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Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators
Autoren: Andrea Schacht
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ihren tauben und blinden Bruder zu pflegen.«
    »Meine Mutter ist gestorben. Sie war eine Germanin aus unserem Stamm!« Fassungslos lief Ingwar in der Kammer auf und ab.
    »Nein, mein junger Freund, deine Mutter ist eine römische Bürgerin. Dein Vater lernte sie gleich im zweiten Jahr seines Hierseins kennen. Ich hatte mich mit dem Andabates angefreundet, der damals unser Vorarbeiter war. Und da ich auch weiterhin in Kontakt zu Berengar, deinem Vater stand, lernte er seine Schwester Clara eines Tages kennen. Sie fassten große Zuneigung zueinander. Als dein Vater, Didia, meinen Freund Berengar freiließ, heirateten sie, und bald drauf wurdest du geboren, Ingwar.«
    »Und dann starb sie – sagt Helwine. Und sie hat recht!« Trotzig streckte Ingwar sein Kinn vor. Er wollte nicht glauben, was ihm der Gladiator da erzählte. Das Bild vom reinblütigen Germanen, das er sein Leben lang gepflegt hatte und auf das er so stolz war, brach in sich zusammen.
    »Nein, Ingwar. Als der Andabates seinen schrecklichen Unfall hatte, entschied sich deine Mutter, sich ausschließlich um ihn zu kümmern. Ich habe es nicht ganz verstanden, aber ich denke, zwischen ihr und Berengar muss damals etwas vorgefallen sein, das sie zu dieser Handlung bewegte. Sie hat dich immerhin in seiner Obhut gelassen, und er ist dir immer ein guter Vater gewesen, mein Junge.«
    »Das kann nicht sein. Das stimmt alles nicht!«, begehrte Ingwar noch einmal auf, aber die verständige Didia meinte nur trocken: »Wir fragen den Andabates nachher. Wir müssen bei ihm ja noch Barbanigra abholen.«
    »Ich will aber nicht, dass es stimmt!«, schrie Ingwar auf, und Titus schüttelte nur den Kopf. »Sei doch froh, du Trottel, dass deine Mutter lebt und es ihr gut geht.«
    »Und sei froh, dass du zumindest ein halber Römer bist und kein ganzer Barbar«, wusste auch Khep zu trösten, was Ingwar zu derart schäumender Wut brachte, dass Globulus ihn mit einem festen Ringergriff halten musste, damit er den Kleineren nicht verprügelte.
    Khep, plötzlich ernst geworden, murmelte: »Entschuldigung, Ingwar.« Und als er nur einen blitzenden Blick als Antwort erhielt, fügte er hinzu: »Du hast keine Mutter gehabt, ich keinen Vater. Ich wäre so glücklich, wenn ich einen hätte.«
    Und als Caecilia leise sagte: »Dein Vater muss sehr traurig gewesen sein, als deine Mutter ihn verließ. Er hat ja nie wieder eine andere Frau genommen«, sackte er in sich zusammen und blieb als Häuflein Unglück zwischen den Pelzen sitzen. Sie hockte sich neben ihn und meinte: »Er möchte so gerne, dass du dich als Römer fühlst. Vielleicht erzählt er dir etwas mehr über sie, wenn du dich nicht immer dagegen sträubst.« Sie strich ihm die wirren blonden Haare aus dem Gesicht. »Würdest du nicht auch etwas vermissen, wenn du jetzt das Schiff besteigen und nach Germanien reisen würdest?«
    »Eine sehr kluge Frage, Mädchen«, lobte Globulus sie.
    Ingwar zuckte mit den Schultern. »Ja, wahrscheinlich. Ach, Mist!« Er legte den Kopf auf die Knie und schwieg. Titus machte seiner Schwester ein Zeichen, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte, und reckte sich. »Wir sollten uns auf den Rückweg machen, es wird schon spät. Wenn dein Schiff ausläuft, werden wir zum Hafen kommen, Globulus.«
    »Lieber nicht. Wer weiß, ob sich Plautus nicht noch mal an eure Fersen heftet.«
    »Das glaube ich zwar nicht, aber wenn er aus der Kloake auftaucht, wird er Senator Licinius Sura einige Fragen zu beantworten haben«, meinte Didia. »Ich habe vor, dessen Schwester, die sehr freundlich zu mir war und dir wohlgesinnt ist, Globulus, ein bisschen was über seine Machenschaften zu erzählen.«
    »Und um den Glauben an deinen Tod aufrechtzuerhalten, werden wir morgen noch einmal dein Grab aufsuchen und tieftraurig ein Opfer darbringen«, erklärte Khep, jetzt wieder mit einem verschmitzten Grinsen. »Haselnüsse und Kastanien, denn die hat das tapfere Borstenvieh zu Lebzeiten bestimmt gerne gefressen, oder?«
    »Eine noble Geste, meine Freunde. Das ehrenwerte Schwein hat sein Leben für mich ausgehaucht und nie die Chance gehabt, zu würzigen Hackbällchen verarbeitet zu werden.« Auch Globulus erhob sich und geleitete sie zur Tür. »Und nun lebt wohl.«
    Gerührt nahmen die fünf Abschied von Globulus, dem Gladiator, der als Albin seinem freien Leben in Germanien entgegensah.
    Vier Tage später trafen sich die fünf von der Fortuna-Therme im gymnasium . Doch Spiele und Übungen standen diesmal nicht an.
    »Wir
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