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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Mir würd’s nichts ausmachen, wenn sie Selvático zu mir sagten.«
    »Komisch«, sagt Doktor Zevallos, kratzt sich am Hals und gähnt. »Aber möglich, doch, doch. Hat er die Arpa wirklich grün angemalt, Jungens?«
    »Don Anselmo war ein Mangache«, sagt der Affe. »Hier ist er geboren, in diesem Viertel, und ist nie woanders hingekommen. Wie oft hab ich ihn sagen hören, ich bin der älteste Mangache.«
    »Freilich war sie grün«, bestätigt die Selvática. »Und der Bulle hat sie ihm immer wieder neu anmalen müssen.«
    »Anselmo ein Selvático?« sagt Doktor Zevallos. »Möglich, doch, doch, warum nicht, komisch.«
    »Das sind alles Lügen, Doktor«, sagt Lituma. »Uns hat die Selvática nie was davon gesagt, das hat sie jetzt eben erst erfunden. Warum erzählst du das jetzt erst, hm?«
    »Mich hat niemand gefragt«, sagt die Selvática. »Sagst du nicht selber, die Frauen hätten den Mund zu halten?«
    »Und warum hat er dir das erzählt?« sagt Doktor Zevallos. »Früher, wenn man ihn gefragt hat, wo er geboren ist, hat er immer das Thema gewechselt.«
    »Weil ich auch aus der Selva bin«, sagt sie und sieht sich stolz um. »Weil wir Landsleute waren.«
    »Du willst uns zum Narren halten, Nutte«, sagt Lituma.
    »Nutte vielleicht, aber mein Geld paßt dir trotzdem«, sagt die Selvática. »Kommt dir mein Geld auch nuttig vor?«
    Die Leóns und Angélica Mercedes lächeln, Lituma hat die Stirn gerunzelt, Doktor Zevallos kratzt sich immer noch am Hals und schaut nachdenklich drein.
    »Bring mich nicht in Wut, Schatz«, sagt Lituma mit einem künstlichen Lächeln. »Heut wird nicht gestritten.«
    »Paß lieber auf, daß sie nicht wütend wird«, sagt Angélica Mercedes. »Und dich sitzenläßt und du verhungerst. Leg dich nicht mit dem Mann in der Familie an, Unbezwingbarer.«
    Die Leóns feiern sie, ihre Gesichter sind nicht mehr von Trauer verdüstert, sondern sehr fröhlich, und Lituma lacht schließlich auch, Doña Angélica, macht gute Miene, sie sollte doch gehen, wenn sie wollte. Wo sie’s doch war, die sich wie eine Klette an sie hängte, wo sie doch vor Josefino mehr Angst hatte als vorm Teufel. Wenn sie ihn verließ, der würde sie bestimmt umbringen.
    »Hat Anselmo nie mehr wieder über die Selva mit dir geredet, Mädchen?« sagt Doktor Zevallos.
    »Er war ein Mangache, Doktor«, versichert der Affe. »Die da hat das nur erfunden, daß er ihr Landsmann war, weil er tot ist und sich nicht verteidigen kann, bloß um sich wichtig zu machen.«
    »Einmal hab ich ihn gefragt, ob er noch Verwandte in der Selva hat«, sagt die Selvática. »Wer weiß, hat er gesagt, sind bestimmt alle gestorben. Aber bei andern Gelegenheiten hat er’s wieder verneint und gesagt, ich bin als Mangache geboren und werd als Mangache sterben.«
    »Na, sehen Sie, Doktor?« sagt José. »Wenn er ihr einmal erzählt hat, er sei ihr Landsmann, dann wird’s ein Witz gewesen sein. Endlich sagst du die Wahrheit, Base.«
    »Ich bin nicht deine Base«, sagt die Selvática. »Ich bin eine Hure und eine Nutte.«
    »Laß das bloß nicht Padre García hören, sonst kriegt er wieder einen Anfall«, sagt Doktor Zevallos, einen Finger auf die Lippen gelegt. »Was ist übrigens mit dem andern Unbezwingbaren? Warum sieht man euch nicht mehr zusammen?«
    »Krach gehabt, Doktor«, sagt der Affe. »Wir haben ihm den Zutritt zur Mangachería verboten.«
    »War ein schlimmer Bursche, Doktor«, sagt José. »Ein schlechter Mensch. Haben Sie nicht gehört, wie tief der gesunken ist? War sogar eingesperrt wegen Diebstahl.«
    »Aber früher wart ihr unzertrennlich und habt zusammen mit ihm ganz Piura unsicher gemacht«, sagt Doktor Zevallos.
    »Wissen Sie, er war eben kein Mangache«, sagt der Affe. »Ein schlechter Freund, Doktor.«
    »Wir müssen einen Padre finden«, sagt AngélicaMercedes. »Für die Messe, und auch für die Totenwache, damit er für ihn betet.«
    Als sie das hören, setzen die Leóns und Lituma gleichzeitig ein ernstes Gesicht auf, runzeln die Stirn, nicken.
    »Irgendeinen Padre vom Salesianum, Doña Angélica«, sagt der Affe. »Soll ich Sie begleiten? Da gibt’s einen sympathischen, der spielt mit den Kindern Fußball. Padre Doménico.«
    »Versteht was von Fußball, aber Spanisch kann er nicht«, knurrt der Schal heiser. »Padre Doménico, so ein Quatsch.«
    »Wie Sie meinen, Padre«, sagt Angélica Mercedes. »Es war nur, um eine Totenwache zu haben, wie Gott es befiehlt, verstehen Sie? Wen könnten wir denn sonst
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