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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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rief er ihn laut an: »Dableiben! Wo wollen Sie hin?«
    »Komm gleich wieder«, lächelte der Ambros, und dann hörten sie ihn die Bodenstiege hinaufgehen und unterm Dach rumoren. Als er wieder herunter in die Stube kam, trug er den Abschraubstutzen und legte ihn vor dem Forstwart auf den Tisch.
    »Da heroben weiß man net, wie man so ein Ding oft notwendig brauchen kann, Herr Forstwart.«
    »Sie können doch nicht einfach im Walde herumschießen, wie es Ihnen gefällt! Haben Sie heute geschossen? Rücken Sie endlich heraus mit der Sprache!«
    Nun lächelte der Ambros: »Ich hab mit diesem Stutzen noch keinen Schuß getan. Sie können ihn mitnehmen, die unsicheren Zeiten sind wohl jetzt vorbei — und es ist besser, wenn ich ihn net hab, sonst könnt ich damit doch einmal eine Dummheit machen.«
    Hauser stand auf: »Das Gewehr ist beschlagnahmt, und damit Sie es wissen: ich habe drunten bei der Waldweide den Aufbruch gefunden. Muß ein starkes Reh gewesen sein, und die Hunde haben die Schweißspur bis hierherauf verfolgt. Also, Mann, reden Sie endlich einmal!«
    »Das ist ja ein Blödsinn!« platzte nun der Kaspar heraus, »denken Sie bloß einmal nach: wenn von uns einer geschossen hätte, der hätt ja Flügel haben müssen, sonst hätten wir Ihnen net schon wieder auf der Guglwies begegnen können, als wir in die Kirche gegangen sind.«
    Der Forstwart stutzte: »Sie haben recht, aber wozu brauchen Sie das Gewehr, und woher kommt die Schweißspur?«
    »Wie sollen wir das wissen?« begehrte nun der Kaspar auf.
    Grußlos verließ Hauser die Stube und ging, von seinen Hunden umtollt, über die Bergwiese davon.
    Eine Weile sahen sich die Zurückgebliebenen betroffen an.
    »Warum hast du das Gewehr weggegeben?« fragte schließlich die Lina.
    Der Ambros zog die Adlernase krumm und schnüffelte ungerührt: »Weil er es so auch gefunden hätte bei einer Haussuchung. Hab an den Förster Greiner denken müssen, der hätte gewiß gesagt: Gib her den Schießprügel, der bringt dich bloß in Schwierigkeiten — und euch sag ich es: Ich wollt damit schießen, aber net auf ein Wild. Ist aber besser, ich pack mit der Faust zu.«
    Sie verstanden ihn nicht, ließen aber das Fragen, denn sie wußten, daß aus dem Ambros doch nichts herauszubringen war. Er hatte sich so verändert, daß sie schon fürchteten, er trüge eine Krankheit mit sich herum. Unruhig und rastlos ging er oft um das Haus, verschwand im Wald, kehrte von der Waldarbeit auf Umwegen zurück und war oft schon eine Stunde von zu Hause fort, wenn der Kaspar ihn am Morgen zur Arbeit abholen wollte. Der Forstwart Hauser machte in diesen ersten Maitagen eine seltsame Beobachtung, als er schon vor dem Tagwerden im Revier war und langsam den Steig zur Waldweide hinüberging. Plötzlich huschte vor ihm ein Mann über den Weg und verschwand wieder im Wald. Der kurze Augenblick hatte dem Forstwart genügt, um den frühen Waldgeher zu erkennen, der gebückt, wie ein Schatten, über den Steig sprang.
    Der Keppl!
    »Also doch!« knirschte er. »Da hat sich der Greiner eine feine Gesellschaft angesiedelt!« Der Bursche mußte noch ein zweites Gewehr besitzen, denn was er bei sich trug, sah aus wie der Lauf eines Stutzens. Die Schuhe hatte er über der Schulter hängen, das war deutlich zu erkennen. Darum hatte er den Mann auch nicht gehört. Schade, daß er die Hunde daheim im Forsthaus gelassen hatte. Nun mußte er selber versuchen, dem Keppl auf der Spur zu bleiben. Vergeblich suchte er den Wald bis hinunter in die Teufelsschlucht ab. Er hörte keinen Laut, und nichts bewegte sich. Als er später wieder gegen den Hochruck hinaufstieg, wo der Keppl und der Thums einen dichten Buchenbestand durchzuforsten hatten, fand er die beiden bei der Arbeit, wie sie es alle Tage taten.
    Der Ambros wünschte dem Forstwart einen guten Morgen und war wie immer, gab ruhig und ohne Verlegenheit Antwort und hielt dem strengen und forschenden Blick des Vorgesetzten ohne Wimpernzucken stand.
    Ein hartgesottener Brocken, dachte der Forstwart, während er seinen Reviergang fortsetzte, doch er würde diesem Mann noch auf die Schliche kommen. Sicher war auch der andere, der Thums, der so bieder und harmlos tun konnte, nicht ganz rein. Wahrscheinlich hatten sie ihn vor kurzem doch hereingelegt, als sie ihm weismachen wollten, es wäre unmöglich gewesen, so schnell nach dem Schuß an dem Sonntagmorgen auf dem Weg über die Guglwies ins Dorf hinunter zu sein. Nun wollte er die Burschen erst einmal ein
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