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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
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lag noch drau­ßen auf der Landzunge. Doch die Landzunge war noch ein Stück weiter ins Meer hinausgeglitten.
    Ich möchte heute keinen Kaffee, sagte der Vater hastig und setzte den Hut auf. Ich muss hinunter und nach dem Wasserstand sehen.
    Such bitte auch den Fischer, sagte die Mutter. Damit er rechtzeitig eingeladen wird.
    Das tue ich, schrie die Kleine My dem Vater nach. Denn er könnte ja heute Abend schon etwas vorhaben.
    Doch der Fischer war verschwunden. Vielleicht hatte er sich im Gestrüppwäldchen versteckt, saß drinnen und war still und dachte daran, dass sein Geburtstag war!
    Der Kuchen war fertig und stand mit seinen drei Kerzen auf dem Tisch. An der Decke hatten sie Girlanden aus Ebereschen und Wachol­derzweigen befestigt, und die Kleine My hatte einen großen schlam­pigen Strauß mit roten Hagebutten gepflückt.
    Warum bist du so still, fragte sie.
    Ich denke, sagte Mumintroll und umrandete den Kuchen mit klei­nen weißen Steinen.
    Was hast du gemacht, dass sie warm wurde? fragte My neugierig. Ich war später noch einmal unten. Der Sand war gar nicht gefroren.
    Was weiß ich, sagte Mumintroll und errötete. Du verrätst hoffent­lich nichts.
    Hah. Meinst du, ich sei eine Klatschbase, sagte die Kleine My. Die Geheimnisse anderer interessieren mich viel zu wenig, als dass ich sie weitertrage. Im übrigen erzählt sie ja früher oder später jeder selbst. Auf dieser Insel gibt es viele Geheimnisse, das kannst du mir glauben. Ich kenne sie alle. Sie lachte aufreizend und lief davon.
    Der Vater kam mit einem Armvoll Holz außer Atem die Treppe hinaufgerannt. Deine Mutter kann nicht mit der Axt umgehen, sagte er. Aber sägen, das kann sie! Ich muss wohl den Holzplatz etwas größer machen, damit wir dort beide arbeiten können.
    Er ließ das Holz vor den Herd purzeln und fragte, findest du, ich könnte dem Fischer meinen alten schwarzen Hut geben? Ich gehe doch bestimmt nicht mehr mit einem Zylinder.
    Tu das, sagte Mumintroll. Du hast ja den des Leuchtturmwärters.
    Der Vater nickte und ging hinauf in die Kuppel, um nach Einwickel­papier zu suchen.
    Er hob eine leere Kiste auf, die über den Gasbehältern lag und hielt mitten in der Bewegung inne. Hier war ein Vers, den der Vater bisher übersehen hatte. Die Spinnenworte des Leuchtturmwärters wanderten über die Wand mit langen einsamen Zwischenräumen:
    Am dritten Oktober, las der Vater, 
    ist mein Geburtstagsfest 
    Doch niemand singt mir dazu Lieder 
    der Wind kommt von Südwest 
    Und Regenwetter ist es wieder.
    Aber das ist ja heute, dachte der Vater überrascht. Auch der Leucht­turmwärter hatte heute Geburtstag ... wie merkwürdig.
    Er kramte etwas Papier hervor und stieg die Eisenleiter hinab. Die anderen waren dabei, die Möglichkeiten zu diskutieren, wie sie den Fischer in den Leuchtturm lotsen könnten.
    Der kommt nie, sagte die Kleine My. Er hat Angst vor dem Leucht­turm. Er macht lange Umwege, um nicht daran vorbeigehen zu müssen.
    Können wir ihn nicht mit etwas locken, schlug Mumintroll vor. Habt ihr irgend etwas Hübsches? Wollen wir ihm etwas vorsingen? Vermorrt noch mal, sagte die Kleine My. Dann haut er bestimmt ab. Die Mutter stand auf und ging entschlossen an die Tür. Nein, wisst ihr was, sagte sie, ich gehe den armen Querkopf auf ehrliche Art und Weise einladen. Die Kleine My kann ihn erst einmal aus dem Gestrüpp­wäldchen locken.
    Als sie hinkamen, saß der Fischer vor dem Wäldchen mit Stief­mütterchen im Haar. Er stand sofort auf und betrachtete sie erwartungs­voll.
    Wir gratulieren zum Geburtstag, sagte die Mutter und knickste. Der Fischer senkte ernst den Kopf: Ihr seid die ersten, die meinen Geburtstag nicht vergessen haben, sagte er. Ich fühle mich sehr geehrt. Wir haben ein kleines Fest bei uns vorbereitet, sagte die Mutter. Im Leuchtturm? fragte der Fischer und sein Gesicht wurde kleiner. Dort will ich nicht hin.
    Nun hören wir uns das einmal schön an, sagte die Mutter ruhig.
    Wir brauchen den Leuchtturm nicht einmal anzusehen, wir machen hübsch die Augen zu und reichen die Pfote. My, lauf vor und setze das Kaffeewasser auf, bitte. Und zünde die Kerzen an.
    Der Fischer schloss fest die Augen und streckte die Pfote aus. Die Mutter nahm sie und führte ihn vorsichtig durch die Heide zum Leuchtturmberg hin.
    Und hier machen wir einen großen Schritt, sagte sie.
    Ich weiß, antwortete der Fischer.
    Als die Tür knarrte, zuckte er zusammen und wollte nicht weiter.
    Es gibt Kuchen, und wir haben Girlanden,
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