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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
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Wasser. Wie Schnee wuchs überall weißes Wollgras, und es roch angenehm und modrig.
    Das Moor ist verboten, dachte der Homsa laut. Es ist verboten für kleine Homsas, und die großen gehen niemals hin. Aber außer mir weiß niemand, warum es gefährlich ist. Mit großen, schweren Rädern rollt hier spät in der Nacht der Gespensterwagen. Weit in der Ferne hört man ihn rollen, doch niemand weiß, wer ihn fährt...
    «O nein», sagte der Homsa schaudernd. Plötzlich bekam er Angst. Sie fing im Bauch an und kroch in ihm empor. Eben noch hatte es keinen Wagen gegeben und niemand hatte jemals von ihm gehört. Aber jetzt dachte er ihn - und augenblicklich gab es ihn. Dort, irgendwo, weit weg, nur auf die Dunkelheit wartend, um anzurollen!
    «Ich glaube», sagte Homsa, «ich glaube, jetzt bin ich ein Homsa, der zehn Jahre lang sein Zuhause gesucht hat, und nun fühlt dieser Homsa, dass er irgendwo hier ganz in der Nähe wohnt.»
    Er schnupperte nach einer Himmelsrichtung und fing an loszugehen.
    Dabei dachte er: Moorschlangen und lebendige Pilze, die einem nach­kriechen... Bis es sie gab und bis sie anfingen, aus dem Moor hervorzu­wachsen!
    Die könnten einen kleinen Bruder im Handumdrehen verschlucken, dachte er betrübt. Vielleicht haben sie es schon getan. Überall sind sie. Ich befürchte das Schlimmste. Aber noch kann man hoffen: es gibt Rettungsexpeditionen!
    Er fing an zu laufen.
    Armes Brüderchen, dachte Homsa. So klein und so dumm! Haben die Moorschlangen ihn geschnappt, habe ich kein kleines Brüderchen mehr, dann bin ich der kleinste...
    Er schluchzte und lief, sein Haar wurde feucht vor Entsetzen, er stürzte den Abhang hinab, am Holzschuppen vorbei, die Treppen hinauf und schrie immer wieder: «Vater! Mutter! Das Brüderchen ist aufgegessen!»
    Homsas Mutter war groß und voller Sorgen. Sie hatte immer Sorgen. Jetzt sprang sie auf, die Erbsen rollten aus ihrer Schürze über den ganzen Boden, und sie rief: «Na, na, was du nicht sagst! Wo ist der Kleine? Hast du nicht auf ihn aufgepasst?»
    «Ach», sagte Homsa und beruhigte sich ein wenig, «er ist im Moor in ein Schlammloch gefallen. Und fast sofort kam aus einem anderen Loch eine Moorschlange heraus, wand sich um seinen kleinen dicken Bauch herum und biss ihm die Nase ab. Ja, so war es. Ich bin ganz verzweifelt, aber was soll man tun? Es gibt so furchtbar viel mehr Moorschlangen als kleine Brüder!»
    «Eine Schlange»! schrie die Mutter.
    Doch der Vater sagte: «Beruhige dich. Homsa schwindelt wieder. Du wirst schon sehen, er schwindelt nur.»
    Und Homsas Vater blickte rasch hinaus auf den Hang, um gar nicht erst unruhig zu werden. Und dort saß das Brüderchen und aß Sand.

    «Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass man nicht schwindelt», sagte der Vater, und die Mutter weinte ein bisschen und sagte: «Ob man ihm eins hinter die Löffel gibt?»
    «Das sollte man wahrscheinlich tun», meinte der Vater, «aber ich bin im Augenblick einfach zu müde dazu. Aber er soll wenigstens zugeben, dass es abscheulich ist, zu schwindeln.»
    «Ich habe nicht geschwindelt», sagte Homsa.
    «Du hast doch gesagt, dass dein kleiner Bruder aufgefressen wurde; aber er ist ja gar nicht aufgefressen», erklärte der Vater.
    «Na dann ist doch alles gut», sagte Homsa. «Freut ihr euch denn nicht darüber? Ich freue mich furchtbar darüber und bin ganz erleichtert. Solche Moorschlangen können im Handumdrehen jeden auffressen, wisst ihr! Nichts bleibt übrig, nur noch Wüste, wo nachts die Hyänen lachen.»
    «Du, ach bitte!» sagte die Mutter.
    «Also ist alles gut gegangen», meinte fröhlich der Homsa. «Gibt es heute Abend Nachtisch ?»
    Da wurde Homsas Vater plötzlich zornig und sagte:
    «Heute Abend bekommst du keinen Nachtisch. Du bekommst überhaupt kein Abendbrot, bevor du nicht begriffen hast, dass man nicht schwindeln darf.»

    «Aber das ist ja klar, dass man das nicht darf», sagte Homsa erstaunt, « es wäre abscheulich!»
    «Siehst du», sagte die Mutter. «Lass den Kleinen jetzt essen, er begreift doch nichts.»
    «Nein», sagte der Vater. «Wenn ich sage, er bekommt heute kein Abendbrot, dann bekommt er keins.»
    Denn der arme Vater befürchtete plötzlich, dass Homsa ihm nie wieder glauben würde, wenn er sein Wort zurücknähme.
    Also musste der Homsa bei Sonnenuntergang Schlafengehen, und er grollte seinem Vater und seiner Mutter. Natürlich hatten sie sich schon oft schlecht benommen, aber noch nie so dumm wie heute Abend Hom­sa beschloss, Reißaus
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