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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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im Siebengiebelwald. Würden sie je erfahren, dass ihn der Plampatsch gefressen hatte?
    „Hörbe ist weggegangen, Hörbe ist nicht mehr nach Hause gekommen", würden sie sagen. „Das war an dem Tag, als er Preiselbeermarmelade einkochen wollte - erinnert ihr euch daran? Wer weiß, was aus ihm geworden ist."

    Das hatte er nun davon. Warum war er nicht brav daheim geblieben bei seiner Arbeit?
    Das Hutzelmannshaus am Rand der Lichtung: Nun würde es leer stehen und allmählich verfallen. Und Wur-zeldittrich und Humpelkeil und die andern würden ihn mit der Zeit vergessen.
    „Ach ja", dachte Hörbe traurig. „Hätte ich meine Preiselbeermarmelade eingekocht, dann wäre ich jetzt nicht hier..."
    Es kam, wie es kommen musste.
    Das Schilf an den Ufern des Rabenbachs wurde dünner und dünner, es hörte allmählich auf.
    Hörbe befand sich nun in den Worlitzer Wäldern. Er trieb unter hohen Bäumen dahin, unter schwarzen Bäumen mit schwarzen Stämmen und schwarzen Wipfeln. Ihn schauderte. Kaum ein Sonnenstrahl streifte ihn, ringsumher war es düster geworden, der Rabenbach trug ihn mit sich fort.
    „Wohin fließt er eigentlich?"
    Hörbe dachte darüber nach und kam zu dem Schluss: „Wenn der Rabenbach in die Worlitzer Wälder hineinfließt, muss er auch wieder hinausfließen. Einmal müssen doch selbst die Worlitzer Wälder wieder zu Ende sein!"

Von jetzt an war Hörbe bloß noch darauf bedacht, dass er nirgends hängen blieb. Wenn er dem Ufer zu nah kam, stieß er sich mit dem Wanderstecken geschwind wieder ab. Und wenn ihm ein Stein den Weg versperrte, ein dürrer Ast - dann gab es nur eins für ihn: Weg davon - und hinaus in den Rabenbach, damit er die Worlitzer Wälder rasch hinter sich brachte! Rasch und unbemerkt!
    Es konnte ja sein, dass der Plampatsch ihn nicht erschnupperte, trotz seiner feinen Nüstern nicht. Es konnte ja sein, dass er ungefressen davonkam.
    Trotz allem konnte das sein, wenn er Glück hatte - bloß ein winziges bisschen Glück.
    „Warum soll ich nicht Glück haben?"
    Hörbe malte sich aus, wie Wurzeldittrich und Humpel-
    keil staunen würden, wenn er zurückkam mit heiler Haut. Und Nörgelseff und der kleine Leubner und alle andern.
    „Wo bist du gewesen, Hörbe? Wo hast du gesteckt?"
    „Ihr werdet es nicht für möglich halten - ich habe die Worlitzer Wälder durchquert."
    Da würden sie Augen machen, die werten Nachbarn! Das hätten sie ihm nicht zugetraut, nie im Leben!
    Trotzdem war Hörbe darauf gefasst, dass ihn der Plam-patsch jeden Augenblick packen konnte: Was dann?
    Lieber nicht dran denken! Lieber so tun, als gäbe es weder ihn noch sein großes Maul mit den scharfen Zähnen! Man musste ganz einfach darauf vertrauen, dass man zur Abwechslung auch mal Glück haben konnte.
    Selbst in den Worlitzer Wäldern konnte man schließlich Glück haben, wenn man ein bisschen Glück hatte ...
    Dann und wann nahm der Rabenbach einen Zufluss auf, bald von links, bald von rechts. Hörbe geriet dann immer mit seinem Boot ins Trudeln; aber das war ihm nur recht: Der Rabenbach wurde mit jedem Zufluss ein wenig breiter, die Strömung ein wenig stärker.
    „Nur so weiter! Je schneller ich aus den Worlitzer Wäldern wieder hinauskomme, desto besser!"
    Der Plampatsch ließ auf sich warten. Fast schien es, als habe er Hörbe noch nicht bemerkt.
    Ob er schlief? Ob er krank war, der Plampatsch?

    „Vielleicht hat er Schnupfen. Vielleicht hat er Bauchweh, weil er sich überfressen hat..."
    Einerlei, was dem Plampatsch fehlte - wenn er den Hutzelmann nur in Frieden ließ! Hörbe fuhr seines Weges, allmählich begann ihm die Bootsfahrt Spaß zu machen.
    Die Bäume am Ufer huschten in aller Schwärze nur so an ihm vorüber. Wie Schatten, wie Traumgespinste.
    „Lang kann es nicht mehr dauern, dann bin ich draußen! Dann kann mir der Plampatsch den Buckel hinunterrutschen bis ganz, ganz unten - jawohl!"
    Hörbe war zuversichtlich, Hörbe war guter Dinge, er hatte es sicherlich bald geschafft.
    „Ich komme hier durch! Ich weiß, dass ich durchkomme!"
    Zu beiden Seiten des Rabenbachs traten die Worlitzer Wälder ein wenig zurück. Die Sonne schien jetzt auf Hörbe herunter. Der Uferrand wurde steinig, Felsblöcke engten das Bachbett ein, mit aller Macht schoss das Wasser dazwischen hin. Und plötzlich geschah etwas Schreckliches.
    Hörbe, samt Untendrunter- und Obendrüberhut, wurde ein Stück durch die Luft geschleudert - er überschlug sich ein paarmal im Flug, kopfüber, kopfunter.
    Dann machte es
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