Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
Vom Netzwerk:
müde, Hutzelmann."
    Hörbe war auf dem besten Weg die Geduld zu verlieren.
    „Begreifst du nicht?", rief er. „Wir stecken hier unter einem Berg von Eis! Wenn es uns nicht gelingt, ins Freie zu kommen, sind wir verloren. Magst du lieber verhungern, Zwottel - oder erfrierst du lieber? Du merkst doch, wie kalt wir es jetzt schon haben im Haus! Und mit jedem Augenblick wird es kälter und immer kälter hier ..."
    „Oh ja", meinte Zwottel. „Unsereins wird so schön schli-schla-schläfrig davon, wenn es kälter und immer kälter wird. Ich glaube, du solltest auf unsereins nicht mehr zählen, Hutzelmann: Unsereins ist nun endgültig reif für den Wi-Wa-Winterschlaf."

Gähnend wandte sich Zwottel von Hörbe ab und tappte zurück in den Ofenwinkel. Dort ließ er sich auf das Lager fallen und rollte sich wie ein Igel zusammen. Im nächsten Augenblick war er schon eingeschlafen.
    „Auch das noch!", schimpfte der Hutzelmann. „Und so was ist nun mein bester Freund. Wenn es drauf ankommt, legt sich der Bursche einfach aufs Ohr und schläft mir davon ..."
    Nun ja, das ließ sich nun mal nicht ändern. Zwottel war eben von Natur aus ein Zottelschratz.
    Wenn es ihm richtig kalt wurde, dann verkroch er sich, wie es Schratze zu tun pflegen, und verbrachte den Rest des Winters auf seine Art.
    „Wenn schon!"
    Den ganzen Tag lang versuchte Hörbe ein Loch in das Eis zu schlagen. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, aus Leibeskräften hackte er drauflos.
    „Zu dumm", fiel ihm ein, „dass gerade heute Sonntag ist!"
    An einem Werktag hätten die Nachbarn womöglich Verdacht geschöpft, wenn der Zottelschratz nicht zum Mittagessen gekommen wäre. Nicht ausgeschlossen, dass sie dann Nachschau gehalten hätten bei ihnen.
    „Wie ich sie kenne, hätten sie alles darangesetzt, um uns hier rauszuholen. Zumindest dem alten Zimprich wäre dann schon was eingefallen ..."
    Woher aber sollte der alte Zimprich wissen, dass Hörbe und Zwottel Hilfe brauchten?
    Frühestens morgen Mittag konnten die Nachbarn auf den Gedanken kommen, dass mit den beiden Freunden etwas nicht stimmte. Aber selbst das war ungewiss - und möglicherweise war es dann schon zu spät für sie.
    „Wenn es bloß nicht so schrecklich kalt wäre!", seufzte Hörbe.
    Er schuftete fleißig weiter, schon um sich einigermaßen warm zu halten.
    Der Schweiß rann ihm von der Stirn: An der Krempe des großen Hutes bildete sich mit der Zeit ein Kranz von Eiszapfen.

    Draußen wurde es langsam dunkel, die Nacht brach herein: eine schwarze, trostlose, kalte Winternacht.
    Hörbe versuchte Licht zu machen - er konnte mit seinen klammen Fingern kein Feuer schlagen. „Dann eben nicht!"
    Er holte das letzte Brot aus dem Kasten. Das Brot war zu Eis gefroren, es ließ sich nicht auseinanderbrechen, geschweige denn essen.
    „Heute bleibt mir aber auch nichts erspart..."
    Hörbe war müde zum Umfallen. Hungrig und frierend kroch er ins Bett und deckte sich bis zur Nase zu.
    „Morgen mache ich weiter", nahm er sich vor. „Jetzt werde ich erst mal schlafen, damit ich wieder zu Kräften komme ..."
    Er schlief auf der Stelle ein, tief und fest wie ein Murmeltier.
    Er schlief bis zum nächsten Morgen, er schlief bis zum nächsten Mittag weiter: Er schlief und schlief - und wer weiß, ob er jemals wieder erwacht wäre, wenn ihn nicht unversehens ein grässlicher Lärm geweckt hätte.

Zwottel hatte im Schlaf wohl von einer besonders reichen und üppigen Mahlzeit geträumt - da war es kein Wunder, dass er mit einem Mal schnü-schna-schnurchen musste wie lange nicht mehr. Das ganze Haus war von einem unbeschreiblichen Lärm erfüllt. Der Tisch und die Stühle wackelten, das Geschirr auf dem Wandbrett klirrte und klapperte: Alles im Hause, was scheppern und dröhnen konnte, dröhnte und schepperte.
    Erschrocken schlug Hörbe die Betten zurück und fuhr in die Höhe.
    „Ach so - das ist ja bloß Zwottel..."
    Schon wollte der Hutzelmann nach dem großen Hut fassen, um ihn sich über die Ohren herunterzuziehen und weiterzuschlafen - da horchte er auf.
    Wollte das Haus über ihnen zusammenstürzen? Die Balken knickten und knackten bei Zwottels Atemstößen in allen Fugen. Das Reisig im Haufen knisterte, da und dort brach ein dürrer Ast entzwei...
    Dann hörte der Hutzelmann etwas knirschen und splittern - und plötzlich knallte es laut dazwischen: So knallt es, wenn Nüsse im Feuer aufplatzen!
    Aber da war doch kein Feuer im Ofen ... Da waren auch keine Nüsse, die darin platzen konnten ...
    Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher