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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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droben wurde geschossen!«
    Der Ambros nickte nur, und der Kaspar bestätigte: »Haben es gehört. Ist oberhalb der Teufelsschlucht gewesen.«
    Der Forstwart sah ihn prüfend an, schien noch etwas fragen zu wollen, pfiff dann seinen Hunden und verschwand im Wald.
    »Wie der uns angeschaut hat!« wunderte sich der Ambros. Er schritt nun so schnell aus, daß ihm der Kaspar kaum zu folgen vermochte. Miteinander stellten sie am Grab der Burgl das Kreuz auf und ordneten den Grabhügel. Die Glocken riefen schon zur Sonntagsmesse, als sie mit der Arbeit fertig waren. Mit einem Blick auf das Grab des Försters Greiner sagte der Ambros langsam und bedächtig:
    »Lang kann es nimmer dauern.«
    »Was?«
    »Nix.«
    Eine Unruhe hatte den Ambros erfaßt, daß er es in der Kirche kaum aushielt und schon mit den ersten wieder das kleine Gotteshaus verließ. Der Kaspar folgte ihm und war verwundert, daß sein Kamerad diesmal vor der Kirchentüre stehenblieb und es auf einmal gar nicht mehr eilig hatte. Sie ließen die Dörfler an sich vorbeigehen, und als der Sägmüller und der alte Sterl kamen, hielt der Ambros sie an, fragte, wie es ihnen ginge, und verwandte dabei keinen Blick von den Dörflern, die über den Platz davonschlichen.
    Die Wirtsresl war unter den letzten. Nicht mehr stolz und aufrecht ging sie, und ihre Blicke forschten nicht mehr herausfordernd unter den Kirchgängern, ob sie von ihnen auch beachtet wurde, sondern etwas nach vorn geneigt und mit gesenkten Augen eilte sie über den Platz. In ihrem Haar waren schon graue Strähnen.
    »Die ist aber alt geworden«, bemerkte der Kaspar, und der alte Sterl tuschelte: »Wie man hört, prügelt sie der Weber schier alle Tage.«
    »Das nimmt überhaupt kein gutes Ende mit dieser Wirtschaft«, gab der Sägmüller dazu. Die letzten waren aus der Kirche gekommen, und der Ambros stand immer noch, als wartete er, daß sich die Türe doch noch einmal öffnen würde.
    »Müßt euch das Kreuz anschauen, das ich der Burgl gemacht habe«, schlug der Kaspar vor, und hastig entschloß sich der Ambros:
    »Ja, schaut es euch an, ich geh derweil zum Reibenwirt und kauf mir schnell eine Halbe. Heut hab ich einen Durst. Dauert net lang, braucht net nachzukommen.« Mit langen Schritten überquerte er den Platz und stieg die Steintreppe hinauf.
    Die Gaststube war kalt und muffig, und das Haus war wie ausgestorben. Erst als er auf den Tisch klopfte, erschien die Resl, sah ihn befremdet an und fragte kurz und barsch, was er wolle.
    »Ein seltener Gast«, sagte sie rauh und sah an ihm vorbei, als sie ihm das verlangte Bier hinstellte. »Ist der Sepp daheim?« fragte der Ambros. Sie zögerte einen Augenblick mit der Antwort:
    »Der schlaft noch — tut ja nix mehr wie saufen und schlafen.«
    Sie verließ die Gaststube so schnell, daß er keine weiteren Fragen mehr stellen konnte. Kaum war sie in der Küche verschwunden, öffnete sich die halbverglaste Türe wieder, und der Christian Weber erschien, gähnend und nur mit Hose und Hemd bekleidet.
    »Ist heute ein besonderer Tag, weil du da bist?« grinste er, ohne dem Ambros einen guten Morgen zu wünschen.
    »Kann schon sein, geht dich aber nix an.«
    »Höh!«
    Der Ambros trank schnell das Glas leer und legte das Geld auf den Tisch. Spöttisch sagte er, als er zur Türe ging: »Hab gemeint, ich könnte da eine Gesellschaft antreffen, derweil schaut da die Not unter den Tischen heraus.«
    Auf dem Platz traf er wieder mit dem Kaspar und den andern zusammen und drängte zum Heimgehen.
    »Was pressiert denn?«
    »Möcht zum Mittag wieder daheim sein.«
    Schweigend wanderten sie wieder auf den Berg. Der Kaspar war die Schweigsamkeit des Ambros schon gewohnt und wußte, daß er sich umsonst bemühen würde, ein Gespräch anzufangen. So sah er sich im Wald um und hing seinen eigenen Gedanken nach. Auf der Gschwend klang ihnen Hundegebell entgegen.
    »Der Forstwart ist da«, sagte der Kaspar, und der Ambros blinzelte nur zu dieser überflüssigen Feststellung. In der Stube des Ambros saß der Forstwart Hauser am Tisch, und sie merkten am betretenen Gesicht der Lina und am steifen Verhalten des Forstmannes, daß er nicht nur auf einen kleinen Besuch gekommen war.
    Ehe die Lina etwas sagen konnte, frage er streng und unfreundlich: »Keppl, sind Sie heute schon im Wald gewesen?«
    »Nein, Herr Forstwart«, antwortete der Ambros, und um seine Augen zuckte es.
    »Haben Sie ein Gewehr?« Das klang scharf und feindselig, und als der Ambros wortlos zur Türe ging,
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