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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
Autoren: Meike Winnemuth
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geschnitten? Wir haben Messerschleifen und Schlachterknoten gelernt, damit der Braten schön in Form bleibt. Und auch, wie lange ein Steak nach dem Braten ruhen muss, damit sich die Säfte setzen. Nämlich laaaaaange. So lange, dass man denkt, es wird kalt. Wird es nicht, es wird nur gut.
    Mein plötzliches Interesse am Fleisch, das mir in Buenos Aires bestimmt noch nützlich wird, habe ich übrigens ebenfalls meinem Blog zu verdanken. Ich hatte neulich meinen ersten kleinen Shitstorm nach einem Eintrag darüber, dass ich mir ein Kängurufilet aus dem Supermarkt gebraten habe (in Kräuterbutter, begleitet von einem kleinen Cabernet Sauvignon aus dem Barossa Valley). Im Kühlregal gibt es hier nämlich tatsächlich eine eigene Känguru-Sektion, gleich neben den Rindersteaks. Der Beitrag hat mir 53Kommentare beschert, teils von wutschnaubenden Vegetariern, die mich dafür beschimpften, etwas so Niedliches wie Skippy in die Pfanne zu hauen. » Grässlich! Widerlich! Würden Sie denn auch Hunde essen? Ich schäme mich für Sie!«
    Alles Argumentieren half nicht, dabei finde ich Kängurufleisch wirklich eine erstklassige Alternative zu Rind: Anders als Kühe oder Schafe zerstören Kängurus nicht die Böden, sie brauchen weniger Futter und produzieren kein Methan, vergrößern also nicht das Ozonloch. Kängurufleisch hat nur zwei Prozent Fett, ist BSE -frei und stammt nicht aus Massentierhaltung. Im Gegenteil, das Vieh hüpft hier als Landplage durch die Gegend und schadet den Ernten der Bauern. Die Regierung hat Abschussquoten festgelegt, aber längst nicht alle Tiere landen dann auch auf dem Teller, die Nachfrage ist noch zu gering. Was ich aus genannten Gründen schade finde.
    Ich muss zugeben: Durch die Känguru-Affäre hatte ich erst richtig Lust bekommen, mich mit dem Thema Fleisch zu beschäftigen. Nicht um die Vegetarier zu ärgern, warum auch? Sondern um herauszufinden, was herauszufinden ist. Das ist für mich bisher das Schönste an diesem Monat und hoffentlich diesem Jahr: Es mag Dir furchtbar erratisch vorkommen, was ich gerade so treibe– Ukulele spielen, metzgern lernen–, aber ich genieße ganz unglaublich, einfach mal meiner Neugier folgen zu dürfen. Klar kann ich das als Journalistin ohnehin leichter als andere (deshalb bin ich es ja auch geworden), aber so völlig verwertungsfrei und absichtslos eben doch nicht.
    Ich fühle mich wie von der Leine gelassen, ich darf frei über die große Hundewiese sausen und an allem mal schnüffeln, was interessant riecht– was für ein Luxus! Und das, ohne einem Herrchen darüber Rechenschaft ablegen zu müssen! Das unzensierte, unkommentierte Leben (es sei denn, ich schreibe über Känguruschnitzel), das liebe ich gerade wirklich sehr.
    Wohin es mich treibt, ist dabei komplett zufallsgesteuert, und auch das mag ich gern. Ich lebe mein Leben mit Genuss als kleine Flipperkugel, die – ding-ding-ding-ding! – durch eine blinkende Welt geschossen wird. Wer weiß, wohin als Nächstes. Das Gefühl, oft beim Aufwachen noch nicht zu wissen, wohin es mic h an diesem Tag verschlagen wird, ist für mich derzeit das Größte.
    Theoretisch könnte ich natürlich vieles von dem, was ich in Sydney mache, auch zuhause tun. Ich falle mir hier nur nicht so oft in den Arm. Das große » Ja, aber«: weg damit. Gestern zum Beispiel war ich bei einem gastronomischen Buchclub, über den ich in einem Stadtmagazin gestolpert bin. Zuhause hätte ich gesagt » Das wäre mal ganz nett, nur…« und hätte es auf den großen Irgendwann-mal-Stapel gepackt, der, wie die Lebenserfahrung lehrt, in Wahrheit ein Niemals-Stapel ist.
    Hier habe ich sofort zum Telefon gegriffen und mir damit einen todschicken Abend beschert. Fünfzehn lustige Frauen von der Psychiaterin bis zur Weinvermarkterin saßen auf den tiefen Sofas der Präsidentensuite im feinen Observatory Hotel und debattierten über den neuesten Roman einer hiesigen Bestsellerautorin, der uns vorab hübsch verpackt nach Hause geschickt worden war. Wir tranken Lychee-Martinis und aßen Canapés, zwischendrin verpassten uns zwei extra angeheuerte Kosmetikerinnen eine Maniküre oder eine Armmassage. Mit anderen Worten: Es war göttlich. Und hinterher hatte ich wieder ein paar Visitenkarten mehr in der Tasche.
    Denn eines, meine Liebe, bin ich als Alleinreisende nicht: allein. Es sei denn, ich will es. Es ist ja unfassbar leicht, neue Leute kennenzulernen: Tu, was dir gefällt, und du wirst dabei auf Menschen treffen, die dir
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