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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen
Autoren: Evelyn Sanders
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ungewohnter Hochachtung behandelt hatte, ging wieder zur Tagesordnung über. Ich hatte ihn zu absolutem Stillschweigen verdonnert, aber wenn man mit einer künftig berühmten Mutter nicht mal renommieren darf, verliert die ganze Sache ihren Reiz. Die Bereitwilligkeit, im Garten die Blümchen zu bewässern und in der Küche das benutzte Geschirr zu spülen, ließ ebenfalls sehr schnell nach.
    »Du schreibst doch sowieso nicht mehr«, sagte Sascha mürrisch, als ich ihn zum Einkaufen schickte.
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Ich wollte mir ein paar Bogen Schreibmaschinenpapier holen, aber es war gar keins da. Tippst du denn auf Butterbrotpapier?«
    Nein, ich tippte überhaupt nicht mehr, ich ruhte mich vielmehr auf meinen imaginären Lorbeeren aus. Inzwischen war der Vorschuß gekommen, ich hatte ein eigenes Konto eröffnet, dreitausend Mark eingezahlt, für zweitausendachthundert Mark Schecks ausgeschrieben, war Besitzerin einer neuen Waschmaschine mit integriertem Trockner, besaß einen nagelneuen Heißluftherd mit Schaltuhr, und für eine Kaffeemaschine hatte es auch noch gereicht. Der alten hatte ich immer erst einen kräftigen Schlag auf den Deckel geben müssen, bevor sie tröpfchenweise Kaffee produzierte. Derartige Anschaffungen fielen normalerweise in Rolfs Ressort, aber er hatte sie rundweg abgelehnt. Solange die Reparaturkosten für die vorhandene Waschmaschine den Anschaffungspreis einer neuen nicht überstiegen, war er nicht bereit gewesen, das antike Möbel zum Sperrmüll zu stellen. An die ewig verfärbte Unterwäsche mit leichtem Blaustich hatte er sich gewöhnt. Kaffeeautomaten hielt er sowieso für überflüssig, die Prozedur dauerte ihm zu lange. Seine Mutter habe auch keinen besessen und brühe ihren Kaffee sogar heute noch nach Altvätersitte auf.
    »Deshalb knirscht er ja auch immer zwischen den Zähnen!«
    Wenn ich mein schwer erarbeitetes Geld in so profane Dinge wie Haushaltsgeräte stecken mußte statt in eine Kreuzfahrt durch die Karibik, dann lohnte es sowieso nicht, welches zu verdienen.
    Und dann erhielt ich die schwarzumränderte Drucksache mit der Nachricht, daß der Herr Verleger, der mich auf den Thron der schriftstellernden Prominenz hieven sollte, »plötzlich und unerwartet verschieden« sei. Ich rechnete nach und kam zu dem Ergebnis, daß seine Unterschrift unter meinen Scheck eine seiner letzten Amtshandlungen gewesen sein mußte, bevor er gestorben war. Mir blieb nur die Hoffnung, daß beides nicht in ursächlichem Zusammenhang gestanden hatte.
    »Muß ich da etwa kondolieren?«
    »Natürlich mußt du«, sägte Rolf.
    Also sprach ich der mir unbekannten Witwe in wohlgesetzten Worten mein Beileid zum Tod ihres mir ebenfalls unbekannt gebliebenen Gatten aus, worauf eine ebenso wohlformulierte Danksagung erfolgte.
    »Und was wird jetzt aus meinem Buch?«
    »Makulatur.« Tröstend fuhr mir Rolf durch die Haare. »Immerhin hast du eine neue Waschmaschine, in der die Unterhosen langsam wieder weiß werden, und den Vorschuß darfst du auch behalten.«
    »Der ist sowieso schon alle.« Trotzdem rief ich einen befreundeten Rechtsanwalt an.
    »Du gehörst quasi zur Erbmasse«, teilte er mir nach längerem Überlegen mit. »Wer immer auch den Verlag weiterführt, muß dich mit in Kauf nehmen.« Manchmal können Männer wirklich unausstehlich sein!
    Es war eine Dame, die sich brieflich als neue Geschäftsführerin vorstellte und behauptete, sich sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit mir zu freuen. Das Buch werde übrigens im Frühjahr des kommenden Jahres erscheinen.
    Mein Triumphgefühl dauerte nicht lange. Ausgerechnet eine Frau! Vermutlich so eine karrierebewußte Emanze Mitte Vierzig, die ihre Garderobe aus Paris bezog und hinter dem Namen C&A, meiner bevorzugten Einkaufsquelle, bestenfalls einen ausländischen Investmentfonds vermutete. Wie um alles in der Welt sollte ich mit so was klarkommen? Männer in gehobeneren Positionen waren viel leichter zu nehmen. Es gab da so verschiedene Tricks, die ich schon erfolgreich bei Steuerprüfern, Oberkellnern und Studienräten angewandt hatte, aber sobald ich an eine Vertreterin meines eigenen Geschlechts geraten war, hatten diese kleinen Listen nichts genützt. Und jetzt sollte ich ausgerechnet mit einer Frau über Auflagenhöhen, Honorare und all den anderen geschäftlichen Kram verhandeln, von dem ich ohnehin nicht das geringste verstand? Großartig!
    Für hundertneunundachtzig Mark kaufte ich mir einen Hosenanzug, obwohl mir der
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