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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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Botschaftern.
    Vorn, gleichauf mit dem Centurio, der die Arevaken geleitete, schritt ein noch junger Mann mit auffallendem Lockenkopf. Er blickte finster drein, die Rüstung und das Sichelschwert wiesen darauf hin, daß der Krieg sein Handwerk war.
    Hinter ihm kamen vier andere, zwei eindeutig mit römischen Panzern gewappnet. Einer von ihnen war sogar wie ein Centurio gekleidet. Die Legionäre wußten, daß dieser Mann für ein gut Teil ihrer Niederlagen verantwortlich war - er hatte die Pläne der Iberer ausgearbeitet. Die Römer starrten ihn an, doch er ignorierte ihre Blicke und wechselte bisweilen leise Worte mit seinem Nebenmann, einem Krieger in uniberischer Tracht und Ausrüstung. Zwei Narben entstellten sein Gesicht, sie paßten zu dem riesigen Schwert am Gurt.
    Die Legionäre betrachteten die Waffe mit leisem Grauen. Daß man ein derart unförmiges Ding gebrauchen konnte? Römische Klingen waren handlicher - freilich mußte ein Hieb mit dem ungefügen Schwert verheerend wirken, wenn er traf.
    Die unruhigen Augen des dritten fielen jedem Römer auf. Wohl trug auch dieser Mann Schwert und Rüstung, sah aber weit eher wie ein Schreiber aus. Er blieb genauso schweigsam wie der letzte, der gleichgültig den anderen folgte.
    „Die Augen geradeaus! Rührt euch!" befahl der Centurio.
    Die Gesandten hatten sich zum Feldherrnzelt begeben. Der sie begleitende Offizier erstattete Meldung, und alle verschwanden hinter den roten Leinwandvorhängen. Mit besorgten Mienen sahen die wachhabenden Legionäre zu.
    „... und damit habe ich die Tribunen vorgestellt", beschloß Konsul Gnäus Hostilius Mancinus die Zeremonie. „Mit wem spreche ich, bitte sehr?"
    Avaros deutete mit einer sparsamen Geste auf Eladu. „Mein Berater in allen Fragen, die Rom betreffen", und er nannte den Namen. Einer im Raum verfärbte sich, schwieg indes.
    „Titus Fulvius Flaccus aus einer verbündeten Burg. Er plant unsere Kriegszüge."
    Die Gesichter der Römer verschlossen sich. Verachtung lag in ihnen. Den ehemaligen Centurio störte das wenig. Mit gelassener Verbeugung trat er zurück. Er hielt die Verhandlung für sinnlos, ja für gefährlich, da sie den Legionen Aufschub gewährte. Daß der Schmächtige mit ihm darin übereinstimmte, war ihm nicht entgangen. Aber die Mehrheit im Rat sah das anders.
    „Leukon aus Termantia führt die Scharen seiner Heimatstadt. Er spricht für viele unserer Bündnispartner."
    Crispus kaute auf seiner Unterlippe. Wenn er bloß den Namen jener Stadt hörte, kam die Erinnerung an die furchtbare Niederlage in ihm hoch. Dieser Mann da mochte mitgekämpft haben, als die Ehre der Legionen in den Staub getreten wurde.
    „Maharbal, der mit vielen Puniern bei uns weilt."
    Ein Blick tiefen Hasses traf die Römer, so daß mancher die Augen senkte.
    Mancinus mühte sich um ein Lächeln. „Nun, wir sollten uns setzen und eine Erfrischung zu uns nehmen." Er vermied jedoch, von den Versorgungsschwierigkeiten zu reden, die selbst ein solch bescheidenes Angebot in Frage stellten.
    „Wozu?" erwiderte Avaros kühl. „Die Sache kann mit wenigen Worten im Stehen bereinigt werden. Überhaupt weiß ich nicht, ob wir mit dir über etwas anderes als einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand reden können. - Eladu, würdest du...?"
    Der Schmächtige hob abwehrend die Hände. „Nur ungern. Es ist doch so, Konsul, daß du keineswegs bevollmächtigt bist, ein Abkommen zu unterzeichnen."
    „Durch mein hohes Amt bin ich der Vertreter des Senats und des Volkes von Rom", verwahrte sich Mancinus gekränkt.
    Gracchus hob die Brauen, denn es war unschwer zu erraten, von wem die Iberer über die Feinheiten' der Machtstruktur informiert wurden.
    „... dessen Entscheidungen durch ebenjenen Senat ratifiziert werden müssen", fügte Eladu hinzu. „Wie war es im Fall Servilianus? Im Vertrauen auf die Befugnisse des Prokonsuls entließen die Lusitanier die eingeschlossenen Legionen - und bekamen Mord und Verrat zu spüren. Ein Fehler wiederholt sich nicht."
    Der Konsul spürte ein Ziehen im Magen. Bei Jupiter, das konnte eine üble Verhandlung werden, wenn gleich anfangs derart massiv gedroht wurde. Die Barbaren waren beängstigend gut informiert. Wollten sie überhaupt ein Abkommen? - „Lassen wir doch die Formalitäten beiseite", bat er, „und gehen wir zu den Tatsachen über."
    „Bitte", versetzte Avaros. „Deine Legionen sind ohne Proviant und' Wasser. Wann werden sie meutern? Wir haben euch eingeschlossen und brauchen den Ring nur
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