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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab
Autoren: Will Adams
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bewaffnete Scharfschützen zusammentrommeln kann, oder? Warum wurde Ihr Konvoi wohl auf dem Weg nach Suez von keinem Kontrollposten angehalten? Und was glauben Sie, warum nicht auf den Container geschossen wurde, außer als der Fahrer versucht hat abzuhauen?»
    «Ich verstehe das nicht», meinte Gaille. «Wovon spricht er?»
    «Ich spreche über eine Möglichkeit, wie Sie beide lebend hier rauskommen», erklärte er ihr. «Ich spreche über eine Möglichkeit, wie jeder gewinnen kann.»
    «Fahren Sie fort», sagte Knox.
    «Wenn man jung ist, hat man andere Ziele als ein reifer Mann, Knox. Das ist Ihnen wahrscheinlich auch schon klar geworden. Als junger Mann war ich nur hinter dem Geld her, denn Geld ist wie Luft: Wenn man keines hat, ist alles andere unwichtig. Aber wenn man es erst einmal hat …» Er machte eine abschätzige Geste.
    «Und was wollen Sie jetzt?»
    «Rechtmäßigkeit, Ansehen. Ein Platz im Herzen der Menschen. Eine Gelegenheit, der Gesellschaft zu dienen.»
    «Eine Gelegenheit, der Gesellschaft zu dienen», wiederholte Knox höhnisch. «Ich glaube es nicht! Sie wollen in die Politik gehen?»
    Hassan lächelte. «Unser Land wird von einer überalterten Generation geführt», sagte er. «Eine Generation ohne Kontakt zur Bevölkerung. Ägypten sehnt sich nach einer neuen Führung, nach Leuten mit frischen Ideen und Energie, nach Leuten, die neue Wege suchen. Ich beabsichtige, einer davon zu sein. Allerdings ist es in Ägypten nicht leicht, in die Welt der Politik vorzudringen, besonders nicht für einen Mann mit meinem … Hintergrund. In Ägypten herrscht Vetternwirtschaft, wie Sie wissen. Zu viele Söhne stehen schon in den Startlöchern. Und Sie wissen sicherlich, dass Geduld nicht gerade meine Stärke ist.»
    «So ist das also», murmelte Knox. «Sie wollen sich zum Helden der Stunde machen. Zum Retter des ägyptischen Kulturerbes.»
    «Und Sie werden mir dabei helfen, Knox», sagte Hassan nickend. «Sie werden der Öffentlichkeit erzählen, dass Sie sich heute an mich gewendet haben, als Ihnen klar geworden ist, dass diese prächtigen ägyptischen Schätze in Gefahr sind, weil Sie wussten, dass Sie sich auf meine Hilfe verlassen können. Denn mein Land und mein Volk waren für mich schon immer am wichtigsten, und die Ereignisse haben Ihnen recht gegeben. Ich habe genau in diesem Sinne gehandelt.»
    «Und wenn ich das nicht tue?»
    Hassan streichelte Gailles Wange. «Dort draußen ist bereits ein schreckliches Blutbad angerichtet worden, Knox. Glauben Sie wirklich, dass zwei weitere Leichen einen Unterschied machen würden?»
    «Sie bluffen.»
    «Wollen Sie mich herausfordern, Knox?»
    Knox betrachtete Hassan und versuchte, aus ihm schlau zu werden. Aber der Mann war aus Stein, er gab nichts preis. Dann schaute er Gaille an, die auf das Schlimmste gefasst war, bereit, alles für ihn zu erleiden, und da wusste er, dass er keine Wahl hatte. «Gut», sagte er. «Wir sind im Geschäft.»
    «Sehr schön», sagte Hassan. Er deutete auf Nessim, der noch immer stoisch neben der Tür stand. «Sie müssen übrigens meinem Sicherheitschef danken. Es war seine Idee. Ich war wütend auf Sie, Knox. Sie haben keine Ahnung, wie wütend. Nachdem Sie angerufen hatten, wollte ich Sie erschießen lassen. Aber Nessim überzeugte mich, dass dies der klügere Weg ist.» Er beugte sich wieder zu Knox hinab, als wollte er ihm ein Geheimnis anvertrauen. «Man sollte mich nicht zum Feind haben, Knox. Vergessen Sie das nicht.»
    «Das werde ich nicht», versicherte Knox ihm. «Glauben Sie mir, das werde ich nicht.»
    Hassan schaute ihn wieder an, amüsiert von seinem Trotz, und die beiden Männer starrten sich lange genug in die Augen, bis klar war, dass sie noch nicht miteinander fertig waren. Aber das konnte warten. Es musste warten. Sie hatten beide zu viel zu verlieren.
    Knox erhob sich, half Gaille auf die Beine und legte einen Arm um sie. Zusammen gingen sie zur Tür, die Nessim für sie aufhielt. Knox nickte ihm beim Vorbeigehen zu, und Nessim nickte zurück, ein Eingeständnis beglichener Schulden, vielleicht sogar gegenseitigen Respekts. Aber dann gingen Knox und Gaille durch die Tür und in ein völlig neues Leben.

EPILOG
    So fühlt sich also Ruhm an, dachte Knox, als er im Licht der Scheinwerfer schmorte und über eine Wand aus Mikrofonen schaute. Vor ihm saßen in dicht gedrängten Reihen Dutzende Fotografen, Fernsehreporter und Journalisten, die mit einer Hand Notizen in ihre Blocks kritzelten und mit der
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