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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe
Autoren: Campbell Drusilla
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Unterhaltungsshow.«
    Roxanne wünschte, Richter MacArthur würde aufhören zu reden, und gleichzeitig hoffte sie, seine Tirade möge ewig andauern, damit sie niemals den über Simone verhängten Urteilsspruch hören müssten.
    »Ich habe die Beamten dieses Gerichts angewiesen, dass jeder, der sich durch unangemessenes Verhalten hervortut, den Gerichtssaal so lange nicht verlassen darf, bis ich die Erlaubnis dazu erteile. Ich hoffe, Sie haben das verstanden, weil ich heute nicht gerade in nachsichtiger Stimmung bin.«
    Er wandte sich dem Gehilfen der Jury zu. »Rufen Sie die Geschworenen jetzt bitte herein.«
    Die Geschworenen traten in derselben Reihenfolge ein wie immer, als Erstes jene, die auf den hinteren Plätzen der Geschworenenbank saßen. Roxanne musterte jedes einzelne Gesicht, in der Hoffnung auf ein positives Zeichen, das auf nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit hinweisen würde. Die Copy-Shop-Besitzerin hatte ihren Lippenstift abgekaut, doch die Collegestudentin hatte sich die Zeit genommen, den ihren nachzuziehen. Hellrot. Der pensionierte Buchhalter hatte sein Jackett aufgeknöpft.
    Alle, bis auf die Copyshop-Besitzerin, nahmen ihre Plätze ein. David hatte vorhergesagt, dass diese Frau als Obfrau der Geschworenen bestimmt werden würde. Er war ein gewiefter Anwalt und hatte für Simone eine starke Ver teidigung konzipiert. Der Flügelschlag einer Hoffnung strich über Roxanne.
    »Sind Sie zu einem einstimmigen Urteil gelangt?«, fragte Richter MacArthur.
    »Ja, Euer Ehren.« Sie reichte dem Gerichtsdiener ein zusammengefaltetes Blatt Papier, das der Gerichtsdiener an den Richter weitergab, der den Inhalt, ohne eine Miene zu verziehen, las und den Zettel zurückgab.
    »Wie haben Sie entschieden?«
    Die Obfrau wischte sich mit dem Handballen über den Mund, bevor sie sprach. »In der von der Staatsanwaltschaft erhobenen Anklage wegen versuchten Mordes hält die Jury Simone Duran für nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit.«
    Roxanne schrie auf und schlug die Hände vor das Gesicht. Johnny rannte nach vorn. Trotz Richter MacArthurs Warnung brach in den Zuschauerreihen Tumult aus.

19
    August, drei Jahre später
    T y würde Roxanne begleiten, wenn sie ihn darum bäte, doch sie ging lieber allein ins St. Anne’s Hospital. Und er blieb lieber daheim. Er genoss die Daddy-Zeit mit ihrer beider achtzehn Monate altem Sohn, Liam, ein flachshaari ger Junge, der dicke Käfer sammelte, die er unter Steinen fand, und mit einer pinkfarbenen Plüschspinne schlief.
    Sie war dankbar, auf der Fahrt zu ihrer Schwester ein paar Stunden für sich allein zu haben. Hinterher bot ihr die lange Rückfahrt die Zeit, ihr seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen und sich auf ihre Familie zu konzentrieren, Simone nicht zu vergessen, sie jedoch in einem Winkel ihres Bewusstseins abzulegen, wo sie nicht mehr Roxannes vorrangige Sorge war. Roxanne rechnete aus, dass sie die gewundene Straße zum St. Anne’s zum dreiunddreißigsten Mal entlangfuhr. Und angesichts des derzeitigen Verlaufs von Simones Therapie war es sehr wahrscheinlich, dass sie diese Straße noch sehr viel öfter fahren würde. In letzter Zeit fragte sie sich manchmal, ob ihre Schwester vielleicht niemals zu ihrer Familie zurückkehren würde.
    In den ersten Monaten hatte Simone keine Besuche empfangen dürfen, und als das Verbot aufgehoben wurde, hatte Simone durch Dr. Lennox übermitteln lassen, dass sie Roxanne sehen wolle. Die Wiedervereinigung war weniger peinlich gewesen, als Roxanne befürchtet hatte. Zwei Stunden saßen sie im Aufenthaltsraum des Krankenhauses und spielten Monopoly. Es war Simones Wunsch gewesen. Und Roxanne, die noch das Wochenende im Seehaus in Erinnerung hatte, war verblüfft, wie ähnlich Simone den Zwillingen war: Sie knauserte mit ihrem Geld, quietschte vor Freude, wenn Roxanne auf einem ihrer Grundstücke landete, und jedes Mal, wenn sie das »Los«-Feld überschritt, grapschte sie nach den zweihundert Dollar, als wollte Roxanne ihr verwehren, was ihr laut Spielregeln zustand.
    Vor jedem Besuch unterhielt sich Roxanne erst eine Weile mit Dr. Lennox, dem Therapeuten ihrer Schwester. Manchmal hatte sie das Gefühl, er sei genauso ihr Therapeut wie Simones. Sie saß in seinem Büro, und wie immer zu Anfang war sie angespannt und auf der Hut vor seinen Fragen. Heute begann er, indem er ihr erzählte, was sie bereits wusste.
    »Simone ist wütend.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Sie glaubt, ihr Leben sei durch Sie alle
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