Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das giftige Herz

Das giftige Herz

Titel: Das giftige Herz
Autoren: Virginia Doyle
Vom Netzwerk:
doch seine Idee«, sagte Wetzel und deutete auf Schaller. »Er hat mich dafür bezahlt, dass ich die vergifteten Lebkuchen in die Bäckerei bringe. Er wollte den Bäcker Dunkel ruinieren!«
    Pistoux hatte verwirrt zugehört. Allmählich wurde ihm klar, was hier geschehen war. Es hatte eine Verkettung eigenartiger Umstände gegeben, die zwei Menschen das Leben gekostet hatten.
    »Bäckermeister Dunkel sollte vergiftete Lebkuchen verkaufen, damit Sie ihn ruinieren können?«, fragte er ungläubig. »Und bei diesem gemeinen Plan waren Sie bereit, über Leichen zu gehen? Wegen eines Lebkuchenrezepts?«
    »Er hat das Gift zu stark dosiert!«, sagte Schaller und zielte mit seinem Revolver auf Wetzel.
    »Ich habe nur getan, was mir gesagt wurde!« Der Gewürzhändler richtete nun seinen Revolver auf den Komplizen.
    »Du hast das Gift vorgeschlagen!«
    »Es war dein Plan!«
    »Verräter!«
    »Schuft!«
    Beide Männer drückten gleichzeitig ab, aber nur ein Revolver war geladen. Es gab einen dröhnenden Knall, und Wetzel wurde nach hinten geschleudert, drehte sich einmal in einer grotesken Pirouette um sich selbst, schlug dann der Länge nach hin und rutschte noch ein Stück weit in dem modrigen Wasser, das sich auf dem glitschigen Kellerboden angesammelt hatte.
    Im selben Moment, als der Schuss ertönte, lösten sich vier Paar Hände aus ihren eisernen Fesseln. Schaller wirbelte herum und zielte mit dem Revolver in ihre Richtung. Die Kinder warfen sich zu Boden und verteilten sich in dem dunklen Raum. Sie waren so schnell, dass der Fabrikant keine Möglichkeit hatte, in Ruhe zu zielen. Er fluchte laut. Es war Wetzel gewesen, der die schmalen Kinderhände in Eisen gelegt hatte, ohne daran zu denken, dass es ihnen leicht fallen würde, wieder herauszuschlüpfen.
    Schaller erkannte, dass seine Lage aussichtslos war. Sie würden über ihn herfallen, und er konnte es unmöglich mit vier wild gewordenen Straßenkindern aufnehmen in dieser Dunkelheit, selbst wenn er einen Revolver hatte. Er drehte sich um und flüchtete durch die Tür in Wetzeis Wohnung.
    »Wir müssen hinter ihm her!«, rief Keiner. Und schon war er neben Pistoux und trieb den Keil, der den Pranger zusammenhielt, aus der Halterung.
    Kaum war Pistoux frei, sprang er auf und rannte hinter dem flüchtenden Fabrikanten her. Die Kinder folgten ihm. Sie hörten lautes Krachen und Scheppern.
    Sie durchquerten den Lagerraum, von dem aus ein Zugang in den Schuldturm führte. Es war nicht einfach. Schaller hatte alle Lichter gelöscht und Kisten und Fässer in den Weg geworfen.
    »Schnell raus hier!«, rief Keiner, der das Mädchen hinter sich herzog.
    Pistoux war schon im Salon angelangt. Die Glasvitrinen mit den Porzellanfiguren waren umgestürzt. Glassplitter lagen überall herum, es war nicht einfach, darüber zu steigen. Pistoux musste einige Scherben aus dem Weg räumen.
    Er hörte einen lauten Knall.
     
    Draußen taumelte Inspektor Wanner völlig überrascht zurück und stieß gegen das Geländer der Treppe, die hinunter zur vereisten Pegnitz führte.
    Die Hasenpfote in der Hand, hatte er grübelnd vor dem Eingang zur Wohnung des Gewürzhändlers gestanden, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde. Wanner hatte überrascht aufgeblickt und Leopold Schaller gegenübergestanden, der ohne Mantel und Hut aus dem Haus stürzte, mit einem Revolver in der Hand.
    Als der Fabrikant den Inspektor erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen: »Wieso?«, stammelte er. »Woher …?«
    Dann richtete er den Revolver auf Wanner und drückte ab.
    Wanner spürte, wie sein Kopf zurückgestoßen wurde, und er gegen das Geländer prallte. Er dachte noch: »Wie unbequem …«, und schloss die Augen. Er hörte, wie hastige Schritte sich auf harschem Schnee entfernten.
    Als er die Augen wieder aufschlug, standen Engel in Lumpen um ihn herum. Nein, es waren Straßenkinder. Was wollten die von ihm? Aber da war ja auch noch dieser Bäcker, der Franzose. Hatte der auf ihn geschossen? Ach was, das war ja der Fabrikant gewesen. Der Fabrikant? Warum schoss der mit einem Revolver auf ihn? Wanner stöhnte laut auf.
    »Was ist los?«, murmelte er.
    »Schaller ist der Mörder«, sagte Pistoux. »Wir müssen ihn aufhalten.«
    »Schaller?«
    »Vergiftete Lebkuchen«, sagte Pistoux.
    »Aber … er hat auf mich geschossen.«
    »Ja, eben.«
    »Bin ich nicht …?«
    »Es ist nur eine Schramme am Kopf.«
    »Gut.« Inspektor Wanner rappelte sich auf. »Er ist zum Fluss runtergelaufen.«
    Wanner stützte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher