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Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)

Titel: Das große Los: Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr (German Edition)
Autoren: Meike Winnemuth
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wies mich in die Philosophie der Ukulele ein ( » such a happy little instrument, isn’t it?«) und erklärte mir, dass Waltzing nichts mit Walzer zu tun hat, sondern damit, auf der Walz zu sein, und dass Matilda ein zusammengerollter Schlafsack ist. Könnte doch glatt meine eigene Hymne für dieses Jahr werden, oder?
    Ich stellte mich neben Clarence, einen 70-jährigen Maori aus Neuseeland mit gelbgrüner Perücke und Blumenkette, der mir noch eine Runde Last-Minute-Unterricht gab. » C, dann G.G!«

    Und dann ging es los. Hunderte von Ukulele-Spielern standen auf dem Rasen und spielten » Waltzing Matilda«, und ich mittendrin. Ich habe ein bisschen geheult, ist es zu fassen? Pure Rührung. Es war für mich so ultimativ australisch: Leute kommen an einem entspannten Samstagnachmittag zusammen, um mit hoher Ernsthaftigkeit etwas hinreißend Albernes zu machen. Please play your ukulele on the grass.
    Hinterher habe ich noch ein bisschen mit Clarence geplaudert. Er drückte mir einen Zettel mit der Überschrift » Grandparents on tour« in die Hand: Er bricht im April mit seiner Frau zu einer achtmonatigen Wohnmobil-Reise durch Australien auf und spielt auf der Ukulele Charity-Konzerte für Opfer des Entlaubungsmittels Agent Orange, das eine geschätzte halbe Million Vietnamesen mit Dioxin vergiftet hat.
    » Ich bin Vietnam-Veteran«, sagte er. » Das ist das Wenigste, was ich tun kann.«
    Und damit war der Tag immer noch nicht zu Ende. Ich erspare Dir den Rest, ich will nur sagen: Der Ankommensblues hat sich in Luft aufgelöst, gehört aber vermutlich dazu bei so einem Projekt: » Jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne«, wie mir jemand so hübsch schrieb. Doch auch jeder zauderhafte Anfang hat ein Ende, und inzwischen liebe ich jede Minute hier.
    Zwischendurch habe ich mich ein paar Tage an den Schreibtisch gesetzt, um meine Aufträge abzuarbeiten und meine Kolumnen zu schreiben. Du weißt ja: Urlaub ist dies nicht, ich arbeite weiter. Ich schätze, es wird pro Monat auf zehn bis zwölf Tage Schreibtisch und 20Tage Herumstromern hinauslaufen– der Goldene Schnitt von Angenehmem und Nützlichem. Viele haben sich gewundert, dass ich den Stift nicht einfach für ein Jahr fallen lasse. Aber es geht mir ja nicht darum, nichts zu tun. Es geht mir darum, das, was ich tue, woanders zu tun. Letztlich ist, was ich hier mache, ein einjähriger Laborversuch: Ich tauche in zwölf unterschiedliche Umgebungen ein und schaue, was die Städte mit mir machen. Wie sie mich verändern oder nicht, wie sie vielleicht auch meine Arbeit inspirieren.
    Hinzu kommt mein Reiseblog, das ich fast täglich schreibe. Geplant hatte ich es eigentlich nur als Postkartenersatz für meine Lieben daheim, aber auch als… wie soll ich das sagen– Rückzahlung? Begleichung meines Karma-Kontos? Ich hatte so ein unverschämtes Glück, da ist es nur fair, andere auf diese Weise teilnehmen zu lassen. Außerdem kennst Du ja mein legendär schlechtes Gedächtnis: Ich hoffe, ein öffentliches Weblog wird mich unter Druck setzen, die Reise halbwegs regelmäßig zu dokumentieren. Damit ich nicht schon im Juni vergessen habe, wo ich im Januar war.
    Womit ich nicht gerechnet hatte: dass so ein Blog in zwei Richtungen funktioniert. Ich bekomme zuhauf Ausflugs- und Restauranttipps von Leuten, die schon mal in Sydney waren, das Blog entwickelt sich zum interaktiven Reiseführer– für mich. Eine Petra schrieb mir etwa: » Du bist sicher schon am Coolest Butcher Shop in Australia in der Queen Street vorbeigekommen.«
    Nein, bin ich nicht. Aber jetzt natürlich sofort. Rose! Du wärest in Ohnmacht gefallen, wenn Du das gesehen hättest! Victor Churchill ist die mit Abstand schönste Metzgerei, die ich je gesehen habe. Metzgerei? Quatsch, eine Fleisch-Boutique, eine Steak-Galerie, ein Rollbraten-Museum aus Marmor, Zebranoholz, Leder und Kupfer, mit einem verglasten Kühlraum, in dem feinstes grasgefüttertes Rind vor einer golden schimmernden Wand aus Himalayasalz abhängt. Der Laden hat schon alle Designpreise abgeräumt, man möchte auf der Stelle einziehen.
    Aber das Beste: Freitagabends nach Feierabend bieten sie Metzgerkurse für Laien an. Vier Männer und ich– David, Spezialist für Gefäßerkrankungen, Stuart, Medizintechniker, Mark, Hotelier, Luke, Weißichnicht– wurden in der hohen Kunst des Fleischhauens angelernt, praktisch erklärt von einem der Victor-Churchill-Metzger. Roastbeef, T-Bone-Steak: Wo sitzt das, wie kriegt man das aus einem Hinterviertel
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