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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Rohrgeflecht, überall rings um das Lokal tauchen neugierige aufgeregte Gesichter auf, Augen, Haarschöpfe, stoßen Ellbogen, und bricht ein Geschrei aus, das sich über das ganze Viertel auszubreiten scheint, und aus dem Kreischen der Kinder hört man hin und wieder die Namen des Arpista, der Unbezwingbaren und Padre García heraus: Brandstifter, Brandstifter, Brandstifter. Padre García hustet, die Arme weit vorgestreckt, mit hervorquellenden Augen glutrot, die Zunge hängt ihm heraus und versprühtSpeichel. Doktor Zevallos hält ihm die Arme hoch, die Selvática fächelt ihm Luft zu. Angélica Mercedes klopft ihm sanft auf den Rücken und Lituma sieht ganz verwirrt aus.
    »Da geht es doch mit jedem durch, wenn man ohne Grund so beleidigt wird«, sagt er mit unsicherer Stimme. »Es ist nicht meine Schuld, ihr seid Zeugen, daß er angefangen hat.«
    »Aber du warst respektlos, und er ist ein alter Mann, Vetter«, sagt der Affe. »Hat die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
    »Das durftest du nicht, Lituma«, sagt José. »Entschuldige dich, Mann, sieh doch, wohin du ihn gebracht hast.«
    »Ich bitte Sie um Verzeihung«, stottert Lituma. »Beruhigen Sie sich, Padre García. So war’s ja gar nicht gemeint.«
    Aber Padre García wird immer noch von Husten und Würgen geschüttelt, und sein Gesicht ist mit Schleim, Speichel und Tränen bedeckt. Die Selvática wischt ihm mit ihrem Rock über die Stirn. Angélica Mercedes versucht ihm ein Glas Wasser einzuflößen, und Lituma wird blaß, er hatte ihn um Verzeihung gebeten, Padre, und fängt an zu schreien, was sollte er denn noch tun, entsetzt, er wollte doch gar nicht, daß er starb, verdammt noch mal, und ringt die Hände.
    »Reg dich nicht auf«, sagt Doktor Zevallos. »Das ist das Asthma und der Sand, den er eingeatmet hat. Wird gleich vergehen.«
    Aber Lituma kann sich nicht mehr beherrschen, er hatte ihn beleidigt und da konnte er selber nicht mehr, und er jammert fast weinend zwischen den Leóns, die ihn umarmen, da rannte man mit gebrochenem Herzen herum, bei all dem Unglück, er schneidet Grimassen, und mitunter sieht es aus, als wollte er aufschluchzen, Vetter, ruhig, sie verstanden ja, und er schlägt sich auf die Brust: er hatte den Arpista ausziehen müssen, ihn waschen, ihn wieder anziehen, das hielt doch keiner aus, man war schließlich auch nur ein Mensch. Und sie, er sollte sich doch beruhigen. Vetter, nur Mut, aber er konnte nicht mehr, carajo, carajo , konnte nicht mehr, und läßt sich auf einen Hocker plumpsen, das Gesicht in den Händen. Padre García hustet nicht mehr und sieht wieder ruhiger aus, obwohl er immer noch mühsam schnauft. Die Selvática kniet neben ihm, Padrecito, ging’s wieder besser? und er nickt, in seinen Augen war sie eine Sünderin, das war ihre Angelegenheit, knurrend, eine Unselige, aber man mußte schon sehr blöd sein, sich selbst zu verdammen, indem man einen solchen Taugenichts aushielt, einen Mörder, da mußte man ja blöd sein, und sie, ja, Padrecito, aber er sollte sich nicht aufregen, sollte sich beruhigen, war ja schon alles vorbei.
    »Laß ihn doch, wenn er dich beleidigen will, wenn’s ihn beruhigt, Vetter«, sagt der Affe.
    »Ich laß mich ja beleidigen, soll er doch, ich sag ja nichts«, flüstert Lituma. »Soll mich doch beleidigen, Mörder, Taugenichts, nur weiter, solang er will.«
    »Schweig, Schakal«, knurrt Padre García ohne Energie, eindeutig ohne Lust, und in der Tür, hinter dem Rohrgeflecht, klingt Gelächter auf. »Still, Schakal.«
    »Ich bin ja still«, stöhnt Lituma. »Aber beleidigen Sie mich nicht immerzu, ich bin ein Mann, ich mag das nicht, halten Sie den Mund, Padre García. Sagen Sie’s ihm, Doktor Zevallos.«
    »Ist ja schon vorbei, Padrecito«, sagt Angélica Mercedes. »Sagen Sie nicht solche Wörter, bei Ihnen klingt’s wie eine Sünde, Padre, werden Sie nicht so wütend. Wollen Sie noch ein Kaffeechen?«
    Padre García holt ein gelbliches Schnupftuch aus der Tasche, na schön, noch ein Kaffeechen, und schneuzt sich kräftig. Doktor Zevallos streicht sich die Augenbrauen glatt, wischt mit einer ärgerlichen Geste den Speichel von den Rockaufschlägen.
    Mit der Hand fährt die Selvática über die Stirn Padre Garcías, glättet ihm die Haarsträhnen an den Schläfen, und er läßt sie machen, unwirsch und fügsam.
    »Mein Vetter möcht Sie um Verzeihung bitten, Padre García,« sagt der Affe. »Es tut ihm leid, was passiert ist.«
    »Er soll Gott um Verzeihung bitten und aufhören, die
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