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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Verbindung setzen, wenn die
Polizei sie verhört hat, Markús. Sonst sieht es so aus,
als würdest du versuchen, Einfluss auf ihre Aussage zu nehmen.
Das ist das Letzte, was wir wollen.« Dóra konnte gut
verstehen, dass er sich vergewissern wollte, ob die Frau seine
Aussage bestätigte, sie bezweifelte allerdings, dass das viel
bringen würde. Entweder würde Alda die Wahrheit sagen
oder lügen, um irgendwie ihre eigene Haut zu
retten.
    »Aber es
ist schon seltsam«, meinte Markús, »wir hatten
in der letzten Zeit ziemlich viel Kontakt, und sie ist immer
rangegangen, wenn ich angerufen habe. Sie hat mich noch nie
hängenlassen.« Er zögerte einen Moment.
»Vielleicht geht sie mir aus dem Weg, was meinst
du?«
    Dóra
war sich ziemlich sicher, dass es so war, wollte
Markús’ Besorgnis aber nicht noch verstärken.
Natürlich konnte es auch eine andere Erklärung geben.
»Tja, ich denke, wir sollten einfach Ruhe bewahren, bis wir
etwas Genaueres wissen.« Sie schaute auf die Uhr. »Ich
gehe davon aus, dass die Polizei sie schon kontaktiert hat und
vielleicht noch ihre Aussage aufnehmen muss. Wenn sie was anderes
aussagt als du, wirst du wieder vorgeladen. In dem Fall hast du ein
Anrecht auf meine Anwesenheit.«
    Markús
holte tief Luft. »Alda würde mich niemals den Löwen
zum Fraß vorwerfen.«
    »Vielleicht
nicht«, entgegnete Dóra und dachte, dass Androklus
vermutlich dasselbe von den alten Römern geglaubt hatte, bevor
er in die Arena des Circus Maximus geworfen wurde. »Ich
könnte natürlich meinen Freund Guðni anrufen und ihn
nach dem Stand der Dinge fragen. Keine Ahnung, ob er mir
überhaupt irgendwas sagt, aber wenn man bedenkt, wie wenig er
von Formalitäten hält, ist das ja nicht
ausgeschlossen.«
    »Glaubst
du, dass er noch für den Fall zuständig ist?«,
fragte Markús hoffnungsvoll. »Ich kann auch selber
anrufen.«
    »Nein,
auf keinen Fall. Ich möchte nicht, dass du alleine mit ihm
sprichst. Ich rede mit ihm. Selbst wenn die Polizei in
Reykjavík den Fall übernommen hat, halten sie ihn
bestimmt auf dem Laufenden. Ist schließlich sein
Revier.«
    »Soll
ich in der Zwischenzeit weiter versuchen, Alda zu
erreichen?«
    »Vergiss
es«, antwortete Dóra mit Nachdruck. »Wann hast
du zuletzt mit ihr gesprochen?«
    »Ich hab
vorgestern Abend kurz mit ihr telefoniert. An dem Abend, bevor wir
auf die Insel geflogen sind. Ich hab ihr gesagt, dass es so weit
ist – dass ich das Haus betreten
darf.«
    »Verstehe.
Und glaubst du, dass Alda etwas von den drei Leichen wusste oder
etwas mit ihrem Tod zu tun hat? Oder mit dem Tod des Mannes, dem
der Kopf gehört?« Dóra konnte sich nicht
erinnern, jemals eine so abscheuliche Frage gestellt zu
haben.
    »Völlig
ausgeschlossen. Sie war doch auch erst fünfzehn, als der
Vulkan ausgebrochen ist. Sie hat nie einer Fliege was zuleide
getan. Weder damals noch heute. Und sie hat wohl kaum von mir
erwartet, dass ich außer der Kiste noch drei Leichen aus dem
Keller räume. Wenn sie davon gewusst hätte, hätte
sie bestimmt darauf bestanden, dass ich die Ausgrabung verhindere.
Mich zumindest gewarnt.«
    »Ja,
sollte man meinen«, sagte Dóra nachdenklich.
»Aber es ist nun mal ein ziemlich merkwürdiger Zufall,
dass eine Kiste mit {29 }einem abgetrennten Kopf und drei Leichen
in ein und demselben Keller gefunden werden.«
    »Es sind
schon merkwürdigere Dinge passiert«, erwiderte
Markús ein bisschen verstimmt.
    »Bist du
sicher?«, fragte Dóra arglos. Sie verabschiedeten
sich, und Dóra holte sich rasch einen Kaffee. Eine kleine
Stärkung vor dem Telefonat mit Guðni konnte nichts
schaden.
    Guðni
Leifsson, Polizeichef der Westmännerinseln, schaltete seine
Taschenlampe aus, als er in den Keller hinabstieg. Die Scheinwerfer
der Kripo Reykjavík erleuchteten den Leichenfundort.
Guðni stellte sich neben den Einsatzleiter, einen viel zu
jungen Mann, der sich als Stefán vorgestellt hatte, als der
Trupp spät am vergangenen Abend mit einer kleinen
Propellermaschine eingeflogen war. Es geschah viel zu oft, dass
Guðni auf Kollegen traf, die noch gar nicht auf der Welt
gewesen waren, als er bei der Polizei angefangen hatte. Es war
offensichtlich an der Zeit, aus dem Job auszuscheiden. Guðni
starrte auf den Boden. »Was denkst du darüber?«,
fragte er ruhig.
    Stefán
drehte sich abrupt um. Sofort setzte er ein genervtes Gesicht auf:
Die Reykjavíker Polizisten wollten nicht, dass sich der
Dorfbulle einmischte. Dieser Stefán hatte sich kaum Zeit
genommen, Guðnis Bericht
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