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Das Gold der Piraten

Das Gold der Piraten

Titel: Das Gold der Piraten
Autoren: Dirk Ahner
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einen finsteren Blick.
    Sie gingen um ein Regal herum und standen vor einer weiteren Tür, an der ein verblichenes Schild hing:

    Prüfend drückte Lara die Klinke. Die Tür war nicht verschlossen. Mit einem leisen »Klick« öffnete sie sich. Allerdings nur einen Spaltbreit, denn Nepomuk hielt sie fest.
    »Hast du das Schild nicht gelesen?«, fragte er.
    Laras Augen funkelten, wie sie es immer taten, wenn sie die Abenteuerlust gepackt hatte. »Findet ihr das nicht auch seltsam? Dieser Laden ist ein Irrgarten, vollgestopft mit seltsamem Plunder, und hier ist niemand außer uns. Da stimmt doch was nicht, das sagt mir mein Gefühl!«
    »Und mein Gefühl sagt mir, dass ich nach Hause will«, gab Nepomuk zurück.
    »Nepomuk hat recht, Lara«, pflichtete Ben bei.
    Ben war immer der Vernünftige. Damit konnte er ihr manchmal fürchterlich auf die Nerven gehen. Wie zum Trotz schob Lara sich an den beiden Jungs vorbei und stieß die Tür auf. Die drei Kinder blickten in eine große, runde Kammer mit hohen Decken. Was sie dort sahen, war unglaublich.

Vom Sturm verschluckt

    Das Glas sah aus, als wäre es lebendig. Es war groß und erinnerte mit seinen Furchen und Scharten an einen knorrigen Baumstumpf oder ein seltsames Tier. Einem riesigen, schimmernden Bergkristall gleich ruhte es auf einer Säule. In seinem Inneren wirbelten Farben umher wie ein kunterbunter Mini-Tornado. Ein Vibrieren ging davon aus, ein Magnetismus, der die Kinder dazu brachte, all ihre Ängste und Bedenken zu vergessen. Fasziniert gingen sie auf das Glas zu.
    Lara berührte es. Für eine Sekunde klebte ihr Finger auf der rauen Oberfläche. Sie schloss die Augen und ein verzücktes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    »Geht es dir gut?«, fragte Nepomuk, als sie die Augen wieder geöffnet hatte.
    »Total verrückt, völlig unmöglich …«, sagte Lara.
    »Was denn?«, wollte Ben wissen.
    »Ich war eine Agentin auf einer geheimen Mission und habe einen Hubschrauber geflogen. Das war unglaublich, Leute.«
    Ben kannte Lara lange genug, um zu wissen, dass das ihr größter Traum war: in fremde Länder zu reisen und gefährliche Aufträge zu erfüllen. Eine echte Agentin zu sein. Aber woher kamen diese Bilder? Hatte es etwas mit dem geheimnisvollen Farbwirbel zu tun? Er berührte das Glas.
    Die dunkle Kammer um ihn herum verschwand. Plötzlich fand er sich mitten in einem Urwald wieder. Schlingpflanzen rankten sich an turmhohen Bäumen empor. Sonnenlicht verfing sich in farbenfrohen Blüten. Es knirschte und krachte, als sich ein Dinosaurier durchs Unterholz schob. Sein Leib war riesig und seine Augen flackerten wild. Ehe Ben wusste, was er tat, hatte er sich auf den Rücken des Ungetüms geschwungen und ritt auf ihm durch den wilden Wald. Plötzlich wusste er, dass er ein berühmter Abenteurer war, der die Welt der Dinosaurier erkundete.
    Als Ben das Glas losließ, endete der schöne Traum ebenso abrupt, wie er begonnen hatte, und er fand sich in der muffigen Kammer wieder. Sein Blick fiel auf Nepomuk, der aufgeregt von einem Bein aufs andere hüpfte. Jetzt legte er ebenfalls seinen Zeigefinger auf das seltsame Glas. Als er wieder losließ, lächelte er genauso verträumt wie Lara.
    »Stellt euch vor, ich war im Weltraum!«, rief er. »Ich war leitender Wissenschaftler der Mars-Mission. Eine riesige Rakete hat uns zu den Sternen geflogen.«
    »Dieses Glas oder was darin ist … es liest unsere Träume«, stellte Lara fest und ließ ihre Stupsnase unruhig hin und her zucken. Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Was sie gerade eben erlebt hatten, durfte eigentlich gar nicht sein. Schließlich gab es keine echten Zauberer und keine magischen Gegenstände. Eine Gänsehaut kroch ihr den Rücken hinauf.
    Ein leises Tapsen war zu hören. Die Kinder drehten sich um und sahen, wie ein grasgrüner Laubfrosch in den Raum gehüpft kam und sie mit seinen großen, bernsteinfarbenen Augen anglotzte. Lara wich unweigerlich zurück. Sie ekelte sich vor Fröschen und Insekten. Ben dagegen liebte alle Tiere.
    »Wo kommst du denn auf einmal her?«, lachte er. Vorsichtig wollte er den Frosch auf die Hand nehmen, doch der hüpfte mit einem Satz auf ein Regal. Ein missmutiges Quaken war zu hören, und für einen Augenblick glaubte Ben tatsächlich, so etwas wie einen Vorwurf in den Glupschaugen zu lesen.
    »Er ist offenbar nicht sehr begeistert, dass wir hier sind«, sagte Lara.
    »Oder er sucht nach Wasser. Ein Laubfrosch gehört zur Gattung der Amphibien, und
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