Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
Vom Netzwerk:
Numantia.
    Ich wünschte, Pompejus wäre so beharrlich wie ich, resümierte Scipio. Dann schlösse er die Stadt ein und hungerte sie aus. Ich werde ihm entsprechend schreiben. - Der Krieg darf nicht unterbrochen werden. Eine Kampfpause käme solchen zupaß, wie Flaccus einer war. Es gibt keine Krise in Rom - es darf sie nicht geben. Ein Sieg deckt vieles zu.
    Der Teil von Menetius' Brief, der sich auf Calpurnia und ihr mögliches Wissen um die Hintergründe jenes Mordes bezog, blieb ungelesen. Publius Cornelius Scipio Africanus warf das Schreiben zu vielen anderen in die Ablage. Unwichtig.

X
Nahe Termantia
    Langsam schob sich die Sonne über den welligen Horizont. Wieder strahlte ein klarblauer Himmel, und eine sanfte Luftbewegung erfrischte am frühen Morgen. Der Duro floß breit und gelassen dahin. Hier waren die Eichenwälder an seinen Ufern und in den Seitentälern viel dichter als am Oberlauf bei Numantia, wo der Krieg kein Ende nahm. Bisweilen zeigte sich sogar ein Tier, doch der Wildreichtum früherer Jahre war geschwunden.
    Unterhalb der vernachlässigten Bruchsteinmauern der Stadt plauderten Frauen bei der Wäsche. Einige Burschen ließen die Pferde im tieferen Wasser plantschen und nutzten die Gelegenheit zu einem reinigenden Bad.
    Aus einem Gehölz spähten wachsame Augen auf das Bild tiefsten Friedens. Der Kopf, zu dem sie gehörten, trug einen Legionärshelm. Nach gründlicher Sondierung verschwand der Römer zwischen zahllosen Blättern.
    Viele Schritte entfernt wartete sein Gefährte.
    „Wir werden sie überraschen, Lucius", sagte der Kundschafter. „Komm, der Tribun wartet auf unseren Bericht!"
    Überraschenderweise war der Weg zum Lager der Legionen nur kurz. Noch in der Nacht hatte sich das gesamte Heer soweit wie irgend möglich der Stadt genähert. Jetzt, bei Sonnenaufgang, hatte der Befehlshaber seine Späher zu einer letzten Erkundung ausgeschickt. In wenigen Minuten konnte das Verderben auf die Ahnungslosen niedersausen.
    Die Wachen ließen beide ungeprüft passieren. Man wußte Bescheid, ein Centurio führte sie ohne Aufhebens zum Konsul.
    Pompejus hatte seine silberne Rüstung angelegt, die ihm dem denkwürdigen Tag angemessen erschien. Er beantwortete die Grüße der zwei Legionäre mit einer legeren Geste. „Nun?"
    „Konsul, vor den Stadttoren mehrere Unbewaffnete, zumeist Frauen und Kinder. Keine Vorbereitungen zur Verteidigung zu sehen. Die Pforten stehen offen. Es melden Legionär Lucius Cassius und Legionär Decimus Rullus."
    „Ausgezeichnet. Ihr werdet bei der nächsten Auszeichnung berücksichtigt. Abtreten! - Und wir können unser Unternehmen beginnen." Er wandte sich an den diensthabenden Tribun.
    Titus Crispus nickte und beugte sich über den Plan. Niemand beachtete mehr die beiden salutierenden Legionäre.
    „Zur Zeit befindet sich die Proviantkolonne drei Wegstunden entfernt. Servius Älius kommandiert dort. Aber wir sollten keinesfalls auf seine Ankunft warten. An Männern fehlt es nicht; doch wehe uns, wenn die Iberer von unserer Anwesenheit erfahren - und da schadet jede versäumte Minute!" sagte Crispus.
    Pompejus nickte. Sein Plan war es ja schließlich überraschend vorzustoßen und den festgefahrenen Kriegskarren in Bewegung zu bringen. Rom würde es ihm danken.
    „Wir halten uns an die abgesprochenen Maßnahmen", bestimmte er mit weitausholender Geste. „Zwei Treffen der ersten Legion umgehen Termantia und beziehen in guter Deckung ihre Stellung. Falls die Iberer einen Ausfall wagen, stoßen sie ihnen in den Rücken. Klar? - Cornelius Cossus riegelt das Gelände zur Hochfläche hin ab. Seine Etrusker sind ausgewählt? Dann vorwärts!"
    Ohne Lärmen setzten sich die Einheiten in Marsch und verschwanden aus dem, Blickfeld. Den weiten Bogen rings um Termantia zu schlagen würde Zeit erfordern. Die Sanduhren liefen.
    Die Zahl der Legionäre schien sich kaum vermindert zu haben, obgleich zwanzig Manipel zusammen mit den Kohorten der Verbündeten aus Etrurien aufgebrochen waren.
    Crispus sah besorgt aus. Die idyllische Ruhe mißfiel dem Erfahrenen, wiewohl die Gesamtplanung sie dringend erforderte. Daß die Termantiner so schlafmützig sein sollten, wollte ihm nicht in den Kopf. Doch die Späher hatten gemeldet: Keine Verteidigungsvorbereitungen! Er winkte einen Centurio zu sich und befahl, weitere Kundschafter auszuschicken. Mit jedem Monat Krieg mißtraute er den Iberern mehr. Seines Erachtens waren sie bedenklich gewitzte Taktiker, wenn auch keine Strategen. Mars
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher