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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition)
Autoren: Rainer Wekwerth
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erkannte sie sofort. Es war das Geschenk seiner Frau zu seinem dreißigsten Geburtstag gewesen. Sarah. Der Name war ein Licht in der Dunkelheit. Ein erster Schimmer seiner wiederkehrenden Erinnerung. Seine Gedanken wurden durch Adam unterbrochen, der die Brieftasche aufklappte und einen in Folie geschweißten Ausweis herauszog.
    „Daniel Fischer“, las er vor. „Polizeikommissar. Polizeirevier Lichtenfels.“
    Es war sein Dienstausweis. Er war Kriminalbeamter. Bilder zuckten wie Blitze durch sein Gehirn. Daniel sah sein Büro, seine Kollegen, Frau Nebronn, die die Gänge des Reviers mit einem altmodischen Schrubber und einem Lächeln im Gesicht wischte.
    „Sie sind vom Rauschgiftdezernat. Richtig?“ Adam ließ Daniel keine Zeit für eine Antwort. „Sie sind gekommen, um meiner kleinen Farm einen Besuch abzustatten.“
    Mit Wucht kehrte alles zu Daniel zurück. Sie hatten einen Tipp von einem Junkie bekommen, der behauptete, dass unter der Erde der Stadt in alten Tunnelstollen und natürlichen Höhlen in großem Umfang Opium angebaut wurde. Zuerst hatten die vernehmenden Beamten gelacht, aber nach der Analyse des Heroins, das man bei dem Drogensüchtigen gefunden hatte, lachte niemand mehr. Es war von einzigartiger Qualität und Reinheit. Unmöglich aus Asien oder Südamerika stammend.
    Fischer hatte den Auftrag bekommen der Sache nachzugehen und nach zweiwöchiger intensiver Ermittlung wusste er, dass der Junkie nicht log. Mit zwei weiteren Beamten und einer notdürftigen Höhlenausrüstung war er in die Kanalisation hinabgestiegen. Sie hatten aufgebrochene Tunnelgänge entdeckt und waren den Spuren menschlicher Anwesenheit in die Tiefe gefolgt. Stunden später waren sie auf die Plantage gestoßen. Weitgestreckte blühende Felder, die von starken Gasdampflampen beschienen wurden. Sie hatten die LKW-Batterien entdeckt, Hunderte davon, die in langen Reihen die Lampen mit Strom versorgten. Daniel und seine Kollegen waren verblüfft von ihrer Entdeckung gewesen und hatten dadurch jede Vorsicht vermissen lassen.
    Der Angriff kam scheinbar aus dem Nichts. Kreischende und springende Schatten, die über sie herfielen. Menschen, die kaum noch Menschen ähnelten. Dunkle, schmutzstarrende Gesichter, in denen die Augen weiß leuchteten. Dreadlocks, die bis weit über die Schultern fielen. Eine Horde tobender Affen hätte nicht erschreckender aussehen können.
    Hauptwachtmeister Tobias Rau hatte es noch geschafft seine Dienstwaffe zu ziehen, aber ob er sie abgefeuert hatte, wusste Daniel nicht, zu diesem Zeitpunkt war er längst bewusstlos gewesen. Der Gedanke an die Kollegen riss ihn aus der Erinnerung.
    „Wo sind Rau und Schneider?“
    Adam lächelte ein freundliches Lächeln. „Für sie ist gesorgt.“
    Er packte Daniel an den Schultern und drehte ihn in eine seitliche Lage, so dass er die linke Höhlenwand sehen konnte.
    Und dann sah er. Aber er begriff nicht. Als er begriff, begann er zu schreien.
    Adam hatte Rau und Schneider pfählen lassen.
     
     
    Die Pfähle, an denen sie wie zerbrochene Marionetten hingen, bestanden aus verwittertem Holz, von menschlichem Blut dunkel gefärbt. Daniel betrachtete die Kollegen, sah ihre schmerzverzerrten Gesichter, die geschundenen Leiber. Beiden Männern waren die Arme an den Schultern ausgekugelt worden, damit sie sich nicht befreien konnten. Der Anblick war mehr, als er verkraften konnte. Daniel weinte.
    „Ihr hättet nicht kommen sollen. Dies ist meine Welt. Betreten verboten. Eltern haften für ihre Kinder.“ Adam grinste.
    „Sie sind ein Monster“, schrie Fischer. „Wie kann man so etwas einem Menschen antun? Wie kann man nur?“ Die letzten Worte erstarben auf seinen Lippen, als fehle ihm die Kraft, sie auszusprechen.
    Adams Grinsen verschwand. „Dies ist der Garten Eden. Ihr habt ihn entweiht und empfangt nun die gerechte Strafe für diesen Frevel.“
    „Sie werden mich töten“, stellte Daniel ruhig fest. Jetzt, da ihm sein eigener Tod zur Gewissheit wurde, überkam ihn eine seltsame Ruhe. Er verstand nicht, warum ihn dieser Gedanke nicht in helle Aufregung versetzte, aber er war dankbar dafür.
    „Ja, das werde ich.“ Adam wirkte fast ein wenig traurig. „Aber dein Tod wird länger dauern als ihrer.“ Sein wulstiger Finger deutete auf die Gepfählten. „Sie waren nur Handlanger, aber du...“ Der Finger richtete sich anklagend auf Daniel. „Du hast sie zu mir geführt.“
    Die Ruhe und der Frieden zerstoben ihm Nichts. Panik nahm ihren Platz ein.
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