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Das große Wawuschel-Buch

Das große Wawuschel-Buch

Titel: Das große Wawuschel-Buch
Autoren: dtv
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seine Zottelfinger darin herum. Dazu hielt er krächzend ein zorniges Selbstgespräch.
    »Wänn äch däch bläß mät däm Wäwoschelboch zobern kännte«, krächzte er. »Äs äst so ärgerläch! Äch mässte änen Wäwoschel häben, däm äch befählen kännte, wäs är zäbern säll. Äch gläbe, äch fänge mär däs kläne Wäwoschelmädchen.«
    So krächzte der grässliche Mamoffel und Wischel musste es mit anhören. Entsetzlich! Der Mamoffel wollte sie fangen, weil er selbst nicht mit dem Wawuschelbuch zaubern konnte und einen Wawuschel brauchte, der es für ihn tat. Und hier im Gebüsch lag sie, die arme Wischel. Wenn der Mamoffel sie womöglich entdeckte   …!
    Die Angst kroch Wischel bis in den Magen hinein. Dadurch passierte etwas, was gerade jetzt nicht passieren durfte: Sie bekam einen Schluckauf! Einen Schluckauf, der wie eine Serie von Revolverschüssen durch den stillen Wald knallte: Hick! Hick! Hick!
    Der Mamoffel fuhr zusammen. Erschrocken blickte er nach rechts und nach links, sprang von seiner Wurzel herunter, um fortzulaufen   – und stieß mit dem Fuß gegen Wischel.
    »Hick!«, machte Wischel und bekam zu dem großen Schluckauf auch noch das große Zähneklappern. Dem Mamoffel seinerseits blieb eine Sekunde der Mund offen stehen vor Staunen. Dann fing er an, krächzend und grässlich zu lachen: »Hähähä! Hähähä! Däs äst äne Äberräschung! Däs kläne Wäwoschelmädchen hächstpersänläch! Wo äch äs mär geräde gewänscht häbe! Komm mät, wär wällen zäsämmen etwäs Schänes zobern!«
    Damit wollte er die wehrlose Wischel schnappen und sie mit sich fortschleppen. Aber zum Glück war Wuschel da. Endlich konnte Wuschel zeigen, dass er nicht nur einen großen Mund hatte, sondern wirklich Mut, wenn es darauf ankam. Und jetzt kam es darauf an! Wild wie ein Wolf sprang er aus dem Gebüsch und versuchte, den Mamoffel niederzuwerfen. Vergebens leider, denn der Mamoffel war größer und schwerer als er. Doch dadurch ließ Wuschel sich nicht entmutigen. Es ging um Wischel und für Wischel wollte er kämpfen, solange er noch Luft holen konnte.
    Wieder rannte er gegen den Mamoffel an.
    »Hähähä«, lachte der, klemmte das Zauberbuch unter den gleichen Arm, mit dem er Wischel festhielt, und schleuderte Wuschel mit der freien Hand zur Seite. Das strengte ihn kaum an, er war ja stark, sehr stark! Wuschel purzelte kopfüber ins Moos, sprang wieder auf und stürmte von Neuem gegen den Mamoffel. Diesmal versuchte er, Wischel loszureißen. Umsonst. Eisern hielt der Mamoffel sie fest und wieder bekam Wuschel einen Stoß,dass er über den Boden kullerte. Weiter ging der Kampf. Wuschel tat, was er konnte, aber jedes Mal, wenn der Mamoffel ihn zu Boden schleuderte, wurde er schwächer. Er schnaufte und keuchte, er hatte eine Beule am Kopf, er blutete an der Nase. Dem Mamoffel dagegen machte alles nichts aus. »Hähähä«, lachte er höhnisch und behandelte Wuschel wie eine lästige Fliege.
    Wahrscheinlich hätte der Kampf für die Wawuschelkinder ein trauriges Ende genommen, wenn nicht jetzt die Dunkelheit über den Wald gefallen wäre. Die Dunkelheit aber ist die Zeit der Korkse. Oben von ihren Bäumen aus hatten die Kirkse die Rauferei entdeckt, und kaum steckte der Oberkorks seinen Kugelkopf aus der Höhle, sagten sie ihm Bescheid.
    »Dis kliene Wiwischelmidchen ind in indirer Wiwischil kimpfen mit dim Mimiffel«, flüsterten und wisperten sie aufgeregt.
    Als die Korkse das hörten, kamen sie von allen Seiten angelaufen, um Wuschel und Wischel zu helfen. Denn erstens hatten sie es versprochen und zweitens wollten sie einen Herd gezaubert haben. Im Nu zerrten mindestens zwanzig Korkse an dem Mamoffel herum. Und wenn sie auch kleiner waren als er und längst nicht so stark   – gegen zwanzig Korkse kam der Mamoffel nicht an. Sie rissen an seinem Fell, an den Ohren, an den Zottelhaaren, sie krabbelten auf seine Schultern, zwickten ihn in die Nase und in den Rücken. Was sollte er tun? Um sich zu wehren, ließ er zuerst Wischel los und dann das Zauberbuch. Das kostbare Zauberbuch!

    Wischel wusste zuerst nicht, wie ihr geschah. Die Hand, an der sie der Mamoffel gepackt hatte, war verrenkt. Außerdem hatte sie so heftig mit den Zähnen geklappert, dass ihr das ganze Gesicht wehtat. Erschöpft lehnte sie sich gegen einen Baum. Am liebsten wäre sie davongelaufen, irgendwohin, wo es keinen Mamoffel gab. Oder in die Korkshöhle tief unter der Erde. War der Eingang nicht hier in der Nähe?
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