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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin
Autoren: Jason Dark
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Inspektor hielt den Dunklen Gral wie einen kostbaren Schatz.
    »Soll ich dir helfen?«
    »Nein, das mache ich.«
    Und ich mußte es auch machen. Daß Morgana Layton überhaupt noch existierte, lag an mir. Ich hatte Vorjahren, als sich die Gelegenheit ergab, gezögert, sie zu töten. Sie stand auch dann auf unserer Seite, kämpfte gegen Lupina, bis sie in die Klauen und unter die Kontrolle des Götterwolfs Fenris geriet.
    Mit dem Rücken stieß ich gegen die seitliche Steinwand des Grabes. Vor mir stand sie. Leicht geduckt, bereit zum Sprung, den Kopf erhoben, zum Mond hin gewandt, den sie plötzlich schaurig anheulte, um auf den Schatten des Götterwolfs aufmerksam zu machen. Das konnte tückisch werden.
    Ich zog meinen Dolch. Die Klinge und der Griff bestanden aus geweihtem Silber.
    Über eine Kugel hatte sie gelacht? Würde sie auch über den Dolch lachen? Mit stoßbereiter Waffe ging ich auf sie zu. Ich war schon fast bei ihr, als sie den Kopf senkte, mich sah und auf die Klinge starrte, die ihr entgegenraste.
    Nein, ich war nicht kalt genug, hatte mich von meiner Wut leiten lassen und nicht fintiert. Kraftvoll stieß ich zu, und ebenso kraftvoll erlebte ich ihre Abwehr.
    Die Klinge drang nicht in ihrem Körper, sie rutschte vorbei, weil sie sich gedreht hatte.
    Ich kam aus dem Gleichgewicht und mußte einen mittel schweren Hieb in den Nacken hinnehmen.
    Wieder stolperte ich vor, wo mich der Altar stoppte. Ich schaute für eine winzige Sekunde hoch zur Königin und sah ihr lächelndes, mir Mut machendes Gesicht über mir schweben.
    Morgana kam. Der gewaltige Sprung hätte mich gegen die Altarwand genagelt, doch diesmal war ich schneller.
    Mit einer blitzartigen Drehung wich ich aus. Morgana prallte gegen den Stein, tickte noch mit dem Kinn auf die Platte und spürte mich in ihrem Rücken.
    Ein Knie und die linke Hand preßte ich gegen ihren Körper, drückte ihn mit Brachialgewalt auf die Platte und hob den rechten Arm, denn aus der Faust schaute die Klinge des Dolchs.
    Niemand konnte sie mehr retten!
    Das wußte sie auch, denn sie brüllte auf.
    Da griff Salomo ein. Bevor mein Arm nach unten stoßen konnte, hörte ich seine wispernde Stimme. »Niemand wird an dieser heiligen Stätte sein Leben verlieren. Sie wäre sonst entweiht, und du hättest auch nicht mehr das Recht, dich Sohn des Lichts nennen zu dürfen. Denn Licht bedeutet auch Frieden.«
    Ich war geschockt. »Warum?« brüllte ich. »Warum kann ich nicht ein Ende machen?«
    »Nicht hier!«
    Mein Arm zitterte, die Klinge ebenfalls. Ich stand dicht davor, es trotzdem zu tun.
    »Hörst du nicht, Sinclair?« flüsterte Morgana und trat gleichzeitig nach hinten aus.
    Sie erwischte mich am linken Schienbein. Der kochende Schmerz trieb mir das Wasser in die Augen. Mein Griff lockerte sich, und Morgana nutzte die Gunst der Sekunde, indem sie sich sofort zur Seite drehte und freikam.
    Aber sie mußte noch aus dem Grab. »Ich hole sie!« brüllte Suko. Dazu sollte es nicht mehr kommen, denn nun griff Fenris ein. Seine Magie gegen die der Königin.
    Wir hatten ähnliches schon einmal in der Werwolf-Schlucht erlebt. Auch jetzt holte er seine Dienerin aus der Gefahrenzone. Aus dem Mond schien er zu kommen, ein langer, gewaltiger Schatten, der in das offene Grab hineinstach.
    Morgana riß die Arme hoch und wurde selbst raketenartig in die Höhe und aus dem Grab herausgeschleudert.
    Auch die Königin schaffte es nicht, sie zurückzuhalten. Ich stand ebenfalls da, schaute ihr nach, wie sie eintauchte in die Finsternis des Nachthimmels und dort verschwand.
    Noch einmal sahen wir sie vor der Scheibe des Mondes, dann war sie verschwunden.
    Mein rechter Arm sank nach unten. Ich steckte den Dolch weg, weil ich ihn nicht mehr brauchte.
    »Geh und denke an meine Worte, daß du bald mehr erfahren wirst, John Sinclair.«
    So sprach die geisterhafte Stimme König Salomos zu mir. Ich nickte. Noch einmal sah ich mir die Königin von Saba an. Bisher hatte ich sie nur als geisterhafte Erscheinung kennengelernt. Nun stand sie vor mir.
    Ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen und streckte ihr meine Hand entgegen.
    Nahm sie das Zeichen an?
    Sie zögerte.
    Hinter ihr standen die beiden Geistwesen und lächelten. Möglicherweise hatte dieses Lächeln, das die Königin gespürt haben mußte, den starren Bann gelöst.
    Auch sie streckte mir die Hand entgegen.
    Unsere Finger berührten sich.
    So ähnlich wie mich, mußte sich auch der kleine Junge gefühlt haben, als er den
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