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Das Gift von Argus

Das Gift von Argus

Titel: Das Gift von Argus
Autoren: Edmund Cooper
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die Beine abgeschnitten. Die Ankunft eines UN-Hubschraubers hatte ihr im allerletzten Augenblick das Leben gerettet.
    Aber das lag drei Planeten zurück. Nun war sie Leutnant Smith, ENTS-Veteran und eine begehrenswerte Frau mit unerschütterlichem Mut und Lebenswillen.
    Tatsächlich waren ihre Beinprothesen, genau wie Conrads Arm, wahre technische Wunder aus Titanium und Stahl, angetrieben von Atommotoren, und mit hautfarbigem Kunststoff verkleidet, der sich kaum von lebender Haut unterschied. Sie konnten unermüdlich den ganzen Tag laufen, wenn sie es wollte, oder fünf Meter hoch springen, oder ein Loch in eine Betonwand treten.
    Nein, Conrad störte es nicht, daß ihre Beine nicht aus Fleisch und Blut waren, wenn er die Frau Indira mit Zärtlichkeiten überschüttete oder ihr Koseworte zuflüsterte, die er Leutnant Smith nie sagen würde.
    Das einsame Fischerdorf Applecross bot die ideale Erholung für Conrad. Es lebten nur noch wenige Leute hier, und alle bewunderten und respektierten den Mann mit der Silberbinde, der neue Planeten für die Menschheit gesichert hatte. Sie gaben ihm, was er am meisten ersehnte: ein Privatleben. Conrad hatte eine Blockhütte in einer Waldlichtung, etwa einen Kilometer landeinwärts. Wenn er sich dort aufhielt, was nicht oft vorkam, stellten sie ihr eigenes Frühwarnsystem gegen Besucher auf. Er hatte nie versucht, sich die Gunst und Freundschaft dieser Menschen zu erkaufen, denn damit hätte er nur das Gegenteil erreicht, aber er klönte mit ihnen, trank mit ihnen und fischte mit ihnen. Er nannte sie beim Vornamen, und sie riefen ihn bei seinem.
    Er hatte gerade einen wundervollen Morgen mit Indira im Bett verbracht, als ein alter Mann, Diarmid MacDiarmid, an die Tür klopfte. Hastig warf Conrad sich etwas über. »Wer ist da?« rief er.
    »James, ich bin es, Diarmid. Ich stör’ dich nicht gern, aber eines dieser schwebenden Dinger, die soviel Krach machen, kommt furchtbar schnell den inneren Sund hoch. Ich glaub’, du kriegst Besuch.«
    »Danke, Diarmid. Ich komme gleich hinaus.« Er drehte sich zu Indira um. »Wer zum Teufel kann das sein?«
    »Wer sonst als Kurt. Er ist der einzige, der von Applecross weiß.«
    »Kwango! Verdammt! Weiß er denn nicht, daß Applecross verbotenes Territorium ist?«
    »Du redest, als gehörte dir der ganze Ort«, murmelte sie.
    Er trat aus der Tür und ging mit Diarmid zum Dorf. Als sie am Strand angelangten, brauste das Luftkissenfahrzeug geradewegs darauf zu. Zehn Meter vor ihnen landete es im Sand. Der Motor erstarb und Kwango stieg aus.
    »Verflucht und zugenäht!« entfuhr es Conrad. Etwas sagte ihm, daß Kwangos Besuch keiner plötzlichen Laune entsprang.
    »Ist er nicht willkommen?« erkundigte sich Diarmid. »Du weißt, du hast gute Freunde, die den schwarzen Gentleman mit Vergnügen für dich ins Meer zurückbefördern.«
    Conrad grinste. Er stellte sich vor, wie Kwango in den Sund zurückgeworfen wurde. Und wie viele Hochländer auch daran beteiligt waren, sie würden sich voll Achtung noch lange daran erinnern, denn Kurt Kwango, halb Nigerianer, halb Deutscher, war ein Mann von beachtlichen Körperkräften.
    »Danke, Diarmid, das ist nicht nötig. Der Mann ist Kurt Kwango, mein Freund.«
    »Oh!« Die Augen des Alten leuchteten auf. »Kwango höchstpersönlich! Dann werde ich euch jetzt alleinlassen, James, denn zweifellos wird euer Gespräch nicht für meine Ohren sein. Aber wir würden uns alle freuen, wenn du, deine Freundin und Kwango heute abend guten Scotch mit uns trinkt. Wir werden auch ein paar alte Lieder singen.«
    »Ich hoffe, es kommt dazu, Diarmid. Ich hoffe es sehr!«
    »Nun, dann ziehe ich mich jetzt zurück.« Der Alte grüßte Kwango mit respektvollem Kopfnicken und stapfte den Strand hoch.
    »Teufel, Boß, seit Stunden versuch’ ich, dich zu erreichen. Hast du dein kleines Kästchen vielleicht auf den Boden geworfen? Ähnlich sehen würde es dir!«
    »Du solltest eigentlich wissen, daß ich mein Funkgerät nie mit hierhernehme! Dadurch würden irgendwelche Schnüffler mich orten, und dann wäre es aus mit der Ruhe in Applecross – meinem Applecross. Also, was führt dich ohne meine Einladung hierher?«
    »Was willst du zuerst hören? Die gute oder schlechte Nachricht?«
    »Die schlechte. Und ich kann nur für dich hoffen, daß sie dein Eindringen rechtfertigt!«
    »Roald Amundsen möchte, daß du sofort von diesem Planeten verschwindest und gleich mit der Sicherung von Argus anfängst. Als er sich nicht mit dir
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