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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt.
Autoren: Paul Friedl
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die Klinge blitzte im Morgenlicht. Wieder traf ihn ein Schlag, diesmal mitten ins Gesicht, und warf ihn zu Boden. Wie ein Rasender schlug er um sich und sprang wieder auf. Der Prügel traf ihn am Arm, daß ihm das Messer davonflog.
    Nun warf der Holzhauer den eichenen Stock weg, und seine Fäuste trommelten auf den Kopf des anderen nieder.
    »Du Lump, das ist für den Greiner, du Mörder!« keuchte er.
    Verzweifelt wehrte sich der andere, klammerte sich an den Ambros, und sie stürzten, kamen wieder auf die Füße, schlugen wieder hin und rollten über die Waldwiese. Vergeblich versuchte der Wilddieb, den kräftigen Holzhauer am Hals zu fassen. Sein Atem rasselte, und wie ein gefällter Baum schlug er hintüber zu Boden, als ihm ein Faustschlag den Kopf zurückriß. Sein Gesicht war blutverschmiert, und er krümmte sich unter den Fußtritten des Ambros.
    »Hör auf!« stöhnte er und versuchte wieder hochzukommen.
    »Das hab ich gewußt, daß ich dich noch erwische, Wirtssepp!« keuchte der Ambros. »Und jetzt erschlag ich dich oder ertränk dich wie eine Katze!«
    »Ambros, ich geb dir, was du willst!« winselte der Reibenwirt. »Ich bin es net gewesen — ich hab den Förster net erschossen —«
    Der Holzhauer kniete sich auf den Liegenden, und wieder schlugen seine Fäuste zu. Das Schmerzensgebrüll des Geschlagenen hallte schaurig über das Tosen des Wassers hinweg von den Baumwänden der Schlucht zurück. Der Ambros sprang wieder auf und stand taumelnd und mit zitternden Knien.
    »Rühr dich net, sonst erschlag ich dich! Wenn du noch einen Funken Ehr im Leib hast, dann gib es zu.«
    »Laß mich gehen — ich habe doch dir nix getan — was geht es dich an —« stöhnte der Wirtssepp.
    Ernüchtert fuhr sich der Ambros mit der schmerzenden Hand über das Gesicht und sah ratlos auf den Zusammengeschlagenen nieder.
    »Was tu ich mit dir — rühr dich net! Sonst — du bleibst liegen, bis jemand kommt — oder — ich bring dich ins Forsthaus.«
    Der Kampf hatte ihn so ermüdet, daß ihn jedes Wort hart ankam.
    Nun flutete der Sonnenschein in den Grund, und droben im Wald über der anderen Bachseite kam Hundegebell näher. Unter den Fichten tauchte der Kaspar auf und sprang durch den Bach. Ihm folgten die Hunde und der Forstwart.
    »Da ist er«, deutete der Ambros auf den Wirtssepp, »der hat den Förster Greiner umgebracht — und ich hab keine Ruhe gehabt, bis ich ihn erwischt hab. Jetzt können Sie ihn mitnehmen, Herr Forstwart.«
    »Wo ist sein Gewehr?«
    Der Ambros deutete nach dem Bach, und der Kaspar hatte es bald gefischt.
    »Aufstehen, und marsch!«
    Wut und Jammer standen in den hervorquellenden Augen und im zerschlagenen Gesicht des Wirtssepp, als er sich mühsam erhob. »Thums, nehmen Sie das Reh mit«, ordnete der Forstwart an, und zum Ambros sagte er: »Ich verstehe jetzt alles. Ich danke Ihnen. Kommen Sie jetzt mit, bis wir den Burschen hinter Schloß und Riegel haben.«
    Es war ein seltsamer Aufzug, der in Stinglreut ankam, gerade als die Dörfler zur Sonntagsmesse gingen. Vor dem Forstwart taumelte hinkend der Wirtssepp mit blutigem Gesicht und zerrissener Joppe, und die Hunde ließen ihn nicht aus den Augen. Der Keppl Ambros trug das Gewehr des Wilddiebes, und der Thums Kaspar hatte das erschossene Reh geschultert. Starr und stumm standen die Stinglreuter, und eilig rannte der Holzbauer, um den Schlüssel zum Spritzenhaus zu holen, wie es der Forstwart Hauser verlangte. Knarrend schloß sich das Tor hinter dem Wirtssepp, als gerade die Glocken die Messe einläuteten.
    Gegen Mittag holten die Gendarmen den Reibenwirt, und die beiden Holzhauer von der Gschwend kehrten auf ihre Einöde zurück.
    »Solltet einmal zum alten Hirten Schreindl kommen«, bestellte der Holzbauer den Gendarmen, »der macht es nimmer lang, und er hätte was anzugeben.«
    Im Reibenwirtshaus blieben an diesem Tag Tür und Fenster verschlossen, und von den Wirtsleuten ließ sich niemand sehen. Die Stinglreuter standen in Gruppen beisammen oder suchten den Daglwirt auf, und allen war, als hätte man sie von einem Verdacht befreit, der auf jedem einzelnen seit Monaten gelastet hatte.
    Auf der Gschwend saßen sie in der Stube des Ambros, und auch dort hatten die letzten Stunden von den drei Menschen etwas genommen, was sie wohl gespürt hatten, aber nicht fassen konnten. Der Ambros hielt seinen Buben auf dem Schoß und redete an diesem Tag mehr als im ganzen vergangenen Winter. Die Lina öffnete die Fenster und ließ die laue Luft
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