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Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators
Autoren: Andrea Schacht
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Weidenkorb mit festem Deckel Platz zu nehmen, und Ingwar besuchte die Taberna von Crassus, um die richtigen Fleischklößchen zu erstehen, Titus versorgte sich mit Wachstäfelchen und Griffeln. Gleich nach der Mittagsstunde brachen sie zum Marstempel auf.
    Unter den hohen Säulen sahen sie den Andabates auf seinem Schemel sitzen und schnitzen. Zwei bewaffnete Tempelwächter hielten sich rechts und links von ihm auf und beobachteten grimmig die Umgebung. Ein bärtiger Priester in scharlachroter Robe stand neben ihm, berührte ihn sanft an der Schulter und reichte ihm ein Täfelchen. Seine Miene spiegelte große Besorgnis wider.
    »Hoffentlich stören wir ihn nicht«, meinte Caecilia zögernd. Sie hatte großen Respekt vor Priestern und den Hütern der Heiligtümer.
    »Der Andabates war nett zu uns, als wir das erste Mal bei ihm waren.«
    Doch trotz Titus’ Versicherung war zu spüren, dass Spannung herrschte, als sie langsam die Stufen erklommen. Die beiden Wächter traten vor und hielten sie mit den barschen Worten auf: »Was wollt ihr?«
    »Wir möchten dem Andabates eine Botschaft überbringen. Er erwartet uns«, antwortete Titus höflich.
    »Er wird nicht mehr belästigt, merkt euch das. Verschwindet!«
    »Wir haben nicht vor, ihn zu belästigen, Wächter. Nur drei Gaben haben wir zu überbringen!«
    »Ach was? Drei Gaben? Das kennen wir schon. Macht, dass ihr fortkommt! Gesindel!«
    Rüde drängte der Wächter sie die Treppen hinunter.
    »Bei den Nattern der Medusa, was hat das zu bedeuten?«, fauchte Didia, und Barbanigra in ihrem Korb gab ein ähnliches Geräusch von sich. Gerne hatte sie sich nicht einsperren lassen.
    »Ich würde mal sagen, dass kurz vor uns ein anderer versucht hat, dem Andabates seine Gaben zu unterbreiten. Er wird sie abgewiesen haben«, war Titus’ trockene Erklärung.
    »Aber er muss uns empfangen!«, jammerte seine Schwester und erntete nur einen strengen Blick von ihren Begleitern.
    »Wir müssen einen anderen Weg suchen«, schlug die praktische Didia vor. »Titus, du kannst dich am gewähltesten ausdrücken. Sprich den Priester an, es wird der flamen martialis 40 sein. Erkläre ihm, warum wir den Andabates sprechen müssen.«
    Titus zögerte, denn auch er hatte einen heiligen Respekt vor den Priestern. Aber es war der einzige Weg, um an den Wachen vorbeizukommen. Der rot gewandete Mann stieg die Tempelstufen hinab und wandte sich nach rechts zu dem offenen Säulengang. Titus eilte leicht hinkend ihm hinterher.
    Es dauerte nicht lange, und er kam mit funkelnden Augen zurück.
    »Er war freundlich, der flamen. Aber stellt euch vor, was passiert ist.«
    »Besser nicht, aber erzähle es uns«, knurrte Ingwar ihn an.
    »Schon gut, schon gut. Also, vorhin tauchte ein Mann mit fünf mageren Kindern hier auf, die dem Andabates ein paar schmierige Fleischklößchen, einen Topf billigen Honig und ein räudiges Wolfsfell vorlegten. Er hat alles von sich gewiesen, und der Mann hat die Kinder beschimpft und geschlagen. Da haben die Wachen eingegriffen und ihn verjagt.«
    »Plautus.«
    »Ganz bestimmt. Der Flamen war einverstanden, dass wir mit dem Blinden sprechen, wenn wir es unter seiner Aufsicht und vor dem Antlitz des Gottes tun. Wir sollen in den Tempel kommen.«
    Das war einerseits eine freudige Nachricht, doch alle fünf fühlten sich beklommen, denn dem rächenden Mars gegenüberzutreten, erforderte wahrhaftig einigen Mut.
    Sie sahen, dass der Flamen zu dem Blinden zurückkehrte, den Wachen eine Anweisung gab und den Andabates dann fürsorglich in den Tempel führte.
    »Folgen wir ihm«, forderte Titus seine Freunde auf.
    Diesmal ließen die Wachen sie passieren, und sie betraten das weihrauchduftende Innere des Tempels. Glänzend polierter Marmor, wohin man sah, hohe, schlanke Säulen, zwischen denen von oben aus den Fenstern schmale Lichtbänder fielen. Goldene Schilde, schimmernde Lanzen, die Skulptur eines sich aufbäumenden Pferdes mit silbernem Geschirr, edelsteinbesetzte Kelche und fest verschlossene, reich geschnitzte Ebenholztruhen waren in den weiten Räumen angeordnet. Doch hinten, im Halbrund der Rückwand des Tempels überragte sie alle die mächtige Statue des Mars Ultor – des rächenden Kriegsgottes, der die Sicherheit der Stadt Rom garantierte.
    Ehrfürchtig schlichen die fünf hinter dem Priester her, der den Andabates zu einem mit Elfenbein und Lapislazuli ausgelegten Sessel führte und ihm erneut eine Wachstafel in die Hand drückte. Er fuhr sanft mit den Fingern
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