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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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Untendrunterhut: Es ist alles in Ordnung."
    „Und das da?" Der Zottelschratz hob die Augenbrauen. „Schau doch mal in den Spiegel! Ich fürchte, das Regenwetter ist deinem Hut nicht bekommen - er fängt zu schimmeln an!"
    „Das gibt's doch gar nicht!", rief Hörbe.
    „Doch, doch", widersprach ihm Zwottel. „Siehst du nicht, dass er überall weiße Flecken hat?"
    Hörbe warf einen Blick in den Spiegel, dann musste er lachen.
    „Unnütze Sorgen, Zwottel! Die weißen Flecken bedeuten ja nur, dass der Hut nun allmählich die Winterfarbe bekommt. Ich glaube, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir den ersten Schnee kriegen!"

Zwei Tage lange musste Zwottel im Bett bleiben und sich auskurieren. Endlich, am Morgen des dritten Tages, durfte er wieder aufstehen. Und was sah er da, als er zum Stubenfenster hinausschaute? Draußen war alles weiß von Schnee - und es schneite und schneite weiter, in feinen Flocken, in dichtem Fall.
    „Hörbe!", rief Zwottel in höchster Aufregung. „Denk dir, es schneit, es schneit!"
    „Es schneit schon seit gestern Abend", sagte der Hutzelmann. „Und es wird auch noch weiterschneien."
    Er deutete auf den großen Hut: Der war in der Zwischenzeit über und über weiß geworden - weiß wie die kleine Lichtung vor Hörbes Haus, wie die Wurzelknorren, die Steine, das Moos an den Rändern der Wasserquelle.
    „Seit gestern Abend schon?" Zwottel wollte es gar nicht glauben. „Aber das hätte ich riechen müssen ... Noch nie hat mich meine Nase im Sti-Sta-Stich gelassen!"
    „Mach dir nichts draus", meinte Hörbe. „Von einer Schnupfennase kannst du nicht mehr verlangen."
    „Ja, das mag sein." Der Zottelschratz nieste ein paarmal kräftig, dann meinte er: „Übrigens muss ich dir was gestehen, Hörbe. Früher ist unsereins immer furchtbar schläfrig geworden um diese Jahreszeit. Spätestens wenn der erste Schnee fiel, hab ich mir rasch eine Höhle gesucht -und dort bin ich dann eingeschlafen ..."
    „Für lange?"
    „Mal so und mal so - je nachdem, ob der Winter lang oder kurz gewesen ist. Unsereins wacht ja immer erst auf, wenn es wieder Frühling wird. - Aber ich kann mir nicht helfen, Hörbe: Diesmal ist alles anders. Unsereins ist noch kein bisschen schliefrig, unsereins ist noch kein bisschen schläfrig, unsereins fühlt sich frisch und munter ... Liegt das womöglich auch am Schnupfen, haptschiii?"
    „Wohl kaum", sagte Hörbe, der sich an Dittrichs Worte erinnern musste.
    In Zwottels Leben hatte sich viel verändert während der letzten Wochen, das stimmte schon.
    Ob er in Zukunft wohl überhaupt einen Winterschlaf halten würde?
    Da er ja nicht mehr ständig im Freien lebte, hatte er eigentlich keinen Grund dazu.
    „Warten wir's ab", dachte Hörbe. „Nun kommt ja bald Weihnachten - und da fände ich's schön, wenn Zwottel wenigstens über die Feiertage noch wach bliebe ..."
    Es schneite, es schneite, es schneite. Wenn Hörbe und Zwottel nicht miteinander redeten, war es ganz still im Haus. Nur das Feuer im Ofen knackte von Zeit zu Zeit, und der Teekessel summte. Und manchmal hörten sie, wie sich draußen Schnee von den Zweigen löste und auf den Reisighaufen herunterfiel.
    „Der Winter fängt diesmal gleich richtig an", meinte Hörbe. „Es kann nicht mehr lange dauern, dann hat es uns zugeschneit."
    „Wäre das schlimm?", fragte Zwottel.
    „Im Gegenteil", sagte der Hutzelmann. „Je mehr Schnee überm Dach, desto besser. Weil wir's dann immer hübsch warm und gemütlich haben im Haus - verstehst du?"
    „Eigentlich nicht so ganz", musste Zwottel zugeben. „Der Schnee ist doch kalt, das weiß sogar unsereins. Und nun behauptest du, dass wir's darunter warm hätten?"
    „Aber ja doch!", rief Hörbe. „Der Schnee ist wie eine Decke aus weißem Flausch. Sie hält uns den kalten Wind und den Frost vom Leibe - und solch eine Decke, Zwottel, kann gar nicht dick genug sein."

Während Zwottel den wirbelnden Flocken zuschaute, ging der Hutzelmann in die Vorratskammer hinaus, um die Zutaten für die Morgensuppe zu holen. Das Mehl war so gut wie aufgebraucht, es reichte gerade noch hin, um sechs oder sieben Brote davon zu backen. Auch die geraspelten Haselnusskerne, die Bucheckern und das Eingemachte, der Sirup, die Wurzelspitzen, das Öl aus den Fichtensamen, der Honig, das Hagebuttenmark und die Marmelade gingen zur Neige.
    „Bis Weihnachten könnten wir ja zur Not gerade noch damit auskommen", überlegte der Hutzelmann. „Aber dann ist hier alles aufgebraucht, und zwar
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