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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Ree Drummond
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Leben an mir vorbeiziehen, zusammen mit jeglicher Selbstachtung. O nein, jetzt würde ich direkt vor den Augen von Marlboro Man der Länge nach hinschlagen. Du bist so ein Trampeltier , dachte ich, ein Trottel, ein Idiot allererster Güte . Am liebsten hätte ich mit den Fingern geschnipst und mich nach Chicago gebeamt, wo ich hingehörte, doch meine Hände wurden anderweitig gebraucht – sie schnellten nach vorn, um den Aufprall meines Körper auf dem Boden zu verhindern.
    Da wurde ich aufgefangen. War es ein Engel? Gewissermaßen. Es war Marlboro Man, dessen Reflexe dank seiner harten Kindheit auf der Rinderranch so gut trainiert waren, dass er seine spastische Bekannte (nämlich mich) vor dem sicheren Sturz retten konnte. Als die Gefahr vorüber war, musste ich vor Nervosität und Verlegenheit lachen. Marlboro Man schmunzelte ebenfalls vor sich hin. Er hielt mich immer noch an den Armen fest, mit demselben starken Cowboy-Griff, der mich soeben gerettet hatte. Was war bloß mit meinen Knien los? Ich war mir nicht sicher, ob sie noch da waren.
    Ich blickte Marlboro Man an. Er hatte aufgehört zu schmunzeln. Er stand direkt vor mir und hielt mich immer noch fest.

    Ich war immer schon verrückt nach Jungs gewesen. Von den Highschool-Jungs, die im Schwimmbad als Bademeister arbeiteten, als ich klein war, bis zu den Caddies, die im Poloshirt über den Golfplatz schlenderten – süße Jungs waren so was wie mein Hobby gewesen. Mit Mitte zwanzig gab es praktisch keine Kategorie, von der ich noch kein Exemplar kennengelernt hatte: Ich war mit Kev ausgegangen, einem katholischen Iren, mit dem nervösen Skipper, mit Shane, dem Gangster, mit dem Spaßvogel Collin, mit J, dem coolen Surfer, mit dem labilen Mr. B. und vielen anderen in der Zwischenzeit.
    Es gab nur eine Spielart, mit der ich noch keine Bekanntschaft gemacht hatte: Cowboys. Bis dahin hatte ich noch nie mit einem Cowboy gesprochen, geschweige denn einen persönlich kennengelernt. Ich war noch nie mit einem ausgegangen, und ich hatte ganz bestimmt, mit hundertprozentiger Sicherheit, niemals einen geküsst – bis zu jener Nacht vor dem Haus meiner Eltern, nur wenige Wochen vor meinem geplanten Umzug in ein neues Leben nach Chicago. Nachdem er mich Sekunden zuvor heldenhaft davor bewahrt hatte, der Länge nach auf die Nase zu fallen, stand diese einem Western entsprungene Gestalt jetzt vor mir und gab mir einen wilden, romantischen, schwindelerregend perfekten Kuss, nach dem ich die Kategorie »Cowboy« für immer in meine Datingliste aufnahm.
    Dieser Kuss! An den werde ich mich bis zu meinem letzten Atemzug erinnern , dachte ich. Und zwar an jedes Detail. Kräftige, raue Hände halten meine Oberarme. Bartstoppeln kratzen leicht über mein Kinn. Ein schwacher Duft nach Lederstiefeln liegt in der Luft. Unter den Fingern spüre ich das gestärkte Jeanshemd, während meine Hände sich um seine schlanke Taille tasten …
    Ich weiß nicht, wie lange wir dort standen, versunken in unserer allerersten Umarmung. Aber als der Kuss vorüber war, das weiß ich heute, war mein Leben, wie ich es bis dahin geführt hatte, ebenfalls passé.
    Damals war mir das allerdings noch nicht klar.

    Am nächsten Morgen rief er mich um sieben Uhr an. Ich schlief noch tief und fest und träumte von dem Kuss, der am Vorabend mein ganzes Leben erschüttert hatte. Marlboro Man hingegen war seit fünf Uhr auf den Beinen und hatte den Anruf extra zwei Stunden hinausgezögert, wie er sagte, weil er sich gedacht hatte, dass ich nicht unbedingt zu den Frühaufstehern gehörte. Und damit lag er richtig. Mir wollte kein vernünftiger Grund einfallen, warum ein normaler Mensch vor acht Uhr aufstehen sollte, und abgesehen davon war dieser Kuss ein ziemlich aufwühlendes Erlebnis gewesen. Ich musste erst mal meinen Rausch ausschlafen.
    »Guten Morgen«, sagte er. Mir stockte der Atem. Da war sie wieder, diese Stimme!
    »Oh, hi!«, sagte ich, sprang aus dem Bett und versuchte, so zu klingen, als wäre ich seit Stunden auf den Beinen, hätte bereits eine Runde Step-Aerobic hinter mir und die Azaleenbüsche meiner Mutter beschnitten. Und einen langen Spaziergang gemacht.
    »Schläfst du noch?«, fragte er.
    »Quatsch, nein, wo denkst du hin!«, antwortete ich. »Ich doch nicht!« Meine Stimme klang belegt und kratzig.
    »Doch, du hast geschlafen, oder?« Er wusste offenbar, wann er es mit einem Langschläfer zu tun hatte.
    »Nee, wirklich nicht – ich stehe immer ziemlich früh auf«, sagte ich.
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