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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta
Autoren: Dieter Buehrig
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irgendwie absperren«, sagte er.
    Er und Remi schauten sich in der Höhle um. Keiner der Stalaktiten war schlank genug, um ihn abbrechen zu können. Irgendetwas an der Wand rechts von ihm fiel ihm ins Auge. Er humpelte hinüber, hob eine Stange auf und identifizierte sie als das, was sie war: eine Wurflanze. Der Hartholzschaft war erstaunlich gut erhalten und mit irgendeiner Art Lack überzogen.
    »Spartanisch?«, fragte Remi.
    »Nein, die Spitze hat eine andere Form. Ich würde eher auf persisch tippen.«
    Sam wog die Lanze in der Hand, rannte zurück und presste sich unter der Felsspalte gegen die Felswand. »Kehr um und verschwinde!«, rief er.
    Keine Reaktion.
    »Letzte Warnung!«
    »Fahr zur Hölle!«
    Abermals fiel ein dröhnender Schuss. Die Kugel schlug in die gegenüberliegende Wand ein.
    »Wie du willst«, murmelte Sam. Er sprang hoch, holte aus und rammte die Lanze in die Öffnung. Sie traf auf etwas Weiches, dann hörten sie ein Stöhnen. Sam riss die Lanze zurück und duckte sich. Sie erwarteten, dass ihr Verfolger seinen Kameraden etwas zurief, doch es blieb still.
    Sam hob den Kopf. Ein Mann lag einen Schritt vor der Tunnelöffnung. Sam fasste hinein und ergriff seine Pistole, einen.357 Magnum Revolver.
    »Ich nehme ihn«, sagte Remi. »Du hast beide Hände voll, es sei denn, du möchtest dich von deinem Schürhaken trennen.« Sam reichte ihr den Revolver, und sie fügte hinzu: »Sie werden eine Weile brauchen, um ihn aus dem Tunnel zu holen.«
    »Bondaruk wird sich wohl kaum diese Mühe machen, es sei denn, er hat keine andere Wahl«, prophezeite Sam. »Sie werden nach einem anderen Eingang suchen.«
    Sie ließen die Blicke in die Runde schweifen, um sich zu orientieren. Der Grundriss der Höhle war nierenförmig, und insgesamt schien sie kleiner als die Haupthöhle zu sein. Die Decke war ungefähr vier Meter hoch und … sie besaß einen Ausgang in der Wand auf der rechten Seite.
    Sam und Remi suchten den Boden zwischen den Stalaktiten ab, fanden jedoch keine weiteren von Menschenhand hergestellten Objekte.
    »Wie viele Spartaner und Perser haben laut Bucklin überlebt?«, fragte Sam.
    »Ungefähr zwanzig Spartaner und dreißig Perser.«
    »Remi, sieh dir das an.«
    Sie ging zu Sam hinüber. Er stand vor einem Stalaktitenpaar. Die beiden Kalksäulen waren hohl und öffneten sich wie Blumenblüten aus Sinter nach oben. Das Innere stellte eine perfekte Röhre mit glatter Innenwand dar.
    »Nichts in der Natur gleicht sich dermaßen«, sagte Remi. »Sie waren hier, Sam.«
    »Und es gibt nur einen Ort, den sie aufgesucht haben können.«
    Sie gingen auf die Wand zu und drangen dort in den Tunnel ein. Er schlängelte sich etwa sechs, sieben Meter weit, bevor er sich zu einem Absatz öffnete. Eine weitere Felsbrücke, diese jedoch nur einen halben Meter breit, wölbte sich über einem Abgrund und endete vor einem weiteren Tunnel. Sam lehnte sich nach rechts, dann nach links und überprüfte die Dicke der Brücke.
    »Sie scheint zwar ausreichend stabil zu sein, aber …« Er sah sich um – fand aber keine Stalaktiten, an denen er sein Seil hätte befestigen können. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Ehe Remi protestieren konnte, betrat Sam die Brücke. Er hielt an, blieb ein paar Sekunden lang still stehen, dann überquerte er sie. Remi folgte ihm. Sie nahmen ihren Weg durch einen Wald dicht gestaffelter Stalaktiten, dann traten sie in einen offenen Raum.
    Sie blieben wie vom Blitz getroffen stehen.
    Remi murmelte: »Sam …«
    »Ich sehe sie.« Im Schein ihrer Stirnlampen lagen die Karyatiden Seite an Seite auf dem Felsboden und blickten aus ihren goldenen Gesichtern zur Decke. Sam und Remi machten ein paar Schritte vorwärts und sanken auf die Knie.
    Mit unendlicher Sorgfalt gegossen, waren die goldenen Torsi der Frauen in Gewänder gehüllt, die derart detailliert ausgearbeitet waren, dass Sam und Remi auch winzigste Falten und Nahtstiche erkennen konnten. Der Kopf einer jeder Frau war mit einem Lorbeerkranz gekrönt, die Äste und Blätter waren jeweils ein Kunstwerk für sich.
    »Wer hat sie bewegt?«, fragte Remi. »Laurent? Wie soll er das allein geschafft haben?«
    »Damit«, erwiderte Sam und deutete zur Wand.
    Dort lag ein behelfsmäßiger Schlitten, der aus einem halben Dutzend einander überlappender Schilde bestand. Aus lackiertem Weidengeflecht und Leder gefertigt, glich jeder Schild einem gut anderthalb Meter hohen Stundenglas. Sie waren mit etwas zusammengebunden, das wie Katzendarm aussah,
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