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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition)
Autoren: Rainer Wekwerth
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reden. Er wurde verschlossen und verfiel in ein wochenlanges Schweigen, das alle Menschen einschloss.
    Sarah Fischer hatte versucht, ihrem Mann beizustehen. Anfangs besuchte ihn sie ihn täglich im Krankenhaus. Selbst als er im künstlichen Koma lag, hatte sie an seinem Bett gesessen, aber als schließlich die Verbände von seinem Gesicht abgenommen wurden, konnte sie das veränderte Aussehen ihres Mannes nicht ertragen. Er war ein Monster, aber schlimmer noch, er war ein Fremder für sie geworden. Nichts erinnerte mehr an den Mann, in den sie sich vor sieben Jahren verliebt hatte. Die Panikanfälle, die seinen Körper unkontrolliert zittern ließen, ängstigten sie und da war nichts mehr in seinem Aussehen oder Verhalten, das ihr hätte Trost spenden können.
    Liebe, Mitleid und Abscheu kämpften in ihr miteinander und die Liebe verlor. Als sie es schaffte, ihre Abscheu vor ihm abzulegen, blieb nur noch das Mitleid und dieses Gefühl konnte keine Basis für eine Ehe sein. Eine Zeitlang hielt sie dieses Pflichtgefühl aufrecht, aber Daniel Fischer spürte ihr verändertes Verhalten und ließ sie gehen.
    Sie wird sich für den Rest ihres Lebens Vorwürfe machen, ihn im Stich gelassen zu haben, dachte Neever, doch er konnte sie verstehen. Nicht viele Menschen konnten ertragen, was sie ertragen sollte.
    Jan Neever hatte einmal mit Fischers Frau gesprochen. Er hatte sie in der Hoffnung angerufen, sie könne ihm helfen, Fischer zu verstehen.
    „Daniel ist nicht mehr an die Oberfläche zurückgekehrt. Er ist dort unten geblieben. Alles, was er jemals war, was er jemals sein wollte, blieb dort.“
    „Wie war es für Sie?“, hatte Neever gefragt und ihr Schluchzen gehört, als sie antwortete.
    „Ich war kurz vor dem Zusammenbruch. Mein Mann war mir fremd geworden und dann die ständige Angst vor diesem Adam, der mein Foto hat und mich zu seiner Fürstin machen wollte, was immer das bedeuten sollte. Polizisten, die Tag und Nacht mein Haus bewachten, mich auf Schritt und Tritt verfolgten. Angst bei jedem Geräusch, Angst bei jedem Schatten. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Daniel ist dort unten geblieben, aber er hat Adam mit nach oben in mein Leben gebracht.“
    „Werden Sie immer noch beschützt?“
    „Nein, die Beamten sind schon vor Monaten abgezogen worden. Nachdem fast zehn Wochen nichts geschehen war, ging man wohl davon aus, dass vielleicht alles nur eine eingebildete Bedrohung war.“ Sie zögerte kurz. „Ich weiß, dass viele von Daniels Kollegen glauben, bei Adam handele es sich nur um das Hirngespinst eines Mannes, der Schreckliches durchgemacht hat. Selbst Andreas Dormark, sein bester Freund bei der Polizei, der wirklich alles versucht hat, um Adam aufzuspüren, ist sich inzwischen nicht mehr sicher, würde es vor Daniel aber nie zugeben.“
    „Was denken Sie?“
    „Ehrlich, ich weiß nicht, was ich glauben soll. Vielleicht gibt es diesen Adam, vielleicht auch nicht. Für Daniel ist er real und er kann sich nicht von ihm befreien. Mein Ex-Mann ist ein Süchtiger des Schmerzes und des Leidens geworden. Er will nicht vergessen.“
    Diese letzten Worte hatten Neever bis ins Mark erschüttert. Sarah Fischer hatte in wenigen Worten zusammengefasst, was auch er als Fachmann erkannt hatte. Fischer wollte sich für den Tod seiner beiden Kollegen bestrafen. Sie waren an seiner Stelle gestorben und das konnte er sich nicht verzeihen.
    Nach dem Weggang seiner Frau war Daniel Fischer in eine Art Agonie versunken. Er sprach auch weiterhin nicht mit dem Psychologen, spulte seine Rekonvaleszenzübungen nur noch halbherzig ab und weigerte sich, von den plastischen Chirurgen operiert zu werden, die ihm Hauttransplantationen für sein entstelltes Gesicht vorgeschlagen hatten.
    Obwohl er nichts dafür tat, schritt seine körperliche Genesung voran, aber sein geistiger Zustand machte den behandelnden Ärzten Sorge. So war er schließlich in der Waldbergklinik gelandet.
     
     
    Neever hatte fast täglich mit ihm Gespräche geführt, aber, wie er sich jetzt zähneknirschend eingestand, eigentlich nur Monologe geführt, denn Fischer hatte kaum etwas zur Therapie beigetragen. Zumeist saß er stumm auf dem bequemen Lederstuhl und starrte zum Fenster hinaus. Nur manchmal, in seltenen Augenblicken, war der Psychologe zu ihm durchgedrungen und die Einblicke, die er in Fischers Seele gewann, hatten ihn erschüttert.
    Daniel Fischer hatte sich nicht nur mit seinem Zustand abgefunden, nein, auf eine selbstquälerische Art und Weise
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