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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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nächsten Gegner.
    Führerlos stoben die Römer auseinander. Die Arevaken machten jeden nieder, der vor, ihre Klingen kam.
    „Sieg!" brüllte Litennon, der soeben seinen dritten Feind zu Boden streckte. „Sieg!"
    Das Schlachtfeld leerte sich. Noch wirbelte der Staub hochauf, aber bald war kein Römer mehr zu sehen. Die noch lebten, suchten ihr Heil in der Flucht.
    Sieg? - Eladu verband flüchtig eine Wunde am Schienbein, die ein römisches Schwert geschlagen hatte. - Heute haben wir zwar gesiegt, aber es hätte ganz anders sein können. Ambons Verrat brachte uns um den vollen Erfolg. Was wird werden? Zerstrittene Iberer gegen das mächtige, gezwungenermaßen einige Römische Reich...
    Eladu sprang vom Pferd und ging hinkend zum Duro. Nach und nach sammelten sich dort alle Arevaken und Punier. Man schaute sich an: Wer lebte, wer fehlte?
    Dieser Sieg wird unseren Freunden die Augen öffnen, dachte Litennon. Im Ältestenrat kann ich nun endlich durchsetzen, was nötig ist, um den Bund zusammenzuhalten. Die Römer am Jalu werden erneute Angriffe zweimal bedenken müssen.
    Titus tauchte den heißen Kopf ins Wasser. Die Schlacht war vorbei. Sie hatten gesiegt, doch gewaltige Lücken waren in die Scharen der Iberer gerissen. Wo war der humpelnde Bomilkar? Wo Areito? Avaros? Wenigstens der tauchte aus dem nahen Wald auf. Auch Keri - gut, daß er im letzten Moment mit seiner Streifschar zu ihnen gestoßen war. Doch es gab kaum einen, der nicht aus tiefen Wunden blutete.
    Bei allen Göttern, wir schlugen uns gut. Wir haben Regas Schändung gerächt und den Legionären die Untaten heimgezahlt. Titus steckte sein Schwert weg. Mit einem Schlag begriff er jenen ihm vordem so unverständlichen Haß eines Myrkan, eines Brennus und der Arevaken. Nun war auch er einer der Ihren.
     

EPILOG

...im Jahre 616 römischer Zeitrechnung
Drei Wegstunden östlich von Numantia
    „Centuria, zur Parade, die Augen - links!" kommandierte der Hauptmann, zog das Schwert und hielt es vorschriftsmäßig vor die Brust. Die Legionäre standen stramm, den Speer etwas vorgestreckt in der rechten Faust, den Schild exakt senkrecht vor der linken Körperhälfte. Ihre Rüstungen blinkten, ausdruckslos blickten sie zum Lagertor.
    In ihrem Innern jedoch pulsierte panische Angst. Jeder wußte so gut wie sein Nebenmann, daß die Lage hoffnungslos war. Im Lager befanden sich Vorräte für allenfalls drei Tage. Wasser fehlte. Die Mauern waren zerfallen und für eine Verteidigung ungeeignet. Unter den Pfeilen der Iberer war es unmöglich, sie zu reparieren. Ringsum lauerte das Heer des Duro-Bundes, kampflustig und stark wie nie zuvor.
    Man erinnerte sich an die Schrecken dieses Frühsommers. Niederlage auf Niederlage, stockende Versorgung und pausenlos nächtliche Überfälle - bis der Oberbefehlshaber den Rückzug anordnete. In einer furchtbaren Nacht waren sie vom Lager vor Numantia bis hierher gehetzt worden. Jetzt, eingeschlossen, gab es nur noch die Wahl: Tod oder Gefangenschaft. Die Männer kannten den Haß der Arevaken, und die Grenze lag zu weit, auch stand dort kein Heer zum Entsatz bereit.
    Nach jener verhängnisvollen Schlacht bei Termantia hatte der bestürzte Senat zwei neue Legionen geschickt. Die Neueinberufenen aber erkrankten wie die Fliegen und vermochten ebensowenig zu siegen. Pompejus gab nach zwei Jahren das Kommando an Popilius Länas ab - doch auch der erlitt schlimme Niederlagen, und Numantias Streifscharen ließen ein Landgut am Jalus nach dem anderen in Flammen aufgehen.
    Unter den Visieren schielte man zum Feldherrnzelt, das anstelle des halbzerstörten Prätoriums errichtet worden war. Der jetzige Konsul Gnäus Hostilius Mancinus in seiner silbern schimmernden Rüstung sah beeindruckend aus, doch niemand im weiten Lager hielt ihn für einen fähigen Kopf.
    Seinen Stellvertreter, den Quästor , hingegen schätzte man sehr. Tiberius Gracchus, hieß es, sei ein umgänglicher Mann, nicht so hochmütig und adelsstolz wie andere. Wenn er Posten kontrollierte, wurde über dies und das gesprochen, und der Sempronier hörte immer aufmerksam zu. - Doch auch er konnte wohl kaum das Heer retten.
    Endlich erschienen die Unterhändler der Arevaken. Ihretwegen stand die Paradecenturia Spalier. Glanz und Pracht und Geist der Legion sollten demonstriert werden; aber die verstörten Gesichter sagten die Wahrheit. Junge, unerfahrene Legionäre standen dort, eben erst einberufen und dann in einen solchen Hexenkessel gejagt... Mutlose Blicke hingen an den
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