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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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getroffen. Vor dem zunehmenden Beschuß wichen die Arevaken bergauf.
    Signale kündigten jetzt - schwerwiegende Minuten zu spät - das Eingreifen jener Abteilungen an, die Termantia umgangen hatten. Unter donnerndem Kriegsgeschrei stürmten ihre Linien voran. Doch sie stießen ins Leere, und zu einem zweiten Ansturm auf die Stadt fand der kommandierende Tribun nicht den Mut. In den Toren standen Schild neben Schild die kampfbereiten Krieger. Auf den Mauern erschienen Bogenschützen.
    Unter diesem Schutz sammelten flinke junge Arevaken ungestört die umherliegenden Waffen auf. Die Beute war kaum zu überblicken. Es waren nicht nur die Waffen der Toten; viele Römer hatten auf der Flucht alles Hinderliche weggeworfen: Schilde, Speere, Schwerter...
    Tubasignale befahlen den Abzug der angeschlagenen Armee. Verbittert und geängstigt wichen die Legionäre durch das Unterholz zurück. Wie viele umgekommen waren, wie viele sich blutend auf dem Boden wälzten - niemand wußte es. Nur eines sah jeder: Auch dieser Kampf war verloren.



Das Echo der Schlacht drang auch zu denen im Hinterhalt. Doch keiner kannte die Lage. Hatten die Römer standgehalten, waren sie gar durchgebrochen und hatten Termantia erstürmt? Ungewißheit zerrte an den Nerven. Aber jeder blieb reglos im Dickicht. Selten nur ließ sich ein Arevake zur Unbesonnenheit hinreißen.
    Die Proviantkolonne hielt an, als die Tubaklänge im Feldlager erschollen. Die Legionäre bereiteten sich sofort auf den Kampf vor. Um einen hochgewachsenen Tribun sammelten sich die Centurionen.
    Rechts vom Halteplatz des Konvois floß der breite Durius, ein unüberwindliches Hindernis für jeden Angreifer. Zur Not hatten sie immer einen sicheren Rückenschutz. Vorrangig war jedoch, zu den Legionen zu stoßen. Sie waren nah, und mehrfach schon hatten Reitergruppen den Weg erkundet und für frei befunden.
    Servius Älius aber war vorsichtig. Die Heftigkeit des Kampfes verriet ihm, daß die Überraschung mißlungen war. Und wieso herrschten deutlich Rückzugssignale vor? Er kannte die Zeichen; unwahrscheinlich, daß sie wieder einmal geändert worden waren.
    Wenn dort etwas unplanmäßig läuft, schloß er, können hier ebensogut tausend Iberer versteckt sein. Mich aber überrumpelt niemand! - Und er ordnete Gefechtsbereitschaft an.
    Ein Pfeil schwirrte an ihm vorbei, ein Decurio schrie auf und fiel vom sich aufbäumenden Pferd. Ein Dutzend Geschosse folgte. Dann warfen sich unter ohrenbetäubendem Geschrei die Punier auf die Kolonne. Zunächst blieb der Kampf ausgeglichen, doch aus dem Hinterhalt kamen nach wie vor Geschosse und trafen die Offiziere, die sich um einen geordneten Widerstand bemühten.
    Die Kutscher starben als erste, dann flogen Fackeln in die Wagen und steckten die trockenen Planen in Brand. Immer lauter wurde der Kriegsruf der Karthager.



Maharbal drang zu dem römischen Anführer vor. Unter Älius' schwarzem Federbusch blickten unerschrockene Augen auf den Punier. Der Tribun wußte, daß es darauf ankam, Zeit zu gewinnen. Die Streifen der Legion konnten nicht weit sein. Sie würden den Barbaren in den Rücken fallen.
    Älius und Maharbal waren geübte Fechter, in beiden glomm der Haß, und jeder kämpfte um das Leben. Mehr als einmal gelang es ihnen nur um Haaresbreite, raffinierten Stößen des Gegners auszuweichen. Bogenschützen versuchten immer wieder, auf den Tribun zu zielen, doch die Pfeile würden den Punier ebenso gefährden.
    Avaros in seinem Versteck ballte die Fäuste. Seinen Kriegern ging es nicht anders, jeder hätte gern eingegriffen. Doch Litennons Befehl war eindeutig: Erst wenn die Römer Verstärkung erhalten, brecht ihr aus dem Hinterhalt hervor.
    Da kamen die Legionäre! Eine Schar von etwa zweihundert Reitern galoppierte heran, die Waffen kampfbereit.
    Die Eingeschlossenen jubelten auf, und Älius schrie: „Auf sie, Römer! Laßt keinen am Leben!"
    Die ersten holten zum Speerwurf aus, da gab Avaros den Angriffsbefehl. Wie ein Unwetter stürmten die Iberer auf die Römer ein. Die Legionäre mußten sich ihrer Haut wehren.
    Als sich wie durch ein Versehen der tödliche Ring der Wurfspeere öffnete, stoben die römischen Reiter davon - und gerieten in eine Falle. Wenige Fliehende entkamen, und kaum einer blieb unverwundet.
    Die Legionäre bei der Proviantkolonne wußten Bescheid. Es bedurfte keiner Befehle, daß sie sich zum Fluß zurückzogen. Manche rissen die Rüstung vom Leib und sprangen ins Wasser. Einige Reiter durchbrachen voller
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