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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)
Autoren: Peter Orullian
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erfüllte die Luft trotz des starken Regens.
    In der Düsternis konnte Tahn vor sich die hohen Schornsteine des Wirtshauses ausmachen. Der Anblick beruhigte ihn, und er zügelte Jole zum Schritt und stieg dann ab. Dort drin würde er seinen Freund Hambley finden. Hambley hatte einen vernünftigen Kopf auf den Schultern. Nach dem, was Tahn gerade gesehen hatte, brauchte er die geduldige Logik seines Freundes.
    Er führte Jole am Zügel hastig die schlammige Straße zum Gasthaus entlang. Es ragte wie ein quadratischer Berg vor ihm auf, gesäumt von großen, überhängenden Zedern. Das Feldstein-Gebäude wirkte wie ein Palast hier im Helligtal, wo die meisten Häuser aus Bohlen gebaut wurden, die von der Sägemühle ein Stück südwärts am Hober kamen. Aus dem obersten Stockwerk ragten in gleichmäßigen Abständen Fenstergiebel hervor. Die roten Dachsteine stammten aus einem Sandsteinbruch irgendwo in den Steppen vor der Hochebene von Sedagin – das sagte jedenfalls Hambley. Er behauptete auch, die Feldstein-Taverne sei das erste Bauwerk gewesen, das nach der Ära der Großen Väter im Helligtal errichtet worden war. Doch die meisten Leute in Helligtal waren überzeugt davon, dass er mit dieser Behauptung nur mehr Gäste anziehen wollte. Jedenfalls waren die Steine glatt, geschmirgelt und poliert von zahllosen Zyklen der Sommersonne und Winterkälte.
    Tahn ging über den Stallhof zu den hinteren Stallungen, die für die Pferde der Gäste reserviert waren. Er stellte Jole ein, sattelte sie jedoch nicht ab für den Fall, dass er es beim Aufbruch eilig haben sollte.
    Er hatte gerade den Stall verlassen, als etwas von hinten gegen ihn prallte, ihm die Luft aus der Lunge presste, ihn von den Füßen riss und in den Matsch stieß. Schlamm spritzte ihm in den Mund, als er stürzte. Jemand setzte sich rittlings auf ihn und hielt mit den Knien seine Arme am Boden. Eine starke Hand drückte seinen Kopf tiefer in den Matsch, der ihm in die Nasenlöcher drang. Panik schnürte ihm die Brust zu. Hatte der Velle ihn so rasch aufgespürt?
    Dann hörte er gedämpft ein Lachen, das ihm bekannt vorkam. Tahn wand seinen Kopf unter der Hand hervor und blickte zu seinem Angreifer auf. Die feixende Visage von Sutter Te Polis hing über ihm.
    »Ich begrab dich im Helligtal!«, stieß Tahn hervor und spuckte schlammigen Mist aus, wobei er vor Erleichterung lächelte.
    »Tatsächlich? Nun, verehrter Jägersmann, im Moment scheinst du hier halb begraben zu sein, und zwar in Matsch und …«, Sutter hob einen mit Mist verkrusteten Strohhalm vom Boden auf, » … dem guten Dünger.« Er schmierte Tahn den Pferdemist ins Gesicht und lachte schallend. Tahn begann zu zappeln und versuchte aufzustehen, aber Sutter hielt sich auf ihm wie ein Stallmeister, der ein eigenwilliges Pferd zähmt.
    Tahn spuckte Stroh und Mist aus, bäumte sich aus der Hüfte auf und schleuderte Sutter über seinen Kopf hinweg in eine große Pfütze. Dann sprang er hoch und band seinen schlammverschmierten Umhang auf. Sutter rappelte sich platschend auf und wirbelte zu Tahn herum. Hambley erschien in der Hintertür, um nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hatte, und zog sich mit ein paar gebrummten Worten über »diesen närrischen Sutter« wieder in seine Küche zurück.
    »Wenn ich siege, verlassen wir noch heute Nacht das Helligtal und suchen uns ein paar hübsche Jungfrauen in der Fremde. Ich muss nie wieder Wurzelgemüse ernten, und du bist fertig mit den Wäldern«, sagte Sutter, während er Tahn lauernd umkreiste. »Vielleicht geben wir uns auch mit etwas weniger Vorzüglichem als Jungfrauen zufrieden.« Er lächelte wissend. »Was sagst du dazu, Eichhörnchen?«
    Tahn spie erneut aus, denn er schmeckte immer noch den widerlichen Pferdemist auf den Lippen. An jedem anderen Tag hätte er Sutter wohl damit aufgezogen, dass die Auslande Dummköpfe nicht über die Grenze ließen. Heute jedoch hatte er keine Zeit für ihre üblichen Spielchen.
    Mit einem Schrei täuschte Sutter einen Faustschlag nach Tahns Bauch an. Tahn fiel auf dieses alte Sutter-Manöver nicht herein. Er ließ sich in den Matsch sinken, schwang das Bein in einem weiten Kreis herum und riss Sutter von den Füßen. Sein Freund landete klatschend abermals in der großen Pfütze. Ehe Sutter wieder auf die Beine kommen konnte, packte Tahn ihn bei den Schultern.
    »Das reicht! Hör mir zu. Ich habe gerade einen Velle gesehen!«
    Sutter starrte verwirrt zu ihm hoch. »Was? Ist das ein neues Spiel?«
    »Kein
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