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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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dauerte eine ganze Weile, bis Hörbe begriff, was das Knallen und Krachen bedeutete. Zwottel hatte mit seinem Geschnü-schna-schnurche etwas erreicht, was der Hutzelmann niemals allein geschafft hätte, nicht mit der Hacke und nicht mit dem Pickel: Der Eispanzer, der sie umschlossen hielt, hatte Sprünge und Risse bekommen - jetzt barst er in tausend Stücke!
    „Bei meinem großen Hut!", durchzuckte es Hörbe. „Ich glaube, wir sind gerettet!" Er sprang aus den Federn, er rannte in Windeseile zur Haustür.
    Ein paar Mal noch schnü-schna-schnurchte der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern gewaltig auf, dann machte er „pfffüüüt..." und drehte sich mit der Nase zur Wand. Der Traum von der üppigen Mahlzeit, so schien es, war ausgeträumt und nun wurde es wieder still in der Wohnstube, still wie zuvor.
    Als Hörbe die Haustür öffnete, kamen ihm kleine und große Brocken von Eis entgegengepoltert.
    „Großartig, Zwottel! Den Rest kannst du mir überlassen!"
    Der Hutzelmann griff zu Hacke und Schaufel, er machte sich an die Arbeit.
    „Nun wollen wir doch mal sehen, ob ich nicht durchkomme!"
    Hastig begann er die Eisbrocken aus dem Weg zu räumen, jetzt machte das nur noch wenig Mühe.
    Von draußen schien ihm die Sonne entgegen, roter und gelber Flackerschein drang bis zu ihm herein in die Wohnstube.
    „Merkwürdig", ging es ihm durch den Kopf. „Seit wann flackert die Sonne eigentlich ... Oder sollte das etwa ein Feuer sein?"

Es war in der Tat ein Feuer - ein Feuer, das Hörbes Nachbarn draußen entfacht hatten. Nörgelseff und der kleine Leubner hatten zu Mittag den ersten Verdacht geschöpft, weil der Zottelschratz nicht zum Essen gekommen war. Von Leubner und Seff zu Hilfe gerufen, waren die Nachbarn herbeigelaufen, und alle hatten sich vor dem Reisighaufen versammelt - wie sich das unter Hutzelmännern von selbst versteht, wenn einer von ihnen in Not geraten ist.
    Während sie noch berieten, was nun zu tun sei, hatte der alte Zimprich entschieden: „Da kann nur ein großes Feuer helfen! Wir müssen versuchen das Eis zu schmelzen -anders kommen wir nicht zu ihnen hinein ..."
    Dann aber war ihnen Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, mit seinem Geschnü-schna-schnurche
    zuvorgekommen und hatte das Eis auseinandergesprengt. Nun brauchten sie weiter nichts zu tun, als mit vereinten Kräften die Brocken wegzuräumen.

    Hörbe hatte von alledem keine Ahnung gehabt. Er staunte nicht schlecht, als Hustenplischke plötzlich vor ihm stand - und hinter Plischke drängten sich Honig-Pankraz, der bunte Hoffmann und all die andern.
    „Kch-hurra!", rief Plischke und fuchtelte mit den Armen. „Kch-wir haben's geschafft, kch-wir sind endlich durch!"
    Hustend und prustend packte er Hörbe an beiden Schultern und drückte ihn an die Brust.
    „Kch-lass dich umarmen, Nachbar! Kch-Hauptsache, dass ihr noch am Leben seid ... Kch-frohe Weihnachten übrigens!"
    „Frohe Weihnachten", sagte Hörbe gerührt.
    Er merkte erst jetzt, dass es draußen längst wieder Nacht geworden war. Und er wusste ja schließlich: Es gab keinen einzigen Hutzelmann auf der Welt, der bei Einbruch der Dunkelheit gern unter freiem Himmel geblieben wäre ...
    Nun drängten die Nachbarn alle herbei: der alte Zimp-rich und Eisenscholze, der lange Ginzel und Mörtelmöller - alle zwölfe mit einem Wort. Und alle zwölfe strahlten nur so vor Glück und Freude.
    „Kommt rein!", sagte Hörbe. „Wir machen uns einen gemütlichen Weihnachtsabend bei mir!"
    Er eilte zum Ofen und heizte ein. Wie gut es nun wieder zog im Schornstein! Die Holzspäne und die Scheiter knackten und prasselten, dass es nur so fucherte.
    „Stell einen Topf mit Wasser zu!", sagte Wurzeldittrich zu Hörbe und zog aus der linken Rocktasche einen Beutel hervor. „Wir wollen uns einen schönen starken Kaffee genehmigen, wenn dir's recht ist."
    Zu dreizehnt hockten sie um den Ofen, dicht aneinan-dergedrängt. Das Feuer bullerte lustig, die Ofenplatte begann zu glühen, es wurde behaglich warm in der Wohnstube.
    „Merkt ihr schon, wie es duftet?", meinte der kleine Leubner und sog genüsslich die Luft ein.
    „Abwarten!", knurrte der Nörgelseff. „Was gut duftet, das muss noch längst nicht gut schmecken ..."
    Er hatte es kaum gesagt, da hörten sie aus dem Ofenwinkel ein lautes Ächzen. Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, hatte sich aufgerichtet und blinzelte in die Runde. Die plötzliche Wärme hatte ihn wieder aufgeweckt.
    „Alle Wetter!",
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