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Das Gift von Argus

Das Gift von Argus

Titel: Das Gift von Argus
Autoren: Edmund Cooper
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Conrad?«
    Conrad, in seiner besten Ausgehuniform und der Mütze unter dem Arm, stand unter der Bewachung von zwei UN-Wachen stramm. Er begegnete Roald Amundsen heute zum erstenmal und bedauerte, daß er zu seinen offensichtlichen Sorgen noch beigetragen hatte.
    »Ich weiß es wirklich nicht, Sir.«
    »Ihr Angriff auf den Direktor von ExPEND hat beachtliche Unannehmlichkeiten nach sich gezogen und zu unwillkommener Publicity geführt.«
    »Das tut mir leid, Sir.«
    Amundsen bedachte ihn mit einem dünnen Lächeln. »Haben Sie vor, mich ebenfalls krankenhausreif zu schlagen, wenn ich nicht Ihrer Meinung sein sollte? Nein? Gut, dann kann ich die Wachen ja fortschicken.« Amundsen tat es. Conrad blieb weiter stramm stehen.
    »Commander, ich habe keinen militärischen Rang, und das hier ist kein Kriegsgericht. Bitte setzen Sie sich. Wir wollen versuchen, unser Problem zu lösen.«
    »Vielen Dank, Sir.« Conrad setzte sich.
    »Es ist Ihnen doch klar, daß der Direktor von ExPEND, außer Disziplinarmaßnahmen auch ein Strafverfahren gegen Sie einleiten kann.«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Generalsekretär lächelte. »Aber das wird er nicht. Seine Beteiligung an der Roboter-Gesellschaft kam zur Sprache. Das ist also nicht das wirkliche Problem, sondern Ihre eigene Zukunft und die von ExPEND. Die Sache hat die solaren Medien nicht zu lange beschäftigt. Leider gibt es immer noch einige sehr einflußreiche Politiker, die ExPEND und seinen Operationen nichts Gutes wünschen – obwohl bereits zwei neue Welten zur Kolonisation gewonnen wurden. Diese Leute haben keinen Weitblick. Sie möchten, daß die gewaltigen Investitionen, die für ExPEND nötig sind, in die Entwicklung der Länder der dritten Welt abgezweigt werden.«
    »Das heißt also, daß mein Hals auf dem Richtblock liegt und sich mehrere Bewerber darum reißen, die Axt zu schwingen.«
    »Genau. Aber es gibt noch weitere Komplikationen. Falls Sie entlassen werden oder selbst um ihren Abschied einreichen, wird die Operation von ExPEND ohnehin flachfallen. Ist das nicht ein hoher Preis, der hier bezahlt werden muß, weil Sie jemandem, den Sie nicht mochten, die Zähne ausgeschlagen haben?«
    »Sir«, sagte Conrad, »einige meiner Leute mußten wegen der Dummheit und Habgier des Direktors sterben. Ich bedaure, daß ich Ihnen Schwierigkeiten bereitet habe, aber ich bedaure es nicht, daß ich diesem Kerl einen Denkzettel verpaßt habe. Darf ich jetzt gehen?«
    »Nein!« Des Generalsekretärs Stimme klang plötzlich hart. »Ich wiederhole: durch Ihre Handlung haben Sie die gesamte Operation, ja das Bestehen von ExPEND in Gefahr gebracht. Mein Büro wird mit Telegrammen und Gesuchen aus der ganzen Welt überschüttet. Wie die Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangten, weiß ich nicht. Eine Untersuchung beschäftigt sich gerade damit.«
    Conrad zuckte die Schultern. »Ich habe nur Fragen von berechtigtem UN-Personal beantwortet und keinerlei Kommentare abgeben, weder öffentlich noch privat.«
    Der Generalsekretär lächelte. »Ich weiß. Sie haben es vielleicht nicht gemerkt, aber Sie standen unter ständiger Beobachtung.«
    »Ich habe es bemerkt«, entgegnete Conrad trocken. »ENTS haben einen sechsten Sinn für dergleichen. Wenn sie Kleinigkeiten keine Aufmerksamkeit schenken, leben sie nicht lange.«
    »Das bringt mich zu etwas anderem. Ist Ihnen bewußt, daß eine Reihe Ihrer Kollegen sich Ihretwegen schon fast der Erpressung schuldig macht?«
    Conrad hob eine Braue und kratzte nervös seine silberne Augenbinde. »Ich bin weder verantwortlich für irgendwelche Aktionen irgendwelcher meiner Kollegen, noch weiß ich etwas davon. Vielleicht dürfte ich etwas darüber erfahren?«
    Roald Amundsen hob ein Blatt von seinem Schreibtisch hoch. »Unter den Telegrammen ist, beispielsweise, dieses: Falls Commander Conrad entlassen wird, kündigen die unterzeichnenden ENTS: Kurt Kwango, Indira Smith, Hal Joseph Mencken, Jane Ustinov, Gunnar Norstedt, Mirlena Robinson, Ribor Maleter, Maeve O’Brien .« Der UN-Generalsekretär seufzte. »Was seid ihr ENTS nur für Leute? Ganz gewiß würden einige dieser Unterzeichneten sofort den Rest ihrer durch den Eintritt in ExPEND erlassenen Haftstrafen voll absitzen müssen, wenn sie ihre Drohung wahrmachen. Was seid ihr für Leute?«
    »Sir, Sie haben Ihre Frage selbst beantwortet. Wir sind Kriminelle, Nichtanpassungsfähige, aus der Gesellschaft Ausgestoßene. Wir sind eine Bruderschaft der Verdammten. Wir wären auf Cocktailpartys keine gern
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