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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
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Mütze mit Sonnen­lichtern besticken. In Gold. Aber es ist natürlich niemals dieselbe Sache, wenn sie sich nicht bewegen... Na und überhaupt! Was soll man schon mit einer neuen Mütze, wenn das Gefährliche kommt. Man kann schließlich genauso gut in der alten untergehen... Die Filifjonka schleppte ihren Teppich an Land und schlug ihn gegen den Berg und fing an, mürrisch auf dem Teppich herumzukriechen, damit das Wasser ablau­fen konnte.

    Es war zu schönes Wetter. Unnatürlich schön. Irgend etwas würde geschehen! Sie wusste es. Irgendwo hinter dem Horizont zog sich etwas Schwarzes und Gefährliches zusammen - es arbeitete sich heran, es kam, immer schneller...
    «Man weiß nicht einmal, was es ist», flüsterte die Filifjonka vor sich hin. «Das ganze Meer wird schwarz, es murmelt... der Sonnenschein erlischt...»
    Ihr Herz begann zu pochen, der Rücken wurde ihr kalt, sie drehte sich hastig um, als sei etwas hinter ihr. Aber dort glitzerte das Meer wie vor­her, die Sonnenlichter spielten auf dem Grund und tanzten in Kreisen, der Sommerwind streichelte ihr tröstend die Nase.
    Aber es ist nicht leicht, eine Filifjonka zu trösten, die das Entsetzen gepackt hat und die nicht weiß warum.
    Mit zitternden Pfoten breitete sie den Teppich zum Trocknen aus, raffte Seife und Bürste an sich und eilte nach Hause, um Teewasser auf­zusetzen. Die Gafsa hatte versprochen, gegen fünf vorbeizukommen.

    Filifjonkas Haus war groß und nicht besonders hübsch. Irgendjemand, der seine alten Farben loswerden wollte, hatte es außen dunkelgrün an­gestrichen und innen braun. Die Filifjonka hatte es von einem Hemul gemietet, ohne Möbel, der ihr versichert hatte, dass dort im Sommer immer ihre Großmutter gewohnt habe.
    Und da die Filifjonka stark verwandtschaftliche Gefühle hatte, mein­te sie sofort, dass sie zur Erinnerung an die Großmutter da wohnen müsse.
    Am ersten Abend hatte sie verwundert auf der Treppe gesessen: Großmutter musste in ihrer Jugend ganz anders gewesen sein - eine echte Filifjonka mit Sinn für die Schönheit der Natur sollte sich hier, an die­sem dürftigen, schrecklichen Strand niedergelassen haben? Das konnte man sich nicht vorstellen! Kein Stückchen Garten für Marmeladen-Sträucher! Nicht ein bisschen was von Baum, den man in eine Laube verwandeln konnte! Nicht mal eine schöne Aussicht!
    Die Filifjonka seufzte und betrachtete verloren das grüne Dämmer­meer, dessen Brandung den Strand einsäumte, soweit man schauen konnte. Grünes Meer, weißer Sand, roter Tang... Eine Landschaft, wie geschaffen für Katastrophen! Kein sicheres Fleckchen!

    Und dann, ja eben, dann hatte Filifjonka zu wissen bekommen, dass es sich um einen Irrtum handelte. Sie war ganz unnötig in dieses ent­setzliche Haus an diesem entsetzlichen Strand gezogen. Ihre Großmutter hatte in einem ganz anderen Haus gewohnt. So ist das Leben!
    Filifjonka hatte aber schon ihrer ganzen Verwandtschaft von dem Umzug geschrieben gehabt, nun konnte sie das Haus doch nicht wieder verlassen, fand sie. Die Verwandten könnten sonst glauben, sie sei ge­wissermaßen sprunghaft.
    Filifjonka machte also die Tür hinter sich zu und versuchte, es sich im Inneren des Hauses so gemütlich wie möglich zu machen. Es war nicht leicht. Die Zimmer waren so hoch, dass die Decke immer im Schatten lag. Die Fenster waren groß und ernst, und keine Spitzengar­dinen der Welt vermochten sie freundlicher zu machen. Es waren nicht Fenster, durch die man hinausschauen konnte, sondern Fenster, in die jemand hineinschauen konnte - und das gefiel der Filifjonka nicht.
    Sie bemühte sich, gemütliche Ecken einzurichten, aber sie wurden nicht gemütlich. Ihre Möbel verloren sich. Die Stühle suchten Schutz beim Tisch, das Sofa kroch erschrocken an die Wand, und die Licht­kreise der Lampen waren ebenso verloren wie das ängstliche Licht einer Taschenlampe in einem dunklen Wald.
    Wie alle Filifjonken besaß sie eine Menge Nippsachen. Kleine Spiegel und Familienphotographien in Samtrahmen, Muscheln, kleine Kätz­chen und Hemule aus Porzellan, die auf Spitzendeckchen standen, schöne Sprichwörter, gestickt in Silber und Seide, winzige Väschen und hübsche Teewärmer in Form von Mymlas - eben alles solche Dinge, die das Leben leichter, es weniger groß und gefährlich machen.
    Doch alle diese schönen und geliebten Dinge verloren in dem düsteren Hause am Meer ihren Sinn und ihre Sicherheit. Die Filifjonka trug sie umher, vom Tisch auf die Anrichte und von da
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