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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Zevallos.
    »Finden Sie’s richtig, daß ihr Vater als Angestellter bei ihr gearbeitet hat?« sagt Angélica Mercedes.
    »Doktor Zevallos hält alles für richtig«, knurrt Padre García. »Jetzt wo er alt ist, hat er entdeckt, daß es nichts Böses auf der Welt gibt.«
    »Sie sagen das so sarkastisch«, lächelt Doktor Zevallos. »Aber sehen Sie, da ist was Wahres dran.«
    »Don Anselmo wär gestorben, wenn er nicht hätte spielen können, Doña Angélica«, sagt der Affe. »Künstler können nicht ohne Kunst leben. Was ist schon unrecht dran, daß er bei ihr gespielt hat? Die Chunguita hat ihn gut bezahlt.«
    »Trinken Sie Ihren Kaffee aus, mein Freund«, sagt Doktor Zevallos. »Ich bin plötzlich furchtbar müde und kann kaum noch die Augen aufhalten.«
    »Da kommt unser Vetter, Affe«, sagt José. »Er sieht ganz mitgenommen aus.«
    Padre García steckt die Nase in die kleine Kaffeetasse, stößt ein dumpfes Knurren aus, als die Selvática, die Schuhe in der Hand, die Augen stark geschminkt, aber kein Rot auf den Lippen, sich über seine Hand beugt und sie küßt. Lituma klopft den Staub von seinem grauen Anzug, der grüngesprenkelten Krawatte, wischt über die gelben Schuhe. Seine Haare sind ungekämmt und glänzen von Brillantine, seine Gesichtszüge sind eingefallen, und er begrüßt Doktor Zevallos sehr ernst.
    »Die Totenwache wird hier sein, Doña Angélica«, sagt er. »Die Chunga hat mir aufgetragen, es Ihnen zu sagen.«
    »Hier bei mir?« sagt Angélica Mercedes. »Warum laßt ihr ihn nicht da, wo er ist? Wozu ihn hierher transportieren, den Ärmsten?«
    »Willst du vielleicht, daß die Totenwache in einem Bordell veranstaltet wird?« röchelt Padre García. »Wie stellst du dir denn das vor, du?«
    »Ich stell mein Haus natürlich gern zur Verfügung, Padre«, sagt Angélica Mercedes. »Ich hab bloß gemeint, es ist eine Sünde, mit dem Toten durch die Gegend zu laufen. Ist das kein Sakrileg?«
    »Als ob du überhaupt wüßtest, was das ist, ein Sakrileg«,knurrt Padre García. »Red nicht von Dingen, die du nicht verstehst.«
    »Der Bulle und der Jüngling sind unterwegs, um den Sarg zu kaufen und um auf dem Friedhof alles zu regeln.« Lituma hat sich zu den Leóns gesetzt. »Nachher bringen sie ihn her. Die Chunga bezahlt alles, Doña Angélica, den Schnaps, die Blumen. Sie sollen nur Ihr Haus zur Verfügung stellen.«
    »Ich finde es sehr richtig, daß die Totenwache in der Mangachería sein soll«, sagt der Affe. »Schließlich war er ein Mangache, da sollen auch seine Brüder die Totenwache halten.«
    »Und die Chunga bittet Sie sehr, die Messe zu halten, Padre García«, sagt Lituma. Er gibt sich Mühe, natürlich zu sprechen, aber die Worte kommen nur zögernd über seine Lippen. »Wir sind schon bei Ihnen gewesen, um’s Ihnen zu sagen, aber es hat niemand aufgemacht. Gut, daß ich Sie hier treffe.«
    Die leere Suppenschale rollt auf den Fußboden, und auf dem Tisch entsteht ein Wirbel von schwarzen Falten, mit welchem Recht, Padre García bearbeitet die Piqueoschüssel, wer hatte ihm gestattet, das Wort an ihn zu richten, und Lituma springt auf, Brandstifter, was war denn das für ein Ton: Brandstifter, Padre García will sich aufrichten und zappelt in den Armen Doktor Zevallos’, Kanaille du, Schakal, und die Selvática zerrt Lituma an der Jacke, er sollte den Mund halten, stößt kleine Schreie aus, sollte es nicht an Respekt fehlen lassen, war ein Priester, sie sollten ihmdas Maul stopfen. Aber er würde ja sehen, in der Hölle, Kanaille du, da würde er für alles büßen, wußte er, was das war, die Hölle. Das Gesicht zornrot, den Mund verzerrt, zittert Padre García wie ein Grashalm, und Lituma will sich von der Selvática losreißen, kann sie aber nicht abschütteln, Brandstifter, er ließ sich nicht beleidigen, ließ sich nicht Kanaille schimpfen, Brandstifter, und Padre García versagt die Stimme, er gewinnt sie wieder, schlimmer war er als diese Sünderin da, die ihn aushielt, und fuchtelt mit aufgeregt zitternden Händen, ein Parasit, der vom Schmutz lebt, ein Schakal, und jetzt halten auch die Leóns Lituma fest: er würde ihm die Fresse einschlagen, diesem Alten, das ließ er sich nicht gefallen, auch wenn er Geistlicher war, verfluchter Brandstifter. Die Selvática hat zu weinen angefangen, und Angélica Mercedes schwenkt kampfbereit einen Hocker in der Luft, bestimmt würde sie ihn ihm auf den Kopf knallen, wenn er auch nur einen Millimeter vortrat. In der Tür, hinter dem
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