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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin
Autoren: Jason Dark
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gegen die alten Mauern schlug.
    Die Grabplatte aber lag frei!
    Morgana Layton gab einen Laut von sich, der aus Knurren und Keuchen bestand. Es war ein Zeichen des Triumphs. Nun stand endgültig fest, daß sie sich nicht geirrt hatte.
    Noch stand sie ziemlich hoch auf einer der Treppen und war relativ weit von ihrem eigentlichen Ziel entfernt. Aber sie konnte trotzdem erkennen, daß die von Sand und Staub befreite Platte auf der Oberseite ein Muster zeigte.
    Eine Zeichnung, ein Relief…
    Wieder hatte sie Glück, weil das Licht des Mondes in einem derart günstigen Winkel auf die Platte schien, daß sie das Motiv des Reliefs erkennen konnte.
    Es zeigte eine Frau in der Mitte. Sie war umrahmt von zwei Gestalten, die sie zunächst nicht weiter interessierten, denn nur die Frau zählte. Ihr Anblick bedeutete die Erfüllung ihrer Träume.
    Die Gestalt war übergroß nachmodelliert worden. Sehr schlank, mit einem halblangen, glatten Haarschnitt, der den Kopf der Person helmartig umgab.
    Auch das Gesicht war eingraviert worden, doch nur in Umrissen. Feinheiten konnte sie nicht erkennen, auch wenn das Mondlicht der Gestalt einen besonderen Glanz verlieh.
    Es fiel ihr nicht schwer, die Stufen hinabzusteigen. Sie mußte einfach näher heran, wenn sie alles genau mitbekommen wollte. Sehr langsam ging sie. Der Sand auf den Stufen wirkte wie ein weicher Teppich. Einmal rutschte sie über eine Kante hinweg, fing sich wieder, ging weiter und traute sich nicht, die Grabplatte zu betreten. Auf der zweitletzten Stufe blieb sie stehen.
    Hier überkam sie das Gefühl, sich in einer Arena zu befinden. Rechts, links, vor und hinter ihr stiegen die Treppen in die Höhe, als wollten sie den Mond erreichen.
    Vor ihr aber lag das Geheimnis.
    Sie sah die Königin von Saba eingraviert auf der Platte und im Hintergrund zwei Gestalten, mit denen sie nichts anfangen konnte. Jedenfalls waren sie männlich und auch unterschiedlich gezeichnet worden.
    Einer von ihnen wirkte wie eine Person aus längst vergangener Zeit. Sie empfang diesen Anblick als alttestamentarisch. Ein Mann im wallenden Gewand, dichtem Haarschmuck, einem Bart und Füßen, die in Riemensandalen steckten.
    So waren auf vielen, mit kirchlichen Motiven geschmückten Bildern die Personen des Alten Testaments dargestellt worden. Große Heerführer wie Moses oder Aaron, auch König David, der Sohn des weisen Salomo. Morgana Layton war nicht dumm. Daß die beiden Gestalten ebenfalls auf die Grabplatte eingraviert worden waren, mußte seinen Grund haben. Wahrscheinlich standen sie in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Königin von Saba. Das war einmal Salomo. Aber wer war der zweite?
    Morgana konzentriete sich auf seine Person. Wenn sie nicht alles täuschte, gehörte er auf keinen Fall in die Zeit der Königin. Seine Kleidung war eine völlig andere, relativ gesehen moderner, dennoch altertümlich, nahm man die Gegenwart als Maßstab.
    Dieser Mann sah aus wie jemand, der im auslaufenden Mittelalter gelebt hatte.
    Wer konnte das sein? Wer hatte damals Kontakt zu der Königin gehabt und möglicherweise gewußt, wo sich ihr Grab befand? Derjenige Künstler, der die Gravur auf der Grabplatte hinterlassen hatte, mußte also gewußt haben, daß es noch einen zweiten Beschützer der Königin gab oder geben würde.
    Er hatte demnach in die Zukunft sehen können…
    Diese Folgerung wiederum gefiel Morgana überhaupt nicht. Sie glaubte plötzlich, daß einiges anders verlaufen würde, als sie es angenommen hatte.
    Unwillkürlich schielte sie hoch zum Mond, aber ihr Beschützer Fenris ließ sich dort nicht blicken.
    »Du hast mich gerufen, Morgana. Ich werde deinen Ruf folgen und mich jetzt zeigen.«
    Wieder wehte die Stimme durch das Viereck. Morgana spürte, daß sich ihre Haare sträubten, wie sonst das Fell, wenn sie die Verwandlung hinter sich hatte.
    Wo würde die Königin erscheinen?
    Noch lag die große Grabplatte verschlossen vor ihr. Wenn die Königin also erschien, mußte dieses tonnenschwere Stück Stein angehoben werden.
    Das geschah auch.
    Alles begann mit einem Knirschen, als die Grabplatte die von unten her drängende Kraft verspürte und innerhalb der Ränder anfing zu schaben. Es war ein Geräusch, das eine Gänsehaut erzeugen konnte, eine schon schaurige Botschaft aus der Tiefe.
    Morgana stand wie erstarrt. Ihr Gesicht war eine Maske. Nichts rührte sich in den Zügen. Auch die Augen leuchteten wie kalte Laternen, die sich nur auf einen Punkt konzentrierten.
    Die Wölfe
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