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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)
Autoren: Ines Kiefer
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eher traurig, dass ich auch seine wunderbare Familie verlor. Die drei Zwerge waren mir sehr ans Herz gewachsen. Doch wenn man schon mit frischgebackenen 18 Jahren anfängt, wegen Kindern – und noch nicht mal den eigenen – eine Beziehung aufrechtzuerhalten, stimmt etwas nicht.
    Dani und ich waren zu verschieden, und ich ertrug seine Eifersucht nicht mehr. Der Abschied fiel mir leicht, weil ich einen neuen Verehrer hatte, der mir dabei half, mich von Dani zu lösen. Es war nichts Ernstes, doch meinem Selbstbewusstsein tat es gut. Ich hatte keine Angst, dass ich nie mehr einen abkriegen würde – ganz im Gegenteil. Vor Angeboten konnte ich mich kaum retten.
    Heute vermute ich, dass ich damals auf einem ziemlich hohen Ross geritten bin. Ich habe mal hier geschnuppert und mal da, ausprobiert und gekostet. Ich musste nie allein sein, wenn ich das nicht wollte – ich kannte viele Jungs, die sich darüber freuten, mit mir einen Abend zu verbringen. Und ich hatte einen sehr treuen Freund, Rainer, der mich immer mit offenen Armen aufnahm. Die Welt lag mir zu Füßen. Vor allem die Männerwelt. Das war wunderbar. Ich weiß nicht, ob ich es damals so empfand, aber im Nachhinein bin ich unendlich dankbar dafür. Dass ich die zwei, drei Jahre unbeschwerter Jugend einfach genießen konnte. Dass ich mich sorgenfrei des Lebens freuen konnte, anstatt mich zu dick oder zu dünn, zu groß oder zu klein zu finden. Ich mochte mich.
    Probleme hatte ich höchstens, wenn sich ein Junge in mich verliebte, von dem ich nichts wollte. Das tat mir aufrichtig leid. Ich kann aber auch nicht behaupten, dass ich mich angestrengt hätte, es zu verhindern. Dazu machte mir Flirten einfach viel zu viel Spaß. Es freute mich, wenn ich gut ankam und meine kurzen Röcke den einen oder anderen Pfiff provozierten. Das alles war ein Spiel für mich. Ein schönes und aufregendes Spiel. Es ging immer so lange gut, bis sich ein Junge ernsthaft in mich verliebte. Weh tun wollte ich keinem.

Mancher Verehrer ließ Blumen sprechen.
    »Du bist eine richtige Aufreißerin, du wickelst jeden um den Finger«, sagte Manu ein klein wenig vorwurfsvoll zu mir.
    »Ja, und es macht mir einen Riesenspaß!«, grinste ich.
    Manu seufzte: »Ehrlich gesagt, beneide ich dich. Aber du hast auch eine bessere Figur als ich.«
    »Darauf kommt es doch gar nicht an.«
    »Ja worauf denn sonst?«
    »Wie es in den Wald reinruft, so schallt es zurück.«
    »Welcher Wald?« In Manus braunen Augen blinkten Fragezeichen, und wie immer, wenn sie mich direkt anschaute, musste sie auch mit sehr hohen Schuhen den Kopf heben: Sie ist acht Zentimeter kleiner als ich – und eine ganz große Gardetänzerin!
    »Ich genieße die Momente«, versuchte ich es erneut.
    Manu schüttelte den Kopf: »Du klingst wie aus der Werbung.«
    »Ich liebe Werbung!«, rief ich übermütig.
    Ich konnte es nicht erklären. Ich dachte, ich sei einfach besonders nett. Mit mir könne man sich gut unterhalten. Und hässlich war ich bestimmt auch nicht. Dafür wohl recht charmant. Andere fühlten sich wohl bei mir, und ich fühlte mich wohl mit anderen. Ich mag Menschen. Und ich mag es, wenn es allen gutgeht.
    Als ich ein Jahr später von einer jungen, lebenslustigen Frau, die mit beiden Beinen fest in ihrem Leben stand, zu einer Rollstuhlfahrerin geworden war, dachte ich zuerst, alles sei vorbei, und war froh, dass ich mir ein Polster schöner Erinnerungen zugelegt hatte. Nie mehr Flirten. Nie mehr Freude. Alles aus. Doch im Grunde sollte es genauso weitergehen wie vorher.

    Bis zu dem Tag, der mein Leben verändern würde, hatte ich nicht die geringste Vorahnung über mein Schicksal. Ich fühlte mich bärenstark. Krank war ich nie, abgesehen von gelegentlichen Erkältungen, Heuschnupfen und Zahnschmerzen. Ich bin auf einer gesunden Welle dahingesurft und war stolz darauf, mir noch keinen Knochen gebrochen zu haben. An mir war alles dran. Mandeln, Polypen, Blinddarm. Ich fühlte mich absolut gesund und fit. Ich spürte nichts. Alles ist in Ordnung, wenn man nichts spürt. Aber wenn man dann plötzlich nichts mehr spürt, dann ist nichts in Ordnung.

Vier Sterne
    Mit 18 und kurz vor dem Abitur stand mir die Welt offen – wenigstens fühlte es sich so an. Wo war der Wald zum Bäumeausreißen? Ich war zwar nicht mehr Klassenbeste wie in den ersten vier Schuljahren, doch ich würde einen guten Schnitt schaffen. In der Grundschule hatte ich nie lernen müssen. Mir war immer alles zugeflogen. Auf dem Gymnasium kamen
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