort, »denn wenn ich hätte sprechen wollen ...«
    »Schweigen Sie!« schrieen Gerichtsschreiber, Commissäre und Henker.
    »Wenn ich Alles hätte sagen wollen, was ich über die Königin weiß ... nun, ich wäre gehenkt, aber nicht entehrt worden.«
    Sie konnte nicht mehr sprechen, denn der Commissär sprang auf das Schaffot, gefolgt von Agenten, welche die Elende knebelten und sie ganz zuckend, ganz gequetscht, das Gesicht angeschwollen, bleifarbig, blutend, den zwei Henkern übergaben, von denen der eine sein Opfer abermals niederbog; zu gleicher Zeit ergriff er das Eisen, das ihm sein Gehülfe zu reichen vermochte. Doch Jeanne benützte wie eine Natter die Unzulänglichkeit dieser Hand, die ihr Genick preßte; sie sprang zum letzten Mal auf, wandte sich mit einer wüthenden Freude um, und bot dem Henker, indem sie ihn mit einem herausfordernden Auge anschaute, ihre Brust, so daß das unselige Werkzeug, das sich auf ihre Schulter senkte, sie am rechten Busen traf und seine rauchende, verzehrende Furche in das lebendige Fleisch eindrückte. was dem Opfer, trotz des Knebels, ein Gebrülle entriß, dem keine Intonation gleichkommt, welche die menschliche Stimme hervorzubringen vermag.
    Jeanne sank unter ihrer Schmach zusammen. Sie war besiegt. Ihre Lippen ließen keinen Ton mehr entschlüpfen, ihre Glieder hatten kein Beben mehr; dießmal war sie wirklich ohnmächtig.
    Der Henker trug sie, gleichsam auf seiner Schulter entzweigebogen, fort und stieg unsicheren Tritts die Leiter der Schande mit ihr hinab.
    Das Volk, mochte es nun den Vorgang billigen oder bestürzt sein, war ebenfalls verstummt, verlief sich aber durch die vier Ausgänge des Platzes erst, nachdem es hinter Jeanne die Thüren der Conciergerie hatte schließen, nachdem es das Schaffot langsam, Stück für Stück, hatte zerstören sehen, nachdem es sich versichert hatte, daß es keinen Epilog bei dem furchtbaren Drama gab, womit das Parlament ihm eine Vorstellung gegeben.
    Die Agenten überwachten Alles bis auf die letzten Eindrücke der Anwesenden; ihre ersten Einschärfungen wurden so klar ausgesprochen, daß es Tollheit gewesen wäre, ihrer mit Knütteln und Handschellen bewaffneten Logik irgend eine Einwendung entgegenzusetzen.
    Die Einwendung, wenn eine vorkam, war gelassen und ganz innerlich. Allmälig nahm der Platz seine gewöhnliche Ruhe wieder an. Nur hatten am Ende der Brücke, als der ganze Haufe sich zerstreut, zwei Männer, junge und bedächtliche Männer, welche sich ebenfalls entfernten, folgendes Gespräch mit einander:
    »Ist es wirklich Frau von La Mothe, die der Henker gebrandmarkt hat, Glauben Sie es, Maximilian?«
    »Man sagt es, doch ich glaube es nicht,« erwiderte der Größere von den zwei Sprechenden.
    »Nicht wahr, Sie sind der Meinung, daß sie es nicht sei? sagte der Andere, ein kleiner Mann mit gemeinem Gesicht, mit einem Auge rund und leuchtend wie das der Nachtvögel, mit kurzem, schmierigem Haar, »nicht wahr, es ist nicht Frau von La Mothe, die man gebrandmarkt hat? Die Stützen dieser Tyrannen haben ihre Mitschuldige verschont. Sie haben, um Marie Antoinette von der Anklage zu entlasten, eine Mlle. Oliva gefunden, die sich als prostituirt bekannte; sie werden auch eine falsche Frau von La Mothe haben finden können, die sich als Betrügerin bekannte. Sie werden mir sagen, es sei da die Brandmarkung ... Bah! Comödie, wofür sich der Henker und das Opfer haben bezahlen lassen, das ist nur theurer!«
    Der Begleiter dieses Mannes horchte, den Kopf wiegend. Er lächelte, ohne zu antworten.
    »Warum antworten Sie nicht?« fragte der häßliche kleine Mann; »billigen Sie meine Ansicht nicht?«
    »Es will viel heißen, wenn man sich am Busen brandmarken läßt,« erwiderte er; »die Comödie, von der Sie sprechen, scheint mir nicht erwiesen. Sie sind mehr Arzt als ich, und Sie hätten das verbrannte Fleisch riechen
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