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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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worden.«
    »Die Theure liebte ihren Vater so sehr,« sprach der König laut; »doch da sie einen guten Gatten findet, so dürfen wir hoffen, daß sie sich trösten wird.«
    Die Königin horchte, oder hörte vielmehr, ohne eine Bewegung zu machen. Jeder, der ihr mit den Augen gefolgt wäre, so lange Charny sprach, hätte sehen können, wie ihr Blut, gleich einem sich senkenden Niveau, von ihrer Stirne in ihr Herz sich zurückzog.
    Als der König wahrnahm, wie der herbeiströmende Adel und die Geistlichkeit den Salon füllten, erhob er plötzlich das Haupt und sprach:
    »Herr von Breteuil, haben Sie den Verbannungsbefehl für Cagliostro ausgefertigt?«
    »Ja, Sire,« erwiderte demüthig der Minister.
    Der Athem eines schlafenden Vogels hätte die Stille der Versammlung gestört.
    »Und diese La Mothe, welche sich von Valois nennt,« fuhr der König mit starker Stimme fort, »hat man sie gebrandmarkt?«
    »In diesem Augenblick muß es geschehen sein,« erwiderte der Siegelbewahrer.
    Das Auge der Königin funkelte. Ein billigendes Gemurmel durchkreiste den Saal.
    »Es wird den Herrn Cardinal ärgern, wenn er erfährt, daß man seine Genossin gebrandmarkt hat,« sprach Ludwig XVI. mit einer zähen Strenge, die man vor dieser Angelegenheit nie an ihm wahrgenommen hatte.
    Und nach diesem Worte Genossin , gegen einen Angeklagten gebraucht, den das Parlament freigesprochen, nach diesem Worte, welches den Götzen der Pariser brandmarkte, nach diesem Worte, das einen der ersten Kirchenfürsten, einen der ersten französischen Prinzen als Dieb und Fälscher verdammte, ließ der König, als hätte er der Geistlichkeit, dem Adel, den Parlamenten, dem Volke eine feierliche Herausforderung zugesandt, um die Ehre seiner Frau zu behaupten, ein Auge umherlaufen, flammend von jenem Zorn und jener Majestät, wie Niemand in Frankeich sie empfunden, seitdem die Augen Ludwigs XIV. sich zum ewigen Schlummer geschlossen hatten.
    Kein Gemurmel, kein Wort der Beipflichtung wurde dieser Rache zu Theil, die der König an Allen nahm, welche zur Entehrung der Monarchie conspirirt hatten. Dann näherte er sich der Königin, und diese reichte ihm ihre beiden Hände mit dem Erguß tiefer Dankbarkeit.
    In demselben Augenblick erschienen am Ende der Gallerie Fräulein von Taverney, weiß von Gewändern, wie eine Braut, weiß von Angesicht, wie ein Gespenst, und Philipp von Taverney, der ihr seine Hand gab.
    Andree kam mit raschen Schritten, unruhigen Blicken, keuchendem Busen herbei: sie sah und hörte nicht; die Hand ihres Bruders verlieh ihr die Stärke, den Muth und gab ihr die Richtung.
    Die Menge der Höflinge lächelte, als die Braut vorüberkam. Alle Frauen nahmen Platz hinter der Königin, alle Männer stellten sich hinter den König.
    Der Bailli von Suffren, der Olivier von Charny an der Hand hielt, kam Andree und ihrem Bruder entgegen, begrüßte sie und vermischte sich dann mit der Gruppe der Freunde und Verwandten.
    Philipp schritt weiter, ohne daß sein Auge dem von Olivier begegnet war, ohne daß der Druck seiner Finger Andree benachrichtigt hatte, daß sie ihren Kopf erheben müsse.
    Als er vor den König gelangt war, drückte er seiner Schwester die Hand, und diese öffnete, wie eine galvanisirte Todte, ihre großen Augen und sah Ludwig XVI., der ihr voll Güte zulächelte.
    Sie verbeugte sich unter dem allgemeinen Gemurmel der Anwesenden, welche ihrer Schönheit Beifall spendeten.
    »Mein Fräulein,« sprach der König, indem er sie bei der Hand nahm, »Sie mußten das Ende Ihrer Trauer abwarten, um Herrn von Charny zu heirathen; hätte ich Sie nicht ersucht, die Heirath zu beschleunigen, würde Ihnen Ihr zukünftiger Gatte, trotz seiner Ungeduld, vielleicht noch einen Monat Aufschub gestattet haben; doch Sie leiden, wie ich höre, und das ist mir sehr leid; aber ich muß mir das Glück guter Edelleute sichern, die mir dienen wie Herr von Charny; hätten Sie ihn nicht heute geheirathet, so wohnte ich Ihrer Hochzeit nicht bei, da ich morgen mit der Königin eine Reise durch Frankreich antrete. So aber werde ich das Vergnügen haben, Ihren Heirathsvertrag heute zu unterzeichnen und Sie in meiner Capelle getraut zu sehen. Begrüßen Sie die Königin, mein Fräulein, und danken Sie ihr, denn Ihre Majestät ist sehr gut gegen Sie.«
    Zu gleicher Zeit führte er selbst Andree zu Marie Antoinette.
    Diese hatte sich erhoben; ihre Kniee zitterten, ihre Hände waren eiskalt. Sie wagte es nicht, die Augen aufzuschlagen, und sah nur etwas Weißes,
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