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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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sie doch so süß
ist.« Guðni grinste Markús an, der errötete.
»Dreißig Jahre lang geschieht nichts, bis das Projekt
Pompeji des Nordens ins Leben gerufen wird. Alda kontaktiert dich,
sie bittet dich inständig, die Ausgrabung des Hauses zu
verhindern, wegen der Kiste, und du fragst immer noch nicht nach
dem Inhalt. Bist du vielleicht immer noch in Alda
verknallt?«
    Markús
wurde wieder rot. »Nein, wir ... wir haben einfach nicht
darüber gesprochen.«
    »Na, was
soll’s. Schließlich einigt ihr euch darauf, dass du in
den Keller gehst und Alda die Kiste bringst. Als du dann endlich im
Keller stehst, willst du plötzlich doch wissen, was in der
Kiste ist, und heraus rollt ein vertrockneter Schädel. Im
selben Augenblick siehst du drei Leichen, die vorher noch nicht da
waren.«
    »Der
Kopf ist nicht gerollt«, warf Markús etwas beleidigt
ein. »Ich hab mich so erschrocken, dass mir die Kiste aus der
Hand gerutscht ist. Der Kopf ist rausgefallen und an der Stelle
gelandet, wo er jetzt ist. Er ist nicht gerollt. Ich glaube, ich
bin beim Zurückspringen mit dem Fuß dagegen
gestoßen. Jedenfalls ist er direkt neben den Leichen
gelandet, woraufhin ich die überhaupt erst bemerkt habe. Es
war ziemlich dunkel und staubig im
Keller.«
    Dóra
fiel Markús ins Wort, bevor er seine Beschreibung der
Wanderung des Kopfes über den Kellerfußboden weiter
ausführen konnte. »Also, ich denke, es ist am besten,
wenn du die Aussage trotz Guðnis netter Zusammenfassung noch
einmal gegenliest, Markús, und dann müssen wir los. Die
Polizei hat nach deiner Aussage einige Spuren zu verfolgen. Ich
gehe davon aus, dass ihr mit dieser Alda sprechen werdet. Die
scheint mehr über die Herkunft des Kopfes zu wissen als
Markús.« Dóra schaute auf die Uhr. Mit etwas
Glück könnte sie doch noch die letzte Maschine nach Hause
kriegen. Anscheinend hatte Markús nichts mit der Sache zu
tun, auch wenn die Kripo ihn später bestimmt noch einmal
verhören würde. Sie hoffte, dass Alda seine Aussage
stützen {25 }würde. Anderenfalls dürfte sich seine
Lage wesentlich verschlechtern, sowohl was den Kopf betraf als auch
die drei Leichen. Aber Alda könnte ganz bestimmt die Herkunft
des Kopfes erklären. Dóra schaute verstohlen auf die
Uhr, dann zu Markús. Er überflog immer noch die erste
Seite des Polizeiberichts. Sie stöhnte und hoffte, dass ihr
Flieger Verspätung hatte.
     
     
     

3
    DIENSTAG 10. JULI 2007
    Manche Tage im
Leben der Anwältin Dóra Guðmundsdóttir waren
schlimmer als andere: wenn sie zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit
noch einmal umkehren musste, um die Kaffeemaschine auszuschalten,
oder wenn die Schule anrief und darum bat, dass sie ihre Tochter
Sóley abholte, weil diese in der Pause Nasenbluten bekommen
hatte. Und dann gab es die ganz schlimmen Tage: wenn große
Rechnungen bezahlt werden mussten und der PIN-Code beim
Internet-Banking nicht mehr funktionierte, wenn versehentlich
Benzin in den Tank ihres Autos geflossen war, das eigentlich mit
Diesel fuhr, und so weiter. An solchen Tagen funktionierte nichts
so, wie es sollte, weder zu Hause noch in der Kanzlei.
    Es
war noch nicht Mittag, als Dóra klar wurde, dass einer
dieser Unglückstage angebrochen war. Er begann mit einer
langen Suche nach dem Autoschlüssel, der sich
schließlich zwischen den Sachen ihres Sohnes Gylfi
wiederfand. Dann war der Kühlschrank fast leer, und das Brot,
das Dóra ihrer Tochter mit in die Schule geben wollte, hatte
angefangen zu schimmeln. Dóra hatte auf ihrem Nachhauseweg
vom Flughafen am Abend zuvor noch einkaufen wollen, aber die
Maschine von den Westmännerinseln war so spät gelandet,
dass alle Geschäfte schon geschlossen hatten. In der Kanzlei
wurde es auch nicht besser: Der Internetzugang funktionierte nicht
wegen einer angeblichen »Aktualisierung {27 }des
Routers« beim Netzbetreiber, außerdem ging das Telefon
nicht mehr, da ein übereifriger Elektriker versehentlich eine
Leitung gekappt hatte. Die Sekretärin Bella war genervt und
weigerte sich, ihr Privathandy für die Kanzlei zu benutzen,
woraufhin Dóras Partner Bragi ihr resigniert sein Handy
überlassen hatte. Das Mädchen würde den Anrufern wer
weiß was an den Kopf werfen – sie war schließlich
für alles andere als zuvorkommendes Auftreten bekannt.
  
 
    Sobald das
Telefon wieder funktionierte, rief Markús
an.   

    »Dóra?
Ich kann Alda nicht erreichen.« Die Angst in seiner Stimme
war fast greifbar.
    »Du
solltest dich doch erst mit ihr in
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