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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen
Autoren: Phil Rickman
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im Ort ein paar Fragen stellen wollen, nur zu. Wir haben nichts zu verbergen. Wir haben es in gutem Glauben gekauft, und was wir vorhaben, ist für die Gemeinde nur gut. Ich wäre allerdings etwas diskreter als sonst.»
    Merrily nickte.
    «Das ist genau meine Parole, Adam.»
    Sie hatte Kopfschmerzen.
     
    Sie traten auf den Vorplatz, der jetzt im tiefen Schatten lag. Nicht mal sechs Uhr, und alle schienen nach Hause gegangen zu sein. Vielleicht hatte Adam Eastgate ihr Treffen absichtlich an das Ende des Arbeitstages gelegt, um seinen Mitarbeitern nichts erklären zu müssen.
    Die Bäume waren noch voll belaubt, und es war immer noch warm – zu warm. Es war ein langer, heißer Sommer gewesen, aber inzwischen wurde es jedenfalls früher dunkel.
    «Also – nur damit ich das richtig verstehe –, was genau werden Sie in dem Haus tun, Merrily, um es, äh …?»
    «Kommt drauf an, worum es sich handelt.»
    «Arbeiten Sie ganz allein?»
    «Ich … gehe eigentlich nicht davon aus.» Sie lächelte matt; er hatte es nicht kapiert. «O.k., es gibt ein paar Berater, an die ich mich wenden kann, wenn nötig. Aber das tue ich normalerweise nur, wenn Menschen involviert sind, die spezielle Probleme haben – psychologischer oder … psychiatrischer Natur. Wenn man es mit einem leerstehenden … ich meine, mit einem unbewohnten Haus zu tun hat …»
    Oh, wie man seine Wortwahl anpasste, wenn man es mit tief verwurzeltem Skeptizismus zu tun hatte. Adam Eastgate räusperte sich.
    «Ich dachte nur nicht, dass Sie so …»
    «Klein wären? Weiblich?»
    «Ich wollte eigentlich sagen, dass Sie so sachlich an diese Dinge herangehen.»
    Sollte heißen,
als gäbe es sie wirklich.
    «Das tue ich nicht immer. Aber es gibt ja auch noch eine Gemeinde – Hochzeiten, Beerdigungen, Auseinandersetzungen mit dem Kirchenvorstand.»
    «Ich schätze,
mittelalterlich
war das Wort, nach dem ich suchte.»
    «
Ich
bin mittelalterlich?» Sie sah durch die immer diesiger werdende Luft zu ihm auf. «Sie arbeiten für eine Institution, die, wenn ich das richtig verstanden habe, seit dreizehnhundert-?»
    «Siebenunddreißig. Das Herzogtum Cornwall wurde von König Edward  III . gegründet, damit sein Sohn, der Prinz von Wales, ein Einkommen hatte. Der Vater König Edwards  III ., also Edward  II. , war der Erste, der den Titel Prinz von Wales führte.»
    «Jedenfalls … der erste Engländer.»
    «Womit Sie … was genau sagen wollen, Merrily?»
    «Na ja, sie …» Eastgates scharfer Blick ließ Merrily zusammenzucken. «Sie hatten ihren eigenen Fürst, oder? Die Waliser. Lange Zeit.»
    Und auch nachdem die Prinzen von Wales englisch geworden waren, hatte es Owain Glyndwr gegeben, der noch im fünfzehnten Jahrhundert versucht hatte, den Titel zurückzubekommen. Aber das zu erwähnen wäre vermutlich nicht besonders taktvoll.
    «Nicht mein Thema, walisische Geschichte. Gott sei Dank.» Eastgate richtete sich auf. «Ich hoffe jedenfalls, Sie halten uns auf dem Laufenden.»
    «Ich sage Ihnen natürlich, was ich kann. Solange ich damit nicht das Vertrauen von jemandem missbrauche, falls mir jemand welches entgegenbringt.»
    Nicht, dass das wahrscheinlich war. Wahrscheinlich ließ sich alles auf den Wackelkontakt einer Sicherung oder einen tropfenden Wasserhahn zurückführen – spirituelle Grenzfragen
light
.
    Merrily schloss ihren Volvo auf.
    «Es ist ein leeres Haus. Es gibt dort niemanden, der Tag für Tag mit dem leben muss, was vielleicht vor sich geht. Wir werden also wahrscheinlich … beten, jeden Raum segnen. Oder, wenn eine bestimmte, beständige Anwesenheit festgestellt werden kann, vielleicht eine Seelenmesse abhalten, bei der die Menschen dabei sind, die am engsten mit dem Fall zu tun haben, heute und – wenn möglich – in der Vergangenheit. In neun von zehn Fällen reicht das, um wieder eine Art Ruhe herzustellen. Adam, warum heißt es Meisterhaus?»
    «Falls das jemand erklären konnte», sagte Eastgate, «hat er es nicht gewollt. Vielleicht war es das Haupthaus, als es noch weitere Höfe gab. Oder der Schuldirektor hat dort gelebt?»
    «Mmm.»
    Sie sah noch ein letztes Mal zu dem Hügel hinüber, auf dem vereinzelt weiße Lichter erschienen waren, während die großen Schwestern, der Skirrid und der Sugarloaf, unbewohnt unter dem Himmel lagen, der aussah wie getrocknetes Blut.
    Adam Eastgate sagte: «Haben Sie jemals Angst vor sich selbst, Merrily?»
    «Ich?»
    Merrily lachte, aber es klang in der Stille hohl und wenig
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