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Das große Wawuschel-Buch

Das große Wawuschel-Buch

Titel: Das große Wawuschel-Buch
Autoren: dtv
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nicht. Jedenfalls muss ich in dem Buch nachsehen, mit welcher Begründung wir Wuschel befreien können. Sonst behauptet Zacharias Löwenherz, wir hätten ihm sein Eigentum gestohlen.«
    »Aber er ist es doch, der Wuschel gestohlen hat!«, rief Wischel empört. »Gestohlen und eingesperrt!«
    »Großartig!« Der Bürgermeister schlug sich aufs Knie vor Vergnügen. »Du hast es erfasst. Und hier in dem Buch steht auch die richtige Bezeichnung für so eine Untat: Freiheitsberaubung! Er hat Wuschel seiner Freiheit beraubt, indem er ihn mitgenommen und in einen Käfig gesperrt hat wie ein Tier. Wawuschels aber sind keine Tiere. Das sieht man schon daran, dass sie sprechen können. Deshalb dürfen sie auch nicht wie Tiere eingesperrt werden. Jawohl, Freiheitsberaubung! Fräulein Patzig! Holen Sie Stockmeier!«
    Stockmeier war der Name des Polizeischefs. Fräulein Patzig ärgerte sich nicht wenig, dass sie nun auch nochdurch das ganze Haus laufen musste, um ihn zu suchen. »Es handelt sich um Wawuschels«, erklärte sie ihm spitz, nachdem sie ihn endlich gefunden hatte, aber er begriff kein Wort.
    Dann erst, als er vom Bürgermeister seinen Auftrag erfuhr, machte er Augen, so rund und groß wie Fünfmarkstücke.
    Da sollte er sich doch tatsächlich mit einem kleinen Mädchen und einem noch viel kleineren Wawuschel zum Jahrmarkt begeben, um einen anderen Wawuschel aus dem Käfig herauszuholen. Wo er bisher noch nicht einmal gewusst hatte, dass es so etwas wie Wawuschels überhaupt gab. Weil er jedoch ein guter und tüchtiger Polizeischef war, wunderte er sich höchstens eine Minute. Er fragte auch nicht viel, sondern tat, was von ihm verlangt wurde.
    »Jawohl, Herr Bürgermeister«, schnarrte er, »wird erledigt.«
    »Auf Wiedersehen, kleines Wawuschelmädchen«, brummte der Bürgermeister und strich Wischel über die grünen Haare. »Ich freue mich, dass du mich besucht hast. Es war beinahe wie eine Geschichte aus dem Märchenbuch, und wenn ich meinen Kindern davon erzähle, glauben sie bestimmt kein Wort. Hoffentlich kommst du gut nach Hause. Und vielleicht besuchst du mich einmal mit deiner ganzen Wawuschelfamilie?«
    Also, das konnte sich Wischel nicht recht vorstellen. Ganz gewiss würden weder der Wawuschelvater noch die Wawuschelmutter irgendwo hingehen, wo es so vieleMenschen gab, von der Großmutter und dem miesepetrigen Onkel ganz zu schweigen. Aber das dachte sie nur im Stillen, denn sie wollte den netten Bürgermeister nicht kränken.
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie nur. »Vielen Dank, dass du so freundlich warst. Und auch für die roten Himbeerdinger vielen Dank.«
    Dann krabbelte sie blitzschnell an dem Bürgermeister hinauf und gab ihm einen Kuss mit ihrem kleinen Wawuschelmund.
    »Du bist beinahe wie der Wawuschelvater«, flüsterte sie und der Bürgermeister war ganz gerührt. Er hatte auch allen Grund dazu. Bestimmt ist er der einzige Mensch auf der Welt, der jemals einen Wawuschelkuss bekommen hat.

10.   Kapitel
Der Bart ist ab
    Zum Abschluss ihres Besuchs beim Bürgermeister erlebte Wischel noch ein großes, gewaltiges Abenteuer. Sie fuhr in einem Auto! Denn dass ein Polizeichef nicht zu Fuß bis zum Jahrmarkt geht, ist klar. In dem Auto wartete bereits ein Hilfspolizist, der dem Polizeichef bei dem schwierigen Unternehmen beistehen sollte.
    »Steig ein«, sagte er zu dem Menschenmädchen.
    Wischel blinzelte durch das Loch in der Einkaufstasche. Schon beim Anblick des großen grünen Autos war ihr angst und bange geworden. Als das Menschenmädchen nun gar einen Fuß hineinsetzte, quietschte sie laut auf.
    »Nein, nein, nein! Nicht da hinein! So ein Dings hat dem Drachen die Schwanzspitze platt gefahren. Es ist gefährlich.«
    Das Menschenmädchen lachte.
    »Unsinn! Ein Auto ist höchstens gefährlich, wenn man darunterkommt. Drin herumfahren macht Spaß, das wirst du schon merken. Hab keine Angst, ich passe auf, dass dir nichts passiert.«
    Ehe Wischel sich’s versah, saß sie im Auto. Das Menschenmädchen holte sie sogar aus der Tasche heraus und nahm sie auf den Schoß.
    »Schau durchs Fenster! So etwas hast du sicher noch nicht gesehen.«
    Nein, so etwas hatte Wischel wirklich noch nie gesehen. Plötzlich fing alles an zu flitzen. Menschen, Häuser, andere Autos   – alles flitzte vorbei. Ungeheuerlich war das, kaum zu glauben, wie in den Geschichten, die die Wawuschelgroßmutter manchmal erzählte. Nur dort passierten solche Dinge, die es eigentlich gar nicht gab. Wischel sagte nichts mehr, sie
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