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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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zuzuziehen."
    „Woher willst du das wissen?" warf Gracchus ein. „Im Gegenteil, es liegen etliche Faß Wein im Quästorium , um den Mut der Legionäre zu befeuern. Sie würden dann nicht bloß eine Wasserstelle erobern. - Und frage deinen Berater Fulvius Flaccus, ob Römer meutern!"
    „Vorgekommen ist es schon", erwiderte Titus, „ich erinnere dich an Cannä. Übrigens haben wir Zeit..."
    Der Quästor antwortete nicht. Weniger weil er das Gespräch mit einem Abtrünnigen scheute, aber er wußte, daß die Männer in den beiden Legionen tatsächlich demoralisiert waren. Jeder Tag Durst und Hunger trieben sie einer Rebellion näher. Die iberischen Hilfstruppen würden zuerst meutern, dann die Etrusker...
    Mancinus fürchtete den Abbruch der Verhandlungen, deshalb schlug er eilfertig vor: „Wir sollten nach einem Kompromiß suchen. Zwar bleibt uns immer noch die Verteidigung dieses wohlbefestigten Lagers... Ihr würdet euch unnötigerweise blutige Köpfe holen!"
    Avaros zuckte die Schultern und sah Titus an. „Bitte, sag du es ihnen!"
    Der frühere Römer übersah die abweisenden Mienen der Offiziere. „Ich habe das Lager inspiziert, bevor ihr es betratet. Alles war so geplant. Wir wissen, wo die schwachen Stellen sind. An manchen Stellen haben wir übrigens nachgeholfen... Glaube mir, Konsul", versicherte er, „ich kenne den Zustand deiner Legionen so gut wie du. Sie würden nicht durchhalten - und wenn du uns nicht entgegenkommst, wird keiner von euch sein Vaterland je wiedersehen."
    Mancinus tat, als habe er nichts gehört. Die Tribunen verbargen mühsam ihre Sorge. Es war Unsinn, jetzt noch Arroganz zu zeigen. Ob der Konsul das begriff? Gracchus verstand die Blicke der Stabsoffiziere und riß die Verhandlungsführung kurzerhand an sich. Mancinus ließ ihn nur zu gern gewähren.
    „Also ihr wünscht ein Abkommen, obgleich du meinst, eure Lage sei ausgezeichnet. Wie soll es denn aussehen?"
    Avaros zuckte die Schultern. „Das Naheliegende, Quästor. Unabhängigkeit des Duro-Bundes und aller Ortschaften, die sich gegenwärtig zu ihm bekennen. Die Verpflichtung Roms, die Grenzen unter keinen Umständen zu verletzen und dafür zu sorgen, daß keine Provinzverwaltung dies tut. Ein günstiges Handelsabkommen für die Kaufleute."
    Die Offiziere blickten den Konsul an. Seine Miene war deutlich genug: Dies alles zuzugestehen war unmöglich. Er wußte es, und sicherlich wußten es die Iberer ebensogut.
    „Ihr fordert viel", bemerkte Gracchus vorsichtig.
    „Gewiß", sagte Leukon in seinem harten Latein, „aber sind zwei Legionen das nicht wert?"
    „Auch haben wir vor, gegebenenfalls ins Tal des Jalu vorzudringen und dort die römischen Städte anzugreifen. Womit will die Provinzregierung sie verteidigen, wenn' das Heer hier verblutet?" fragte Eladu ruhig.
    „Die beiden Legionen aus Lusitanien würden eure... hm, Siege alsbald verhindern", entgegnete Crispus wider besseres Wissen. Jedem Römer war bekannt, daß Viriatus' Ermordung die Provinz nicht sicherer gemacht hatte. Mehr als tausend Legionäre würde der Statthalter nicht abstellen können. Was nützten diese schwachen Kräfte gegen ein Heer, das die Cisiberische Armee besiegt hatte? Der Tribun gab sich keiner Illusion hin: Sie mußten kapitulieren oder sterben. Er würde daher die Bedingungen akzeptieren...
    Eladu lächelte sanft. „Ich gebe zu, daß uns eure Schwierigkeiten in Sizilien bekannt sind. Wir haben dort verläßliche Leute eingeschmuggelt, die die rebellierenden Sklaven das Waffenhandwerk lehren. Wenn die Aufständischen nun nach Bruttium übersetzen? Was kann Rom außerhalb seiner Grenzen tun, wenn im Innern ein Sklavenkrieg ausbricht? Und meinst du nicht, Konsul, daß die Punier die Gelegenheit nutzen würden, um sich zu erheben? Maharbals kampferprobte Brüder würden unverzüglich heimkehren ... "
    Jeder im Raum begriff die Konsequenzen. Zwar konnte der Senat eine Vielzahl Legionen aufbieten; um sie aber einzusetzen, mußte er sie andernorts abziehen. Gärte es dann auch da nach der Kunde von römischen Niederlagen...
    „Zugegeben, ein Vertrag wäre uns hier angenehm", gab Mancinus zu. „Ich würde zunächst eure Unabhängigkeit anerkennen. Mit Unterschrift, Siegel und allem Dazugehörigen. Laßt ihr unter dieser Bedingung das Heer abziehen?"
    Avaros schüttelte den Kopf. „Seit dem Tag der Caudinischen Pässe mißtraut man euch. Viriatus starb, weil er einem General glaubte. - Wir fordern greifbare Garantien!" - Das, dachte er besorgt,
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