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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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ließ er sich gähnend vernehmen. „Ich glaube fast, es ist Si-Sa-Sommer geworden im Siebengiebelwald ..."
    „Sommer?", erwiderte Hörbe lachend. „Bis dahin, mein Lieber, hat es noch gute Weile."
    Er nahm eine Tasse vom Wandbrett und füllte sie bis zum Rand mit heißem Kaffee.
    „Zum Wohlsein, Zwottel - und frohe Weihnachten!"
    Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, wusste nicht recht, was er davon halten sollte. „Sag das noch einmal, Hutzelmann", bat er. „Und sag es hübsch langsam und deutlich, dass unsereins es versti-sta-stehen kann!"

    „Frohe Weihnachten!", wiederholte Hörbe. Und alle Nachbarn, der alte Zimprich und Eisenscholze, Mörtelmöller, der lange Ginzel, Wollepietsch, Honig-Pankraz, der bunte Hoffmann und Hustenplischke, der Nörgelseff und der kleine Leubner, Wurzeldittrich und Humpelkeil riefen im Chor: „Frohe Weihnachten allerseits - frohe Weihnachten!"



Otfried Preußler
    (geboren am 20. Oktober 1923 in Reichenberg, Tschechoslowakei; gestorben am 18. Februar 2013 in Prien am Chiemsee)

    Otfried Preußler hat es den literarischen Idiotenhügel genannt - ich besteige diesen Hügel jeden Morgen. Wenn die Kräfte reichen, klingelt der Wecker um fünf. Am Wochenende reichen die Kräfte immer - dann klingelt er um sechs. Der Aufstieg ist bequem, es geht nur zwei Treppen rauf. Die Frage ist, ob ich noch schlafe. In jedem Fall sind die seltsamen Gestalten, denen ich auf dem Idiotenhügel begegne, erträumt. Die Erste von ihnen war ein blinder Bibliothekar (kein sonderlich origineller Traum), der jemandem winkte, den er nicht sehen konnte. Weil ich damals keine Zeit hatte (ich habe immer noch keine), glaubte ich, er spiele in einem Bilderbuch mit. Nach ein paar Monaten allerdings dämmerte mir, dass Bilderbücher, die 300 Seiten und keine Bilder haben, vermutlich keine Bilderbücher sind. Seitdem entstehen, während über dem Idiotenhügel der Tag anbricht, eben Romane für Kinder - in denen, so mein Verdacht, öfter als planetarisch üblich der Tag anbricht. Ich verstehe mich mittlerweile auf sommerliche Sonnenaufgänge so gut wie auf das schimmernde Blau eines Februarmorgens mit Schnee oder die Stockfinsternis einer Dezemberfrühe und bin, bei so unterschiedlichen Lichtverhältnissen, Faunen, Krabbabauzen, zwanghaften Schildkröten, Musketieren und zuletzt einem Zauberer begegnet, der den Sturm reiten kann. Auf dem Idiotenhügel haben sich mir Figuren namens Baldanders, Ole Mond, Törtel, Grrmpf und Holunder vorgestellt. Oder ich habe sie mir vorgestellt. Wer kann das schon so genau sagen?

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