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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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von mir ... Und überflüssig ... Und hoffentlich glaubst du mir wenigstens, dass ich ganzganz traurig darüber bin. So traurig, dass ich am liebsten gleich wieder losheulen möchte!"
    „Bloß nicht!" Der Hutzelmann hob erschrocken die Hände. „Dann bliebe mir ja nichts anderes übrig, als mit-zuheulen! Ich schätze, da weiß ich was sehr viel Besseres -gib mal acht!"
    Nicht umsonst war sein Hut ja ein Doppelhut, wie wir wissen: zwei Hüte in einem, die haargenau ineinander passten. Der Obendrüberhut saß auf dem Untendrunterhut drauf wie die Gugelhupfform auf dem Gugelhupf.
    Hörbe griff an die Stelle am Hutrand, auf die es ankam. Ein leichter Ruck mit zwei Fingern - und fertig! Schon waren aus einem Hut zwei geworden ...
    „Da hast du - und setz ihn dir auf den Kopf!"
    Hörbe schwenkte den Obendrüberhut in der Hand; er hatte ihn einfach vom Untendrunterhut abgezogen und reichte ihn Zwottel über den Tisch hinüber.
    „Wenn du heut Mittag zu Honig-Pankraz und Scholze gehst, soll er dich vor dem Regen schützen. Ist das ein Wort?"
    „Ach, Hörbe!" Beinahe wären dem Zottelschratz doch noch die Tränen gekommen, Tränen der Rührung. „Darf ich ihn wirklich haben? Aber das ist ja ... Ich meine, das kann ja ... Ach, du verstehst mich schon, Hörbe! Unsereins fehlen ganz einfach die Wi-Wa-Worte dafür!"

    Der Obendrüberhut passte dem Zottelschratz wie für ihn gemacht.
    „Nicht schlecht siehst du aus damit, bloß ein bisschen ungewohnt." Hörbe führte den Freund zum Spiegel neben dem Fenster. „Na - wie gefällst du dir?"
    Zwottel betrachtete sich von allen Seiten.
    „Nicht übel!", befand er. „Oben wie Hutzelmann, unten wie Zottelschratz - eine lustige Mi-Ma-Mischung!"
    Er malte sich aus, wie Eisenscholze und Pankraz staunen würden, wenn er bei ihnen ankam - mit Hörbes Hut auf dem Kopf.
    „Hoffentlich fallen sie nicht auf den Hi-Ha-Hintern vor Überraschung!"
    Es hatte ein wenig nachgelassen zu regnen, doch blies nun ein scharfer Wind durch den Siebengiebelwald. Er fuhr durch die Wipfel, er rüttelte an den Zweigen, er peitschte den Regen in dichten Schauern über die kleine Lichtung vor Hörbes Haus.
    „Was für ein Wetterchen!" Zwottel rieb sich vergnügt die Hände. „Was für ein prächtiges Wi-Wa-Wetterchen!"
    Der Hutzelmann fiel aus allen Wolken. „Findest du?", fragte er überrascht.
    „Na, was denn!", erwiderte Zwottel. „Seitunsereins einen richtigen Hi-Ha-Hut hat, ist unsereins ganz versessen auf solches Wetter! Je miserabliger, desto besser für unsereins!"

Auf dem Hinweg zu Pankraz und Eisenscholze ging alles gut. Da Zwottel den Wind im Rücken hatte, schützte ihn Hörbes Hut vor den Regenschauern, wenigstens um die Schultern und im Gesicht. Es versteht sich von selbst, dass Scholze und Pankraz nicht schlecht über Zwottels Anblick staunten. Und dass er dem heutigen Mittagessen besonders eifrig zusprach, versteht sich ebenso. Gute Laune macht eben Appetit: Das ist ja bekannt.
    „Komm gut nach Hause!", riefen ihm Pankraz und Scholze nach, als Zwottel den Heimweg antrat.
    „Uberflüssige Sorgen!", meinte er leichthin. „Wenn unsereins ohne Hut immer gut nach Hause gekommen ist, dann mit Hut erst recht!"
    Er hatte den Mund wohl ein bisschen voll genommen.
    Denn kaum war er richtig draußen, da riss ihm ein Windstoß den großen Hut vom Kopf.
    „Ja verflixt!", rief der Zottelschratz.
    Hörbes Hut war ein Stück davongesegelt, nun lag er im nassen Moos. Zwottel wollte ihn aufheben, doch der Wind war schneller - und wieder blies er den Hut ein paar Schritte weg, in den Wald hinein.
    „Na warte, du Bursche, dich krieg ich schon!" Zwottel rannte dem Ausreißer nach und wollte ihn packen - auch diesmal kam er um eine Nasenlänge zu spät.
    „Ja gibt's denn so was! Bloß schade, dass ich das Miststück nicht einfach davonfliegen lassen kann!"
    Dem Zottelschratz blieb nichts anderes übrig, er musste dem großen Hut hinterdreinlaufen, was die Beine hergaben. Trotzdem bekam er ihn nie zu fassen, auch wenn er ihn manchmal fast schon zu haben glaubte. Es war zum Verzweifeln! Endlich, nach langer Hetzjagd quer durch den Siebengiebelwald, verfing sich der Hut im Gestrüpp einer Dornenhecke.
    „Uff!", stöhnte Zwottel erleichtert auf. „Warum denn nicht gleich so?" Er löste den Hut aus den Dornen und klemmte ihn unter den Arm. „Wenn du meinst, dass unsereins dich noch einmal aufsetzt, dann irrst du dich!"
    Vom raschen Laufen war es dem Zottelschratz heiß geworden. Doch jetzt, auf dem
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