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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel
Autoren: Jack Higgins
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er Carter an­ blickte. »Setzen Sie sich mit Scotland Yard
in Verbindung, sobald wir wieder in London sind, mit der Special
Branch, iri­ sche Abteilung. Mit ein bißchen Glück
werden wir die Herr­ schaften auffliegen lassen.« Er wandte
sich wieder zu ihr. »Ei­ senhower wird sich freuen über
das hier. Aufnahmen von Rommels Atlantikwall-Plänen, und das Beste
ist, daß Rommel keine Ahnung davon hat.«
    »Wunderbar«, sagte sie. »Kriegen Sie eine lobende Erwäh­ nung?«
    Er sagte ungerührt: »Schon gut, ich bin ein Schuft – die Art, die Kriege gewinnt.«
    »Indem sie Leute wie mich benutzt?«
    »Wenn es nötig ist.«
    Sie ging zum Tisch, drehte sich um und lehnte sich
dagegen, ohne die Walther aus der Hand zu legen. »Wissen Sie, ich
wollte eigentlich eine kleine Rede halten. Über Moralbegriffe und
Ehre, und ich wollte Ihnen sagen, daß Sie genauso schlimm sind
wie die Leute, gegen die Sie kämpfen, wenn Sie sich nicht an
übergeordnete Regeln halten – selbst in einem
niederträchtigen Spiel wie diesem.«
    »Und warum haben Sie es sich anders überlegt?« fragte Munro.
    »Oh, ich dachte an all die Toten, mit denen der
Weg von Cold Harbour nach Schloß Voincourt nun gesäumt ist.
René Dissard, Max Priem, Martin Hare und die Besatzung der Lili Marlen, Craig
Osbourne. All die tapferen jungen Männer, die nun in der Tiefe
ruhen, so hat der Dichter es doch ausgedrückt? Und
wofür?«
    »Meine liebe Geneviève«, sagte er
ungerührt. »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Was genau
möchten Sie sagen?«
    »Nur folgendes. Da Sie genauso schlimm sind wie
die Ge­ stapo, sollte ich Sie vielleicht so behandeln wie die
Gestapo.«
    Sie hob die Pistole. Munro rührte sich nicht,
doch Julie, die hinten an einem Bücherregal stehengeblieben war,
rief: »Nicht, Geneviève, er ist es nicht wert!«
    Geneviève war totenbleich und ließ die
Walther nicht sinken. »Na, dann machen Sie schon«, sagte
Munro ungeduldig. »Ent­ schließen Sie sich,
Kind.«
    »Sie verdammter Schuft!« Sie seufzte und legte die Waffe neben sich auf den Tisch.
    Jack Carter trat zu ihr und drückte ihr ein Glas
Whisky in die Hand. Er nahm die Pistole und steckte sie in die Tasche.
    Munro sagte: »Sehr vernünftig. Ich
würde das an Ihrer Stelle trinken. Sie werden es brauchen.«
    »Noch mehr schlechte Nachrichten, und es ist
noch nicht mal Mittag? General, ich finde, heute übertreiben
Sie.«
    Er sagte: »Ihre Schwester ist gestern nacht gestorben.«
    Sie schloß die Augen, und alles, was sie
wahrnahm, war Schwärze, und dann Carters besorgte Stimme:
»Ist Ihnen nicht gut?«
    Sie machte die Augen auf. »Wie?«
    »Ich habe eine Autopsie angeordnet. Es war das Herz.«
    »Noch eine Nebenwirkung von Ihrer Droge?«
    »Höchstwahrscheinlich. «
    »Wo ist sie? Ich möchte sie sehen.«
    »Ich glaube wirklich nicht, daß das möglich sein wird.«
    »Das Gesetz über Amtsgeheimnisse? Wollen Sie mir damit kommen?«
    »Nicht nötig«, sagte er.
»Nicht, solange Ihr Vater noch lebt. Wenn Sie jetzt alles aufs
Tapet bringen, wird die ganze Ge­ schichte ruchbar –
außer anderen unerfreulichen Dingen auch, daß seine
Lieblingstochter eine Nazi-Agentin war. Das würde ihm praktisch
den Rest geben, meinen Sie nicht?«
    Geneviève sagte: »Ich habe Ihnen die
Fotos gebracht. Ich denke, dafür sind Sie mir etwas
schuldig.«
    »In Ordnung, Sie haben gewonnen«, sagte
Munro seufzend. »Sie wird in einem Armengrab beigesetzt werden,
natürlich ohne Namen und ohne Stein. Übermorgen früh um
sechs Uhr. Friedhof Highgate.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Ein Bestattungsinstitut in Camberwell erledigt diese Sachen für uns. Jack kann Sie hinfahren.«
    Sie sagte: »Was ist mit Dr. Baum?«
    »Er hat seine Arbeit getan, wie wir alle.«
    Das Telefon klingelte, und Carter nahm ab und meldete
sich. Er drehte sich um. »Die Lysander ist eben gelandet,
Sir.«
    »Gut.« Munro stand auf. »Gehen wir.«
    »Aber es gibt vielleicht noch eine
Chance«, sagte Geneviève. »Craig … und die
anderen.«
    »Zwecklos«, sagte Munro. »Beeilen wir uns.«
    17

    Am Nachmittag des nächsten Tages setzte Jack
Carter sie vor dem Bestattungsinstitut in Camberwell ab. Er wartete
draußen, während sie läutete und hineinging. Sie wurde
in ei­ nen gediegen eingerichteten kleinen Warteraum geführt,
der mit Eichenholz getäfelt war und nach Bienenwachs und bren­
nenden Kerzen roch. Neben der Tür standen weiße Lilien in
einem großen Messingbehälter. Der weißhaarige Mann,
der sie empfangen hatte, war sehr
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