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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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Hutzelmann schüttelte bloß den Kopf. „Nichts gegen deine Nase, Zwottel - aber das glaubst du doch nicht im Ernst!"
    „Kann man's wissen, Hörbe? Die Nise zwickt mich, die Nase zwackt mich - es sollte mich wi-wa-wundern, wenn wir nicht anderes Wetter kriegten."
    Im Lauf der Nacht schlug wahrhaftig das Wetter um. Von Süden her blies ein warmer Wind durch den Siebengiebelwald, der Himmel bewölkte sich, es begann zu regnen. Als die Freunde am anderen Morgen erwachten, hörten sie, wie es draußen rauschte und plätscherte.
    „Ist nun auf meine Nase Verlass oder nicht?", trumpfte Zwottel auf. „Unsereins hat nun mal einen Riecher für alles, was Wi-Wa-Wetter heißt."
    Über Nacht war der Schnee vor der Haustür nass geworden und matschig. Ein Glück nur, dass Zwottel an diesem Mittag nicht weit zu gehen brauchte, bloß bis hinüber zu Wurzeldittrich und Humpelkeil.
    „Magst du nicht lieber daheim bleiben?", meinte der Hutzelmann. „Keil und Dittrich werden sich denken können, weshalb du nicht kommst. Das kann niemand von dir erwarten, bei diesem Matschwetter!"
    Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, fiel ihm ins Wort.
    „Wofür hältst du mich eigentlich, Hutzelmann? Glaubst du vielleicht, dass sich unsereins von dem bisschen Schneematsch den Appetit verderben lässt? Unsereins lässt sich davon nicht kritzen, unsereins lässt sich davon nicht kratzen - unsereins weiß, was ein gutes Essen wert ist!"
    Im Regen stapfte der Zottelschratz gegen Mittag los, im Regen kehrte er gegen Abend zurück. Er war pitschenass, aber guter Dinge.
    „Da bin ich wieder!", rief er und schlug hinter sich die Haustür zu.
    Krachend fiel sie ins Schloss - und dann hörten die beiden Freunde, wie draußen der Schnee ins Rutschen kam. Schlürfend und schlurfend schob er sich über den Eingang des Hutzelmannshauses herunter und schlappte zu Boden.
    „Mach dir nix draus, Hörbe!" Vielsagend rieb sich der Zottelschratz mit zwei Fingern die Nasenspitze. „Bis morgen früh hat sich's ausgeregnet und ausgematscht, dann kriegen wir wieder ein richtiges, kaltes Winterwetter, wie sich's gehört - das lass dir von mir gesagt sein, so wahr ich der Zi-Za-Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern bin!"

Am Sonntagmorgen, als Hörbe aufstand und Feuer anmachen wollte, stellte es sich heraus, dass der Ofen nicht zog. Die Holzspäne und die Scheite brannten nicht richtig an, sie schwelten und qualmten nur vor sich hin - und der Qualm zog nicht ab, es drückte ihn in die Stube herein.
    „Nanu!", rief Hörbe verwundert aus. „Da scheint uns was auf den Schornstein gefallen zu sein ..."
    Er eilte zur Haustür - und als er sie öffnete, stieß er auf eine weiße, glitzernde Wand, eine Wand aus Eis.
    Wieder einmal hatte Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, recht behalten mit seiner Nase: Nun hatten sie wieder Frost bekommen. Der nasse Schnee, unter dem das Hutzelmannshaus versteckt lag, war über Nacht zusammengefroren, beinhart und fest.
    „Nun ja", meinte Hörbe. „Wir müssen uns eben durch-pickeln, da hilft alles nichts."
    Er holte die Hacke, den Eispickel und die Schaufel herbei, dann rief er nach Zwottel.
    „Aufstehn, du alter Siebenschläfer - komm her und hilf mir! Wir müssen uns einen Weg ins Freie hacken!"
    Er musste ihn zweimal, er musste ihn dreimal rufen. Endlich kam Zwottel herbeigeschlurft, müde und schläfrig.
    „Ist was?", fragte er gähnend.
    „Das wirst du gleich sehen! Alles ist zugefroren ringsum. Der Ofen lässt sich nicht heizen, die Vorräte in der Vorratskammer sind aufgebraucht. Weißt du, was das bedeutet? Jetzt dürfen wir keine Zeit verlieren, wir müssen hier schleunigst raus!"
    Hörbe machte den Anfang und schwang die Hacke.
    „Verflixt, ist das eine Schinderei mit dem Eis! Eine Felswand kann auch nicht härter sein!"
    Bei jedem Schlag, den er führte, prallte die Axt an der glitzernden Fläche ab. Auch mit dem Eispickel war ihr nicht beizukommen: Sie trug ein paar Kratzer davon, ein paar flache Kerben, das war schon alles.
    Der Hutzelmann hackte trotzdem verbissen weiter. Er hackte und hackte, bis ihn die Arme schmerzten.
    „Los, Zwottel - jetzt du! Ich brauche mal eine Schnaufpause."

    Der Zottelschratz schien nicht gerad erpicht zu sein auf die Arbeit. Mürrisch griff er zur Hacke, dann führte er ein paar lahme Schläge.
    „Fester!", rief Hörbe. „Kannst du nicht fester zuschlagen?"
    „Könnte ich schon", meinte Zwottel. „Aber wozu? Ehrlich gesagt, ich bin viel zu
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